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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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auch noch gut aus und so war mir von Anfang an klar, daß ich mit dir gehen wollte. Und wie du siehst, bin ich mit dir gegangen und habe dich nicht abblitzen lassen, so wie ich es vorhatte. Aber ich weiß nun, daß du mich bald wieder verlassen wirst oder sogar mußt. Ich habe mich innerhalb kurzer Zeit total in dich verliebt und kann nichts dagegen machen. Ich hätte mich niemals zu dir an den Tisch setzen dürfen. Fritz, ich liebe dich, weiß aber, daß du bald wieder fort bist. Das ist alles so grausam.«
    Dann brach sie wieder ab und fing an zu schluchzen. Was sollte ich da machen, fragte ich mich. Das Mädchen tat mir leid. Ich konnte nichts für sie tun. Mein Geld würde nicht ewig reichen, denn ich hatte keine Genehmigung für das Land, um mich länger als drei Monate aufzuhalten oder zu arbeiten. Ich wußte selbst nicht, was ich in Zukunft machen würde. Ich suchte krampfhaft nach einem Ausweg, aber mir fiel ums Verrecken keiner ein. Ich hätte sie gerne bei mir behalten, denn Rita würde ich auch einmal überwunden haben. Dann sagte ich zu ihr: »Du hast recht, irgendwann muß ich verschwinden. Das einzige, was du tun kannst, ist mit mir mitkommen. Aber ich muß mein Geld irgendwie anders verdienen als mit Arbeit. In Deutschland werde ich von der Polizei gesucht, da kann ich nicht zurück. Du kannst dir also ausrechnen, was ich für eine Zukunft habe. Sie sieht nicht gerade rosig aus.«
    Dann schwiegen wir beide. Sie dachte wahrscheinlich darüber nach, was sie nun machen sollte. Ich konnte ihr dabei nicht helfen, denn es war ihre Entscheidung und ihr Leben.
    Auf einmal fragte sie mich:
    »Wie lange bleibst du noch in Marseille?«
    »Das weiß ich nicht, denn ich hänge im Moment total in der Luft. Aber ich versuche, so lange wie nur möglich in Marseille zu bleiben, damit wir uns noch eine Weile haben.«
    »Kannst du nicht ungefähr sagen, wie lange das sein wird?«
    »Nein, aber ich werde bald eine Entscheidung treffen müssen. Sobald ich diese getroffen habe, werde ich es dir sagen. Okay?«
    »Ja, Liebling. Es muß herrlich sein, mit dir zusammen-zuleben.«
    »Das weiß ich nicht. Aber du kannst es mir sagen, wenn es dir gefällt.«
    »Das kann ich dir jetzt schon sagen.«
    »Wie fühlst du dich jetzt? Besser als vorher?«
    »Ja, mir geht es besser. Das hat das Gespräch ausgemacht.
    Ich weiß nun, daß du mich ein wenig lieb hast und nicht nur an das Mädchen in Deutschland denkst.«
    Sie hatte recht, aber das wußte wieder der Teufel, woher sie das hatte. Wenn jedes Mädchen so wäre wie Jeanette, dann gäbe es weniger Probleme auf der Welt. Sie wäre bestimmt eine liebe, nette und treue Frau, wenn man sich ein wenig um sie kümmerte. Ach Rita, was soll man da noch machen? fragte ich mich. Du bist in Deutschland und bringst vielleicht heute nacht ein Kind von mir zur Welt, und ich liege hier in Frankreich mit einem Mädchen im Bett. Wie soll man da die Welt noch verstehen? fragte ich mich, denn ich blickte bei mir nicht mehr durch.
     
    Jeanette streckte sich neben mir aus und zog mich zu sich hinunter. Eng umschlungen lagen wir da, und jeder von uns dachte an etwas anderes. Ich war mit meinen Gedanken in der Zukunft, und mir fiel ums Verrecken keine Lösung ein. Auf einmal stellte ich fest, daß ich gerade dabei war zu überlegen, wie ich Jeanette bei mir behalten könnte. Irgendwie hatte ich sie doch gerne, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte.
    Aber wenn ich sie bei mir behalten wollte, dann mußte ich zum Verbrecher werden, dachte ich mir. Aber ein Verbrecher bin ich doch schon und so kann ich auch gleich weitermachen.
    Verloren hatte ich alles und das einzige, was ich im Moment besaß und das mich gerne hatte, war Jeanette. Dann lohnte es sich meiner Meinung nach, zum Verbrecher zu werden und es zu verteidigen. Mir blieb nichts anderes übrig. Um Gotteswillen, was wurde aus mir gemacht. Wir lösten uns aus unserer Umarmung und tranken von dem Wein, der irgendwie auf einmal ekelhaft schmeckte. Nach ein paar kräftigen Zügen aus der Flasche war mir alles egal, und ich wollte sogar zum größten Verbrecher werden, den es je gab.
    Auf ehrliche Weise würde sowieso niemand reich werden.
    Also mußten doch die ganzen Bonzen alles Verbrecher sein?
    Außer die, die einmal im Lotto gewonnen hatten. So kann man doch auch die Reichen beklauen, denn sie hatten es sich doch auch mit Gaunerei erworben. Bei den Armen konnte man nichts holen, also mußte ich an die Reichen ran. Aber wie stellt man das

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