Auch Du stirbst einsamer Wolf
Jeanette dann tanzen, und bei einem Stehblues drückte ich sie an mich. Da sagte sie ganz frech:
»Na, du wirst doch nicht mitten auf der Tanzfläche wollen?«
»Nein, so geil bin ich jetzt auch wieder nicht.«
Langsam lockerte ich meinen Griff, und sie gab mir einen flüchtigen Kuß auf den Mund. Da war schon das halbe Rennen gewonnen, dachte ich mir. Sie war ein bißchen anständiger als Vallerie, obwohl sie aus einem ganz miesen Elternhaus stammte. Es war nun schon sehr spät, und auch ich knutschte mit Jeanette rum. Sie konnte küssen wie eine Göttin, und ihre Lippen waren weich wie Samt.
Vallerie und Ted saßen am Tisch und machten wie die Wilden miteinander rum. Ted hatte schon seine Hand in ihrer Bluse und Vallerie fummelte immer ganz unauffällig an seinem Hosenladen rum. Auf einmal sagte Jeanette zu mir:
»Sollen wir nicht lieber gehn? Du siehst doch, was mit den beiden los ist. Die können sich kaum noch halten.«
»Und was machen wir in der Zeit, während sich die beiden im Hotel vergnügen?«
»Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder wir schauen bei ihnen durch das Schlüsselloch zu, oder wir machen dasselbe wie sie. Was ist dir lieber?«
»Dasselbe«, sagte ich, und ich mußte lachen, da es sich anhörte, als wenn ich ein Essen bestellte. Jeanette mußte auch lachen, und wieder fiel mir auf, wie natürlich und ungezwungen sie lachen konnte. Wir bezahlten die Rechnung und machten uns auf den Weg.
Im Hotel fiel uns ein, daß wir nichts zum Trinken hatten, und so ging ich zum Portier, der noch auf war. Der hatte noch ein paar Flaschen Wein, wovon ich gleich vier mitnahm. Zwei davon drückte ich Ted in die Hand, und jeder verschwand auf sein Zimmer. Kaum war die Türe hinter mir und Jeanette geschlossen, da war sie auch schon nicht mehr zu halten, denn sie sagte zu mir:
»Wenn du erst noch etwas trinken willst, dann mach ich es mir selber.«
Erst war sie so zurückhaltend, und nun wollte sie es sich selber besorgen, wenn ich nicht gleich an die Arbeit ginge. In Windeseile hatten wir unsere Klamotten ausgezogen und waren wie Adam und Eva bei ihrer Schöpfung. Jeanette hatte einen makellosen Körper, der mich wahnsinnig in Erregung versetzte. Wir pflanzten uns auf das Bett, und was dort passierte, ist jedermann klar. Über eine Stunde machten wir unseren Sport, bis wir beide erschöpft nebeneinander lagen. Ich war ausgelaugt bis auf das Knochenmark, und ich hatte in dieser einen Stunde das nachgeholt, was ich die letzten Wochen versäumt hatte. Jeanette holte nach einer Weile eine von diesen Weinflaschen und öffnete sie. Da wir keine Gläser hatten, außer einem Zahnbecher, tranken wir aus der Flasche. Als wir uns einigermaßen erholt hatten, ging das Spiel wieder von vorne los. Danach war ich aber fertig mit der Welt und wollte vorläufig nichts mehr vom Vögeln wissen. Wir lagen dann nur noch nebeneinander und streichelten uns zärtlich. Ich fühlte mich wohl in ihren Armen, bis mir wieder Rita ins Gedächtnis schoß. Da machte ich mich aus ihrer Umarmung frei und setzte mich auf die Bettkante. Sie merkte sofort, daß etwas nicht stimmte und fragte:
»Was ist denn los mit dir?«
»Nichts.«
»Ist es wegen einem anderen Mädchen, das du zurückgelassen hast, als du von Deutschland weggegangen bist?«
Über diese Frage war ich sehr erstaunt, denn ich hatte Rita überhaupt nicht erwähnt. Ich fragte mich, ob sie so gute Menschenkenntnisse besaß oder dies nur aus der Luft gegriffen hatte.
»Warum sollte es gerade wegen einem Mädchen sein?«
»Also hast du doch etwas, was dich bedrückt. Und bei dir kann es sich nur um ein Mädchen handeln, das du sehr gerne hast.«
»Woher willst du das so genau wissen?«
»Weil du so zärtlich bist und niemals den Menschen vergessen wirst, den du liebst. Und bei dir kann es sich nur um ein Mädchen handeln, weil du nicht schwul bist.«
»Ja, du hast recht. Es ist wegen einem Mädchen, das ich sehr gerne habe und das bald einmal ein Kind von mir auf die Welt bringen wird, und ich bin nicht bei ihr.«
»Hast du mit ihr Schluß gemacht oder sie mit dir?«
»Das ist eine lange und verzwickte Geschichte, die ich dir nicht erzählen will.«
»Okay. Das akzeptiere ich, denn ich verstehe dich.«
Irgendwie war mir das Mädchen, auf einmal doch nicht mehr so egal, wie ich anfangs gedacht hatte. Ich legte mich quer über das Bett, so daß ich meinen Kopf auf ihren Bauch legen konnte.
»Fritz!«
»Ja.«
»Ich habe vorhin auch an meinen Exfreund gedacht, der
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