Auch Du stirbst einsamer Wolf
mich wegen einer reichen Göre einfach sitzenlassen hat.«
»Das macht doch nichts, wir sind alle nur Menschen und erinnern uns.«
Wir lagen nun da und keiner sagte mehr etwas. Es war eine unheimliche Stille im Zimmer. Nach einer Weile sagte Jeanette zu mir:
»Du, ich glaube, ich habe mich in dich verliebt. So einen Mann wie dich habe ich mir immer gewünscht. Aber ich weiß auch, daß ich dich niemals besitzen kann, da dein Herz noch bei diesem Mädchen in Deutschland ist. Es sind Hunderte von Kilometern dorthin und trotzdem seid ihr miteinander verbunden.«
Ich hörte mir das alles an, aber sagte kein einziges Wort, da ich Angst hatte, ich würde anfangen zu weinen. Das Mädchen hatte verdammt recht, und ich hätte gerne gewußt, woher sie das alles hatte, wenn doch ihre Mutter eine Hure war und sie keine höhere Schule besucht hatte.
»Wenn ich das Mädchen in Deutschland gewesen wäre, dann hätte ich dich nie gehen lassen, oder ich wäre mit dir gegangen.
Du mußt es sehr schwer gehabt haben in deinem Leben, sonst würdest du dich nicht wie ein Mann verhalten, sondern wie die anderen Jungen. Die machen den ganzen Tag nur Dummheiten und reden einen Mist zusammen, daß es einem schlecht werden kann.«
Dann brach sie ab und fing an zu schluchzen. Ich nahm sie in die Arme wie ein kleines Kind, das getröstet werden mußte.
Fragen stellte ich ihr keine, da dies sowieso keinen Sinn gehabt hätte. Behutsam streichelte ich ihr über das lange blonde Haar und über ihren nackten Körper, der sich durch das Weinen immer hin-und herschüttelte. Langsam hörte sie auf zu schluchzen und blieb ganz still in meinen Armen liegen. Ich nahm mir vor, ihr zu helfen, wenn ich es irgendwie konnte.
Dazu mußte ich aber erst einmal wissen, weshalb sie diesen Weinkrampf bekommen hatte. Eine ganze Weile lag sie wie tot in meinen Armen. Dann zog ich sie behutsam nach oben, so daß ich ihr ins Gesicht schauen konnte. Sie sah unendlich traurig aus, mit ihren verweinten Augen. Ich küßte sie ganz sanft auf die Lippen und nahm sie wieder in die Arme. Ich sprach kein Wort, denn ihr langte schon meine Umarmung, um sich zu beruhigen. Wie ein kleines Kind klammerte sie sich an mich, als wäre ich für sie alles, was sie auf der Welt hatte. Als wir uns eine Weile so festgehalten hatten, fragte ich sie:
»Willst du mir nicht erzählen, warum du auf einmal so weinen mußtest?«
Ich bekam keine Antwort, aber ich wußte, daß sie mir eine geben würde, sobald sie dazu in der Lage wäre. Geduldig wartete ich, und nach ein paar Minuten fing sie an zu erzählen:
»Ich habe nur noch meine Mutter und wie du weißt, ist sie eine Hure. Ein gutes Verhältnis hatte ich noch nie zu ihr. Als ich klein war, schlug sie mich immer, und ich mußte zuschauen, wie sie es mit ihren Freiern trieb. Und als ich dann fast erwachsen war, ging ich ihr immer aus dem Weg. Wir kamen nur noch zusammen, wenn es um etwas Wichtiges ging.
Mit neunzehn lernte ich meinen Freund kennen. Ich hatte zwar schon vorher ein paar Freunde gehabt, aber keinen hatte ich so richtig gerne. Und gerade diesen einen liebte ich über alles. Ein ganzes halbes Jahr ging die Sache gut mit ihm, als er auf einmal anfing zu spinnen. Er hatte eine Göre kennengelernt, die ihm finanziell alles bieten konnte, denn sie hatte einen Haufen Geld, was ich nicht hatte. Dann kam er eines Tages zu mir und schrie mich an. Das war ihm aber noch nicht genug, und so schlug er mich noch. Danach verschwand er und ließ mich einfach sitzen, als wenn ich ein Stück Dreck wäre.
Tagelang wartete ich auf seine Rückkehr, aber er kam nicht.
Ich liebte ihn immer noch, obwohl er mich so schlecht behandelt hatte. Als ich merkte, daß er nicht zurückkam und es für immer aus war, wollte ich mich umbringen.«
Nach diesem Satz machte sie eine kurze Pause. Ich hörte mir alles an, aber sagte kein Wort, da es fehl am Platze gewesen wäre. Dann erzählte sie weiter: »Ich brachte es aber nicht fertig, mich umzubringen, und so fing ich an, die Männer zu hassen. Jeden, der versuchte, mir den Hof zu machen, ließ ich eiskalt abblitzen. Manchmal verarschte ich sie sogar und ließ sie sitzen. Es freute mich immer, wenn sie sich ärgerten, weil sie einen Korb bekommen hatten. Und dann tauchst du in der Disco auf und lädst uns zu euch an den Tisch ein. Erst wollte ich dich auch abblitzen lassen, aber als ich in deine Augen sah, konnte ich es nicht. Dein Blick war so sanft, daß ich nicht widerstehen konnte. Du siehst
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