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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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an? Die Reichen lassen sich bekanntlich nicht so leicht beklauen, und wenn man dabei erwischt wird, gibt es gesalzene Gefängnisstrafen, da sie mit den Richtern Hand in Hand arbeiteten. Das ist sogar in Deutschland so, denn dort bekommen die Reichen auch alle Vergünstigungen vor Gericht, und die Armen werden immer eingesperrt. Solche Gedanken machte ich mir, als ich neben Jeanette lag. Ich mußte mit Ted darüber sprechen, denn er hing ebenfalls in der Luft und wußte nicht, was er machen sollte.
    Es wurde langsam hell, und wir schauten vom Bett aus aus dem Fenster, wie der Morgen graute. Mir graute es auch, denn ich war wieder einigermaßen nüchtern. Ich mußte unbedingt mit Ted über die Reichen sprechen und wie man sie am besten schoren könnte. Irgendwie mußte man doch an ihr Geld und ihre Reichtümer kommen, die sie überall hatten. Es geht alles, dachte ich, wenn man nur will. Das hatte mein Vater immer gesagt, und der hatte im allgemeinen recht, auch wenn er es nie zu etwas gebracht hatte. Man darf auch alles, nur sich dabei nicht erwischen lassen, war auch einer seiner Sprüche.
    Ich stand auf und zog mir meinen Morgenmantel an. Dann ging ich hinunter zum Portier und bestellte Frühstück für zwei Personen. Ich ging zu Jeanette zurück, die immer noch im Bett lag. Ich hatte einen Kaffee wirklich nötig, nach dieser Nacht.
    Ein paar Minuten später stand der Portier schon mit dem Frühstück da, und Jeanette zog sich die Decke über den Kopf, da sie nichts anhatte. Ich nahm es ihm ab und trug es ans Bett.
    Kaum war der Portier wieder weg, da fiel Jeanette auch schon über das Frühstück her wie ein hungriger Wolf. Ich nahm mir nur eine Tasse Kaffee und schaute ihr beim Essen zu. Sie war wie ein Kind, und als sie feststellte, daß ich nichts aß, wollte sie mich füttern. Ich ließ mir die Sache gefallen, und nach einer Weile fand ich es amüsant.
    Nach dem Frühstück gingen wir gemeinsam duschen. Das tat einem richtig gut und die Lebensgeister kamen langsam wieder zurück.
    Auch bei Jeanette schienen sie wieder zurückzukehren, denn sie wollte wieder eine Nummer schieben, und das unter der Dusche. Jeanette meinte, sie müßte mich so lange wie möglich in ihren Armen halten, da sie vielleicht morgen schon nichts mehr von mir haben könnte. Das war verständlich, und so liebten wir uns sooft, wie wir nur konnten.
     
    Nach dem Duschen zogen wir uns an. Zusammen mit Ted und Vallerie machten wir einen richtigen Bummel durch die Straßen von Marseille. Es war eine riesige Stadt und vor allen Dingen dreckig. Überall waren Clochards, die ein Schild vor sich hatten und bettelten. Bevor ich einmal soweit abrutschen sollte, würde ich mir eine Kugel in den Kopf hauen, dachte ich mir. Aber so viele Bettler hatte es nur in Marseille, klärte mich Jeanette auf. Wir bummelten, Hand in Hand, durch die Straßen, schauten uns Schaufenster an und gingen ab und zu in ein Café, um uns aufzuwärmen, denn es war kalt draußen. Ich fühlte mich ausgesprochen gut und hätte Bäume ausreißen können.
    Jeanette war immer neben mir, und ich fühlte mich geborgen bei ihr. Warum wußte ich nicht genau, aber sie hatte irgend etwas an sich, was mich unheimlich anzog. An Rita dachte ich nicht mehr groß, aber ab und zu fiel sie mir doch ein. Die Gedanken an sie versuchte ich immer gleich zu verdrängen und widmete mich gleich wieder Jeanette.
    Am Mittag gingen wir essen und auf einen kurzen Sprung zu Jeanette nach Hause. Die Wohnung sah aus wie eine Steinzeithöhle, und ich traute mich gar nicht einzutreten, denn überall war Dreck und Müll. Das einzige, was sauber war, war Jeanettes Zimmer. Dort setzte ich mich auf das Bett und meinte zu ihr:
    »Da muß eine Wahnsinns Party gestern abend gewesen sein.«
    »Nein, es war keine Party. Da sieht es immer so aus, denn meine Mutter macht nie etwas sauber. Wenn ich nicht ab und zu aufräumen täte, dann wäre dies hier eine Müllhalde.«
    Ich war total erschüttert, als ich dies gehört hatte. Dort sah es noch schlimmer aus als bei meiner Mutter früher, als sie noch bei uns war.
    »Wie kommt es, daß dein Zimmer so sauber ist?« »Wenn es bei meiner Mutter so miserabel aussieht, muß es bei mir noch lange nicht auch so aussehn. In meinem Zimmer hat sie nichts zu suchen, denn ich bezahle dafür.«
    »Was tust du? Das Zimmer bezahlen? Von was überhaupt?«
    »Ab und zu mache ich Aushilfe in einem Bäckerladen und auch ab und zu Schicht im Krankenhaus, als Putzfrau. Von dem Geld trete ich

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