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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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einfiel, daß ich verschwinden sollte, denn der eine Mann hatte nach der Polente gerufen.
    Wenn die kamen, dann würde ich bestimmt überprüft und sie hätten mich wieder am Wickel. Das wollte ich aber nicht und wartete auf eine günstige Gelegenheit, damit ich verschwinden konnte. Die ergab sich von ganz alleine, denn es hatte sich schon eine richtige Menschenmasse angesammelt, und die beiden Fahrer stritten sich. Niemand achtete auf mich, und so machte ich schnell einen Fuchs, was niemand bemerkte, denn alles achtete auf die beiden Fahrer, die sich immer noch stritten. Ich war richtig happy, daß ich aus der Sache so gut hinausgekommen war. Als ich weit genug von der Unfallstelle entfernt war, fragte ich jemanden nach der Straße, die nach Warenberg ging. Da ich eine genaue Antwort und Beschreibung bekam, fand ich diese auf Anhieb. Der Verkehr war etwas stärker geworden, und so hatte ich gleich jemanden, der mich mitnahm. Der Typ sah mir aber nicht ganz geheuer aus, und deswegen machte ich keine Anstalten, mit ihm ein Gespräch anzufangen. Aber er schien mit mir sprechen zu wollen, denn er fragte mich Sachen, die ihn einen feuchten Dreck angingen.
    Drei bis vier Orte weiter ging mir das so auf den Wecker, daß ich ihn bat, anzuhalten und mich aussteigen zu lassen. Das machte er, und als ich wieder auf der Straße stand, war es mir wohler in meiner Haut.
    Nun stand ich in einem kleinen Dorf, zwei volle Stunden, und kein Schwein hielt an. Dann näherte sich auf einmal ein Wagen, der aussah, als wenn er gleich den Geist aufgeben würde. Trotzdem streckte ich meinen Daumen raus. Und siehe da, ein Wunder geschah. Der fahrende Mülleimer hielt tatsächlich an. Am Steuer saß ein Typ, der scheinbar noch nie etwas von Seife, einem Kamm und einem Friseur gehört hatte.
    So etwas Verkommenes hatte ich noch nie gesehen. Aber er hatte ein Auto, und deswegen war er mir auch gleich sympathisch. Ich fragte ihn, ob er nach Warenberg fahre. Zwar wollte er da hinfahren, aber er mußte vorher noch etwas erledigen.
    Damit war ich einverstanden und warf gleich meine Reisetasche auf den Rücksitz. Dann fuhren wir zwei Orte weiter und machten an einem Bauernhof halt, was mich sehr verwunderte. Dort stiegen wir aus, und der Typ erklärte mir, daß er dort ein paar Tiere füttern müßte. Die Besitzer waren in Urlaub, und so machte er Vertretung für sie. Er hatte dort auch ein Zimmer, und so gingen wir erst einmal in seine Bude. Dort kochte er einen anständigen Tee, und wir fingen an uns zu unterhalten. Der Typ hörte auf den Spitznamen Jesus, und da er es mir anbot, nannte ich ihn auch so. An und für sich war er ganz in Ordnung, nur seine Lebenseinstellung fand ich behämmert. Er wollte die Welt so haben, wie sie bei ihrer Schöpfung gewesen sein soll. Weder eine Fabrik noch ein Elektrizitätswerk sollte darauf stehen. Aber seinen Tee kochte er auf dem Elektroherd wie jeder andere auch. Aber jedem das seine, wie es so schön heißt, und so sagte ich nicht viel zu diesem Thema. Als wir den Tee getrunken hatten, fing der Alternativboy an, die Tiere im Stall zu füttern. Da ich auf so Sachen, wie Schweine und Hühner füttern, nicht stehe, ließ ich ihn die Arbeit alleine machen. Als er mit dem ganzen Mist fertig war, war es schon nach elf, und ich dachte, daß ich nie mehr nach Warenberg kommen würde. Er wollte auch noch eine Bekannte auf den Weg dorthin abholen, und ich konnte mir vorstellen, daß ich die fünfzig Kilometer, die es noch bis Warenberg waren, schneller gelaufen wäre, als wenn ich mit dem Typen mitfahren würde. Um halb zwölf fuhren wir endlich weiter, und da wir noch ein wenig Zeit hatten, denn die Bekannte wollte er von der Schule abholen, und die hatte erst um zwölf Uhr aus, machten wir an einer Würstchenbude halt.
    Dort hauten wir uns jeder eine Currywurst und eine Portion Pommes in den Rachen und fuhren weiter. Erst gegen zwölf standen wir an der Schule und warteten auf diese komische Bekannte, die gleich Schulschluß haben mußte. Er schaute die ganze Zeit auf den Eingang der Schule, als er plötzlich schrie
    »Da ist sie!« und mit dem Finger auf ein Mädchen zeigte, das gerade aus dem Portal kam.
    Ich hatte schon viele Frauen gesehen, aber so etwas noch nie.
    Mir blieb die Spucke im Hals stecken, und die Pommes kamen mir fast wieder hoch. Das Girl war häßlich und angezogen, als wenn sie ihre Garderobe vom Müllplatz bezog. Ich mußte zweimal hinschauen, um auch zu glauben, was ich dort sah. Sie trug

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