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Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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sagte sie, als hätte Barbara danach gefragt, und angelte ein paar Scheine aus ihrem Portemonnaie, um die Bezahlung zu beschleunigen, bevor halb Hillsboro hinter ihr anstand. Sie hatte angenommen, sie würde dies mit hoheitsvoller Kaltblütigkeit über die Bühne bringen, aber sie spürte schon jetzt, wie ihr Gesicht heiß anlief. So entsetzt, wie Barbara sie ansah, hätte man meinen können, sie hätte noch nie ein Kondom verkauft.
    Barbara lief ebenfalls rot an. »Weiß Ihre Mutter davon?«, flüsterte sie, halb vorgebeugt, damit möglichst nur Daisy sie hörte. Wenigstens dafür musste sie ihr dankbar sein, dachte Daisy.

    »Noch nicht, aber bald«, murmelte Daisy, die schon die Telefonleitungen glühen sah, sobald die Ladentür hinter ihr zugefallen war. Sie schob das Geld über die Theke, um den Handel endlich zum Abschluss zu bringen.
    »Ich hab’s eilig«, meldete sich von hinten und oben eine tiefe, grummlige Stimme, die Daisy erstarren ließ. »Tippen Sie die verdammten Dinger endlich ein.«
    Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie sich nicht mehr rühren können. Sie kannte diese Stimme; sie hatte sie in letzter Zeit viel zu oft gehört. Am liebsten hätte sie sich an Ort und Stelle in Luft aufgelöst.
    Barbaras Gesicht erblühte zu zartem Lila, während sie den Scanner über den Strichcode hielt und die Summe aus der Kassenanzeige ablas. Sie nahm Daisys Geld entgegen, reichte ihr schweigend das Wechselgeld und verstaute den Partypack in einer weißen Papiertüte mit der knallroten Aufschrift Clud’s Pharmacy . Daisy schob das Kleingeld in ihren Geldbeutel, nahm die Papiertüte entgegen und verließ zum ersten Mal in ihrem Leben ein Geschäft, ohne sich bei der Verkäuferin zu bedanken.
    Zu ihrem bodenlosen Entsetzen wollte Chief Russo überhaupt nichts kaufen, sondern folgte ihr auf dem Fuß. »Was soll das?«, zischte sie ihn an, als sie auf den Bürgersteig traten. »Gehen Sie wieder rein und kaufen Sie was!« Eventuell würde er die glühende Röte in ihrem Gesicht ja den vom Asphalt aufsteigenden Hitzeschwaden zuschreiben. Vielleicht würde ihm ja gar nicht auffallen, dass sie vor Scham fast im Boden versank.
    »Ich brauche nichts«, war die Antwort.
    »Warum sind Sie dann überhaupt reingekommen?«
    »Weil ich Sie gesehen habe und mit Ihnen plaudern wollte. Kondome, wie?« Er betrachtete interessiert die Papiertüte. »Sieht nach einer ziemlich großen Schachtel aus. Wie viele sind da drin?«

    »Verschwinden Sie!«, stöhnte Daisy und eilte, das Partypack fest an ihre Brust gepresst, schneller den Bürgersteig entlang. Als sie den Plan gefasst hatte, Kondome zu kaufen, damit die Männer auf sie aufmerksam wurden, hatte sie damit keinesfalls ihn und ganz gewiss nicht jetzt gemeint. In einer halb hysterischen Vision sah sie eine Horde von Männern, die ihr nachliefen und alle einen Blick in ihre Tüte werfen wollten. »Jetzt denkt Barbara, ich hätte die Dinger für Sie gekauft!« Inzwischen hatte mindestens ein Mensch, wenn nicht schon zwei, erfahren, dass der Polizeichef und Daisy Minor gemeinsam eine riesige Schachtel Kondome gekauft hatten. Und obendrein hatte der Polizeichef erklärt, er habe es eilig! Sie verschluckte ein neuerliches Stöhnen.
    »Ich kann mir selbst Kondome kaufen, danke«, erwiderte er freundlich.
    »Sie wissen genau, wie ich es meine! Sie denkt, sie seien für uns - dass wir …« Sie verstummte, weil die Worte einfach nicht über ihre Lippen kommen wollten.
    »Wir müssten es treiben wie die Karnickel, wenn wir die alle während der Mittagspause aufbrauchen wollten«, wandte er ein. »Ich glaube nicht, dass das möglich wäre. Wie viele sind es insgesamt, sechs Dutzend vielleicht? Also zweiundsiebzig, was bedeutet, dass wir, selbst wenn wir eine ganze Stunde zur Verfügung hätten, ungefähr alle einundfünfzig Sekunden ein neues Kondom nehmen müssten.« Er verstummte und schien nachzudenken. »Ich habe keine Lust, derartige Rekorde aufzustellen. Ein Kondom jede Stunde oder alle zwei Stunden käme mir da mehr entgegen.«
    Sie spürte, wie ihr vor Schreck wahrhaftig die Knie weich wurden, obwohl das natürlich auch daher kommen konnte, dass sie wie eine Wahnsinnige durch die Mittagshitze raste. Dank seiner langen Beine konnte er bequem mit ihr Schritt halten; er kam nicht einmal ins Schnaufen.
    Nicht dass sie geschnauft hätte; sie wollte sich lieber nicht
eingestehen, dass sie ins Schnaufen kam, während er sich darüber ausließ, ein Kondom pro Stunde zu verbrauchen.

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