Auch Frauen wollen nur das eine

der geschlechtsspezifischen und traditionellen Archetypen scheint ja für die große Zahl der Erwachsenen, die freiwillig an Spanking-Spielen teilnehmen, zufriedenstellend zu funktionieren. Und sicher, indem man die Rolle des »ungezogenen Mädchens« oder des »strengen Patriarchen« annimmt (wenn man bedenkt, dass jedes Geschlecht jede Rolle annehmen kann), so hat das sexuelle Rollenspiel das Potenzial, subversiv zu sein, und erzwingt keine traditionellen Vorstellungen vom Patriarchat. Wer irrt sich denn hier, wenn ein Fundamentalist, der Zensur propagiert, einer glücklichen, maskulinen Lesbe sagt, ihre sexuelle Ausrichtung sei falsch? Gebildete Erwachsene können selber entscheiden, welche Spielchen sie in der privaten Abgeschiedenheit ihrer eigenen Häuser bevorzugen. Niemand will den mahnenden Zeigefinger des Sittenwächters im Schlafzimmer sehen. Man könnte sagen, in einer Welt voller Ungleichheit komme es einer Beleidigung gleich, wenn man Spaß mit Stereotypen hat. In diesem Zusammenhang wäre es auch unfair, in den gesetzlichen Ferien zu verreisen, sich gesund zu ernähren und Zugang zu sanitären Einrichtungen und moderner Medizin zu haben. Diese Ungleichheiten sollten nicht in der sexuellen Arena angegangen werden. Ungleichgewicht der Macht taucht auf, wenn es zu Ungleichgewichten der Geldverteilung kommt, und dieses Buch behandelt die Politik des Vergnügens und nicht die der Wirtschaft.
    Die meisten sadomasochistischen Beziehungen fußen auf beiderseitigem Einvernehmen und gegenseitigem Vertrauen; alle Paare, die S/M betreiben, haben ein Sicherheitswort, das ihnen heilig ist. Sobald das Wort ausgesprochen wird, hört das Spiel auf. Ich möchte von vornherein eins klarstellen: Wenn man sich auf Sex einigt, bei dem der eine Partner die dominante Rolle übernimmt, hat das nichts mit häuslicher Gewalt zu tun, die ausdrücklich ein Verbrechen ist. S/M-Verfechter sind verantwortungsbewusste Leute, und es gibt in den USA und Großbritannien viele Organisationen, die mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn Leute Interesse bekunden, die neue Seite ihrer Sexualität auszuprobieren. Es wäre dumm, sich einfach so in ein S/M-Abenteuer zu stürzen, ohne vorher den Partner zu kennen oder ohne abgesprochen zu haben, was beide Partner von der Situation erwarten. Jede verantwortungsbewusste Person in der S/M-Szene würde empfehlen, dass Neulinge sich erst einmal mit dem Basiswissen vertraut machen, wie man den Partner sicher fesselt (wenn man auf Bondage steht) oder welche unterschiedlichen Resultate sich mit den verschiedenen Instrumenten der Züchtigung erzielen lassen (wenn man auf Bestrafungsmaßnahmen steht). Im Verlauf der letzten zehn Jahre hat die Zahl der hochspezialisierten Einzelhändler zugenommen, die vornehmlich den esoterischen sexuellen Geschmack bedienen. Viele dieser Shops sind frauenfreundlich (oft sind die Eigentümer Frauen) und Lichtjahre entfernt von den schmuddeligen Sex-Shops von gestern, die voll waren von pfirsichfarbenem Lederzeug. Adressen findet man hinten im Buch, auch alle weiteren Informationen.
    Viele Unterwürfige schreiben ihre sexuellen Wünsche nieder, und der dominante Partner gibt sich große Mühe, eine Umgebung zu schaffen, die die wildesten Träume des Partners erfüllt. Wenn man all die Kleidungsstücke, Utensilien und Dinge zur richtigen Ausstattung besorgen will, hat man alle Hände voll zu tun; daher muss die dominante Hälfte einer S/M-Partnerschaft den Großteil der Arbeit verrichten. Möchte man die S/M-Praktik beschreiben, so hilft vielleicht das Bild des Cowboy- und Indianer-Spiels für Erwachsene. Das Aufregende der Jagd, der Gefangennahme, des Gefangenseins und des Bekennens ist etwas, das wir schon in den kindlichen Spielen gelernt haben. Daher ist es kein so großer Schritt von den Schulhofspielen unserer Kindheit, wenn der geliebte Partner uns fesselt und bestraft. Man erinnere sich nur, wie die Mädchen damals kreischten, wenn die Jungs hinter ihnen her liefen, um ihnen Küsse abzujagen. Einige von uns möchten eben, dass diese Spiele nie aufhören; nur vertauschen wir jetzt den Schulhof oder Spielplatz mit dem Schlafzimmer.
    Es sind zwei vollkommen verschiedene Dinge, ob man Opfer ist oder ein williger Unterwürfiger. Ein Opfer hat keinen Einfluss auf das, was ihm/ihr widerfährt. Ein bekennender Masochist oder williger Unterwürfiger hat selbst einen komplexen Machttausch mit einem Partner arrangiert, der dem Vorhaben zugestimmt hat. Der dominante Partner der