Auch keine Tränen aus Kristall
Jetzt sind wir schon so weit gekommen.« Sie blickte mit gierigen Blicken zur Hangar-Öffnung hinüber. »In diesen Käfig gehe ich nicht zurück.«
Rings um sie war beifälliges Murmeln zu hören.
»Ganz meiner Ansicht. Wir müssen jetzt einfach etwas riskieren«, pflichtete Ryo ihr bei. Er führte sie nach unten.
Die Rampe, die ins Innere des Shuttle führte, war heruntergelassen. Die meisten Ungeheuer begaben sich hinein, aber ein paar Techniker, geführt von Javier, eilten ans Heck, wo sie in der offenen Luke zu arbeiten begannen.
Ryo hielt nervös in der Nähe Wache. Die Stimmen kamen jetzt noch näher, wurden dann aber wieder leiser. Nach einer kleinen Ewigkeit war hinter ihm ein lautes, metallisches Klicken zu hören. Die Ungeheuer hatten ihre Arbeit beendet und waren jetzt dabei, die Luke zu schließen. Luh und Bonnie erwarteten sie am Fuß der Zugangsrampe.
»Alles klar«, flüsterte Javier. »Anscheinend haben die nur getestet. Alles war noch dort, wo es hingehört.« Sie zuckte die Achseln; eine weitere Geste, die Ryo inzwischen vertraut war. Die Ungeheuer hatten unrecht, wenn sie behaupteten, dass sie sich nur mit ihren Stimmen miteinander verständigten. »Wir werden es jedenfalls versuchen müssen. Für eine detaillierte Überprüfung haben wir keine Zeit.«
»Richtig. Geht an Bord!«
Die drei Ungeheuer eilten die Rampe hinauf. Luh wandte sich verlegen zu Ryo um. »Wir wissen nicht, wie wir dir danken sollen. Das weißt du. Worte reichen da wirklich nicht aus.«
»Ihr habt noch nicht einmal euer Schiff erreicht und seid noch weit vom Sprung durch den Plusraum entfernt. Es wäre voreilig, jetzt schon an Dank zu denken.«
»Nein. Selbst wenn wir nur bis hierher kommen, schulden wir dir mehr, als man in Worten deiner oder unserer Sprache ausdrücken kann. Wir warten jetzt, bis sich die Deckenluken öffnen. Bist du auch ganz sicher, dass man dir nichts zuleide tun wird? Du hast mir gesagt, die würden eine Weile brauchen, bis sie sicher wüssten, dass du die Schlafgas-Kanister verstellt hast. Aber dieser Posten hat dich erkannt.«
»Das hat nichts zu sagen«, erwiderte Ryo. »Ich komme mit euch mit. Die Deckenluken sind bereits programmiert. Das habe ich bereits getan, als ich euer Schiff auf Schäden überprüft habe.« Er wies auf einen Computer-Terminal in der Nähe. »Sie sind nicht abgeschlossen. Niemand würde sich hier ohne spezielle Anweisung der Luft aussetzen.«
Luh und Bonnie waren einen Augenblick sprachlos.
»Warum sollte ich nicht mit euch kommen?« Er kämpfte darum, seine Erregung und seine Nervosität im Zaum zu halten. »Mein ganzes Leben lang hat mich etwas weitergetrieben und dazu veranlasst, das Unbekannte zu lernen. Es hat mich dazu getrieben, euch beiden meine Freundschaft anzubieten und dann auch euren Begleitern. Es hat mich dazu getrieben, einen Akt der Eint- Verleugnung zu begehen. Warum sollte ich jetzt nicht auch noch weitergehen und das nächste Extrem suchen, wo mich doch etwas in meinem Inneren dazu treibt?«
»Ich weiß nicht.« Luh sah Bonnie unsicher an. »Ich habe keine Vollmacht. Ich ... «
»Sprich mit deinem Baumei ... deinem Captain, Elvirasanchez. Es dauert nur einen Augenblick. Wir haben keinen formellen Kontrakt, aber man könnte sagen, dass ihr mir das schuldig seid.«
»Trotzdem bin ich nicht sicher ...«
Ein schrilles Pfeifen durchdrang die Stille. Augen - einzel- und mehrlinsige - drehten sich herum. Drei Wachen standen zwischen einem Schiff der Luftverteidigung und einem Shuttle. Sie gestikulierten heftig, während sie pfiffen und klickten, so laut sie konnten.
Lichter flammten im Innern des Shuttle-Fahrzeugs der Ungeheuer auf, blitzten ein paarmal. Ein leises Pfeifen war von seinem Heck zu vernehmen. Irgendwo tönte laut ein Horn, und dann war überall im Hangar wirres Pfeifen zu vernehmen.
Jetzt blieb keine Zeit für einen Wortwechsel. Luh machte eine Geste, die Ryo nicht kannte, und schrie dann: »Komm! Wir reden später darüber!«
Während sie die Rampe hinauf ins Shuttle rannten, fing dieses bereits an, sich zusammenzuschieben. Drinnen war alles völlig konfus und wirkte auf Ryo verwirrend. Rings um ihn rannten Ungeheuer herum, eilten durch Korridore, die viel zu hoch und zu schmal waren. Alles schien verzerrt, ein Alptraum von dem Bild, das ein richtiges Schiff bieten sollte.
Er hielt sich dicht bei Luh und Bonnie, besorgt, in dem verwirrenden Schiffsinneren die Orientierung zu verlieren. Luh warf sich auf einen der winzigen Sättel
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