Auch keine Tränen aus Kristall
kann ich unmöglich, nicht einmal mit Erlaubnis von jemandem, der so hochangesehen ist wie Sie. Trotzdem, vielen Dank für Ihr großzügiges Angebot.«
»Wie Sie wünschen. Schade.« Er trat an dem Posten vorbei. Unmittelbar vor ihm lag der Raum, in dem die Ungeheuer eingeschlossen waren, und die Pforte mit ihren Sensorschlössern. Dahinter gaben zwölf Ungeheuer vor, zu schlafen. Ihre persönlichen Chronometer hatten sie behalten; ihre Zeitmarkierungen und Abschnitte unterschieden sich zwar von der normalen Zeit, aber sie hatten sie hinreichend mit Ryos Chronometer abstimmen können.
Die Aliens würden schon beunruhigt sein über sein Ausbleiben.
»Diese zwei reizenden Frauen, die dort hinten warten, beispielsweise«, meinte Ryo glatt, »haben mich bis hierher begleitet und suchen Gesellschaft zum Feiern. Sehen Sie sie flüstern? Die mit dem türkisfarbenen Chiton und ihre Begleiterin mit den goldenen Legestacheln?«
»Wo?« Der Posten trat vorsichtig zur Seite und versuchte in dem dunklen Korridor etwas zu erkennen. »Vielleicht würden die sich gerne uns anschließen. Über das Feiern an meinem Posten hat niemand etwas gesagt.«
»Hallo!« rief er dann. »Mein Name ist Eushminyowot, Freundinnen des Beraters!« Mehr sagte er nicht, denn in dem Augenblick traf ihn das beschwerte Tuch Ryos am Schädel. Der Posten fiel ebenso lautlos zu Boden wie jene anderen, die das Schlafgas eingeatmet hatten. Sein Chiton krachte hart auf den Boden.
»Ruhen Sie sanft und feiern Sie in Ihren Träumen«, sagte Ryo. Dann hastete er die letzten paar Treppen hinunter und betätigte die Sensorschlösser. Ein paar Augenblicke lang geschah gar nichts, und er fragte sich, ob jemand vielleicht die Kombination geändert hatte, ohne ihn zu verständigen. Dann glitt die Tür langsam in die Wand. Hinter ihr standen ein Dutzend beunruhigter Aliens.
Einen Augenblick lang jagte der Anblick ihrer schrecklich flexiblen Masken, die im Halbdunkel über ihm aufragten, einen Schauder der Furcht durch Ryo. Dann verblassten seine ererbten Ängste, als Luh und Elvira in den Korridor heraustraten, wobei sie sich tief bücken mussten, um nicht an die Decke zu stoßen. Ein paar der Monster wechselten Worte, als sie den reglos daliegenden Posten sahen.
»Schnell jetzt, wir haben keine Zeit mehr zu vergeuden«, sagte Ryo eindringlich.
»Geh voraus, wir kommen dicht hinter dir.« Der Captain war selbst für einen Menschen großwüchsig, registrierte Ryo.
Als sie lautlos in den Korridor hinaustraten, stellte Ryo fest, dass die Aliens sich mit Stücken vom Mobiliar bewaffnet hatten. Er sagte nichts dazu, weil jetzt keine Zeit für Auseinandersetzungen war.
Ryo taumelte ein wenig, als sie an einer der Türen vorbeikamen, die er so hastig abgedichtet hatte. Schlafgas drang trotz seiner Mühe durch die Ritzen. Als sie die Tür hinter sich gelassen hatten, klarte sein Kopf wieder auf. Die Ungeheuer schienen überhaupt nichts zu bemerken. Für sie bedurfte es einer viel kräftigeren Dosis.
Noch ein paar Biegungen, zwei Etagen hinauf, und sie hatten den Notausgang erreicht. Niemand war ihnen begegnet. Gesegnet seien die Feiernden, dachte Ryo dankbar, denn sie sollen rein im Geiste und frei von Wissen bleiben.
Er brauchte eine Minute, um die Warneinheit kurzzuschließen. Er konnte nur hoffen, dass es keine Hilfsschaltung gab, die jetzt einen Alarm auslöste, währen die Sicherheitskonsole der ersten Anlage abgeklemmt wurde.
Der Lukendeckel klappte nach oben. Ein leises plumps war zu hören, als der Deckel im Clith landete. Dann waren sie alle draußen, auf der gespenstischen, baumlosen Oberfläche, die den Stützpunkt wie ein Dach bedeckte. In der Ferne war die Baumgrenze zu sehen, gespenstische Reihen von Silhouetten, die wie Soldaten im Dämmerlicht dastanden. Ryo warf nur einen Schatten. Clith-Kristalle funkelten wie Diamanten im Lichte Omuicks.
Ryo überzeugte sich, dass ihre Position stimmte, und wies den Weg. Die Ungeheuer sagten kein Wort, während sie ihrem Ziel entgegenschritten. Der Hangar lag nur ein knappes Stück Weges entfernt.
Sie hatten vielleicht die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als Ryo plötzlich etwas klar wurde. Sie hatten sich auf so viele Dinge vorbereitet: Schnelligkeit, das Schlafgas, die Nacht der Festlichkeiten, die Mondphasen - nur eines hatte er vergessen: seinen Kälteschutz!
Er wurde langsamer und spürte jetzt, dass seine Gliedmaßen bereits anfingen taub zu werden. »Geht ihr weiter«, sagte er zu Bonnie und Luh, die
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