Auch keine Tränen aus Kristall
vielen Bequemlichkeiten, die sie von der Seeker im Orbit nicht hatten herunterholen können, weil dazu die Zeit nicht mehr gereicht hatte.
Und noch etwas anderes reflektierte der Spiegel: ein Paar vortretender, glänzender, vielfarbiger Augen, die ihn anstarrten. Er wirbelte herum und sah sich einem fünf Fuß langen Käfer gegenüber, der auf seinem Bett lag. Er hielt sein Kissen in der blaugrün gepanzerten Hand.
»Selbstinspektion«, meinte er im Flüsterton, aber ansonsten in durchaus verständlichem Terranglo. »Das ist interessant.« Das Wesen gestikulierte mit dem Kissen. »Vielleicht können Sie mir die Funktion dieses weichen Gegenstandes erklären?«
»Man nennt es ein Kissen«, antwortete Alexis automatisch auf die höfliche Frage. »Wir legen den Kopf darauf, wenn wir schlafen.«
»Aber warum brauchen Sie etwas, um den Kopf daraufzulegen«, erkundigte sich der Thranx, während er das Kissen genau betrachtete, »wo dieser Sessel doch schon so weich ist?«
»Das ist, weil ...« Alexis unterbrach sich und wurde sich erst jetzt bewusst, was hier vor sich ging. Er trat an die Sprechanlage an der Wand, schaltete sie ein und sagte, ohne den Blick von dem Geschöpf auf seinem Bett zu nehmen:
»Captain, hier Alexis. Ich habe gerade meinen Dienst beendet. Ich bin in meiner Kabine. Ich glaube, es gibt da einige Dinge, die wir klären müssen.«
Trotz Taourits Argwohn gestattete man Ryo, sich frei im Schiff zu bewegen. Er war voll Fragen, die, wie er wusste, manchmal seine menschlichen Gastgeber verstimmten, deren einzige Sorge ihrer eigenen sicheren Rückkehr galt. Obwohl er bezüglich der Ausdrucksmöglichkeiten des Gesichts noch lernte - einer radikalen, neuen Vorstellung für ein Wesen mit unflexiblem Exoskelett - war er überzeugt, dass einige von ihnen ihn nicht gerade freundlich musterten. Das beunruhigte ihn. Aber dann sagte er sich wieder, dass das nur natürlich war.
Seine erste Bitte, ihm Zugang zur Computer-Bank der Seeker zu gestatten, wurde abgelehnt. Erst als das letzte hartnäckige Thranx- Schiff schließlich von den Bildschirmen verschwand, gab die Kapitänin nach. Ryo konnte schließlich ohne Spezialcode nichts finden, was ihnen Schaden zufügen könnte. Die allgemeinen Akten war eher unterhaltend als gefährlich, und Ryos Wunsch, mehr über seine Gastgeber zu lernen, schien frei von weitergehenden Motiven.
Er hatte auch Gelegenheit, die Mannschaft auf ihren Posten zu studieren. Von den zwölf überlebenden Angehörigen der Mannschaft der Seeker waren wenigstens vier offen, ja geradezu enthusiastisch freundlich - Luh und Bonnie, der Ingenieur namens Alexis und der Umweltschützer des Schiffes. Weitere sechs, darunter Captain Elvirasanchez, gaben sich höflich neutral. Nur zwei machten keinen Hehl aus ihrer feindseligen Haltung, obwohl Sanchez ausdrücklich befohlen hatte, dass sie sich in Ryos Gegenwart höflich verhalten sollten.
Ihre Feindseligkeit beunruhigte ihn. Nach einigen erfolglosen Versuchen, sie für sich zu gewinnen - einem wurde in seiner Gegenwart sogar übel -, entschied er sich dafür, nicht darauf zu bestehen, und ging ihnen einfach, wann immer möglich, aus dem Wege.
Sein Studium der menschlichen Geschichte enthüllte ihm ein antiarthropodisches Vorurteil, das weit über die erbliche Furcht der Thranx vor Säugetieren und anderen Weichkörpern hinausging. Neben grundlosen, aber sehr hartnäckigen Phobien wurde dieses Vorurteil durch tatsächliche Ereignisse, Seuchen und die Zerstörung von Lebensmittelvorräten noch unterstützt.
Kleine Arthropoden, wie Insekten, aßen manchmal Thranx- Nahrung, aber nicht in dem Maße, wie sie während der ganzen Geschichte die menschlichen Vorräte dezimiert hatten. Es war daher nicht überraschend, dass in unbewachten Augenblicken selbst Luh und Bonnie ihn mit einem unbewussten Ausdruck der Furcht, ja des Ekels betrachteten. Es war schwer für sie, die Gewohnheiten eines ganzen Lebens einfach hinter sich zu lassen.
Ebenso erging es auch ihm. Ihre warmen, stinkenden Körper waren dauernd um ihn, und er hatte große Mühe, seine eigenen instinktiven Reaktionen zu unterdrücken.
Zumindest das war kein Problem, das auf Gegenseitigkeit beruhte. Selbst die zwei, die ihn nicht leiden konnten, gestanden, dass sein natürlicher Körpergeruch wie eine Kreuzung zwischen Limonen und Flieder duftete, was immer man sich darunter vorstellen wollte. Mehr als einmal ertappte er Mannschaftsmitglieder dabei, wie sie in seiner Gegenwart mit sichtlichem
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