Auch keine Tränen aus Kristall
Vergnügen einatmeten. Ihr Geruchsinn befand sich in einer Doppelöffnung unmittelbar über ihrem Mund, was Ryo als besonders unpraktische Anordnung erschien.
Wie seltsam wäre es doch, dachte er amüsiert, wenn das Verständnis zwischen unseren Gattungen nicht auf der Grundlage gemeinsamer Interessen oder intellektueller Austausche erreicht würde, sondern weil einer von uns für den anderen so gut riecht.
Er verbrachte die Tage im Plusraum damit, alles zu verschlingen, was der Computer ihm vorsetzte. Seine Steuerorgane waren unnötig schwerfällig und leicht zu bedienen. Sein Wissen um Ungetüme ... - um menschliche Sprache und Sitten nahm zu.
Der Ingenieur Alexis hatte Ryo gezeigt, wie der Terminal in seinem Bau zu bedienen war. Dann zog er zu einem Kollegen, um sein Wohnquartier für den Thranx freizumachen. Da jeder Bau über eine individuelle Klimaregelung verfügte, war Ryo imstande, Temperatur und Feuchtigkeit so zu verändern, dass beides seinen persönlichen Bedürfnissen entsprach. Da Menschen das heiße, schwüle Klima in dem Zimmer als entschieden unbehaglich empfanden, war er viel für sich und hatte damit reichlich Zeit, seinen Studien nachzugehen.
Er bekam, abgesehen von Luh und Bonnie und nach einer Weile auch der Kapitänin, nur wenig Besuch. Sanchez erwärmte sich zwar nicht für Ryo, wie die drei das getan hatten, aber Gespräche mit ihr waren stets interessant. Ryo wusste, dass sie sich in einer schwierigen offiziellen Position befand, weil - so wie sie das sah - die Thranx die erste intelligente Rasse waren, der die Menschheit begegnet war, und die Umstände, unter denen der Kontakt stattgefunden hatte, in den offiziellen Vorschriften nicht vorgesehen waren.
»Nein«, verbesserte er sich, »wir sind die zweite intelligente Rasse, der Sie begegnet sind.« Ryo lieferte ihr eine komplette Darstellung der AAnn und gab dabei von Anfang an zu, dass diese vielleicht von gewissen Vorurteilen geprägt sein könnte. Die restliche wissenschaftliche Besatzung der Seeker wurde hinzugerufen, und sie hörten sich seinen Vortrag hingerissen an.
Die Atmosphäre auf der Seeker war nie völlig entspannt. Niemand wusste, ob die im Orbit um Hivehom durchgeführten Reparaturen bis ans Ende der Reise standhalten würden. Wenn das Antriebssystem ausfallen sollte, so würden ihre Sublicht-Maschinen immerhin ausreichen, sie in ein paar hundert Jahren nach Centaurus zurückzubringen. Ihre Ankunft würde auch dann noch von Interesse sein, nicht aber die ausgedörrten Leichen, aus denen dann die Mannschaft bestehen würde.
Aber die Reparaturen hielten, und der Antrieb funktionierte auch weiter. Die Luft wurde einige Tage lang stickig und auch dünn, aber sonstige Störungen stellten sich nicht ein.
An dem Tag, der für den Austritt in den normalen Raum vorgesehen war, steigerte sich die Aktivität. Der Countdown begann in der üblichen Spannung. Man empfand das vertraute Gefühl, von innen nach außen gekehrt zu werden. Einige Mannschaftsmitglieder verloren ihren Mageninhalt. Und dann war alles vorbei.
Ryo eilte an die Hauptluke im Kontrollraum des Schiffes. Ein Planet trieb unter ihnen vorbei, und darüber war eine ferne und für ihn sehr schwach wirkende Sonne zu sehen. Obwohl er kein Astronaut war, dachte er, die Welt unter ihnen müsse viel zu kalt und unwirtlich sein, um Leben zu tragen. Ganz sicher war das nicht ihr Ziel.
»Sie haben recht«, informierte ihn der Zweite Offizier, ohne den Blick von den Instrumenten zu wenden. »In diesem System gibt es acht Planeten, von denen der dritte und der fünfte kolonisiert worden sind.« Er lächelte. »Irrtümlich übrigens. Die Kolonisten, die als erste hier eintrafen, dachten, sie hätten einen völlig anderen Stern erreicht.«
»Wenn dies nicht unser Bestimmungsort ist, weshalb halten wir dann hier an?«
»Übliche Vorsichtsmaßnahmen, die für zurückkehrende Forschungsfahrzeuge gelten«, erklärte Taourit. Er wies auf die Luke. »Sehen Sie den hellen Punkt dort vorne? Dort geht unsere Reise hin.«
Die Orbital-Station, die den siebten Planeten von Centaurus umkreiste, war ein riesiger, räderförmiger Komplex, der weitestentfernte Außenposten der Menschheit. Ryo beeindruckte die Station. Die Welt, die sie umkreiste, war kalt und tot.
Eine große und, wie Ryo fand, zu gut bewaffnete Schar von Menschen erwartete ihn und seine Gefährten, als sie aus der Luftschleuse der Station traten. Sie waren höflich, aber er konnte doch in manchem der Gesichter andere
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