Auch keine Tränen aus Kristall
Gefühle als nur solche des Willkommens lesen.
Der Beamte, der die kurze Rede hielt und ihn in etwas herablassender Art begrüßte, war freilich durchaus höflich. Ryo wurde in einen geräumigen Bau nahe der Außenhaut der Station geführt. Eine große Luke bot ihm Ausblick auf die Sterne und den eisigen Globus, der in der Tiefe rotierte.
Die Temperatur und die Feuchtigkeit waren auf seine Bedürfnisse eingestellt, und man hatte auch Pflanzen in den Raum gebracht, um dem Bau eine heimelige Atmosphäre zu verleihen. Jemand hatte sich sehr viel Mühe gegeben, um es ihm behaglich zu machen.
Nach der von ihm erwarteten Auseinandersetzung gestattete man ihm die Benutzung eines Computer-Terminals, der etwas komplizierter war, als der, den er auf der Seeker benutzt hatte. Der Ingenieur, der ihn in das Gerät einwies, sah mit sichtlichem Neid zu, wie Ryo sechzehn Finger und vier Hände dazu benutzte, seine Fragen wesentlich schneller einzugeben, als Menschen das gekonnt hätten.
Tage des Gesprächs folgten. Solange die Stationsbehörden ihm Zugang zu Informationen erlaubten, war Ryo einigermaßen zufrieden. Der Prozentsatz von Menschen, die ihn sichtlich mochten, unsicher waren oder ihm gegenüber kompromisslose Feindseligkeit empfanden, blieb etwa der gleiche wie an Bord der Seeker. Aber dann erinnerte er sich, dass seine Besucher meist Wissenschaftler und Forscher waren, und er bezweifelte, dass er von der allgemeinen Bevölkerung ähnlich gut akzeptiert werden würde.
Gelegentlich besuchten ihn Mannschaftsmitglieder der Seeker. Ihre Berichterstattung erfolgte an anderer Stelle in der Station, und sie machten keinen Hehl aus ihrer Freude, wieder von Angehörigen ihrer eigenen Gattung umgeben zu sein.
Zu Ryos Gästen gehörte auch eine Gruppe von drei Menschen, die ungewöhnlich viel Zeit mit ihm verbrachten. Es waren ein großer, älterer Mann und eine etwas kleinere, ältere Frau, die beide weiße Kopfpelze hatten. Der dritte Angehörige dieses Teams war ein wesentlich jüngerer Mann.
Im Augenblick lag Ryo flach ausgestreckt auf einem Sattel, den man hastig für ihn in der Station zusammengeschustert hatte. Das fremde Material fühlte sich an seinem Unterleib und am Thorax etwas klebrig an, aber die Kopfstütze war gebogen, wie es sich geziemte. Er verschränkte die Hände unter seiner Vorderseite und ließ die Beine träge über den Sattelrand hängen. Neben den drei Wissenschaftlern war Luh zugegen, nicht um als Dolmetscher tätig zu werden, da Ryo die menschliche Sprache jetzt beinahe meisterhaft beherrschte, sondern einfach, um als Mittler zu dienen, falls sich dies als notwendig erweisen sollte.
Nach einigen Stunden der Diskussion bezüglich der kulturellen Eigenheiten der Thranx hatte Ryo seinerseits eine Frage.
»Wissen Sie, ich habe da einen interessanten Vorschlag, den ich gern machen würde. Ich habe lange und ausführlich darüber nachgedacht.« Er studierte seine Besucher, während die darauf warteten, dass er fortfuhr.
Zur Rechten stand der ältere Mann, der Rijseen hieß. Ryo hatte für sich entschieden, dass dieser Mann das Äquivalent eines Eint sein musste, denn die anderen Besucher benahmen sich ihm gegenüber besonders höflich. Neben ihm saß die ältere Frau, Kibwezi, deren Haut beinahe ebenso dunkel war wie der Weltraum, der die Station umgab. Und neben ihr saß der jüngste der drei, der winzige Mann, der sich Bhadravati nannte.
Seit ihren ersten Besuchen waren in Ryos Bau auf seine Bitte hin viele Veränderungen vorgenommen worden. Man hatte die Decke beinahe einen Meter tiefer abgesenkt. Ein Mensch von etwas überdurchschnittlicher Größe musste sich daher beim Gehen bücken. Außerdem hatte man alle rechten Winkel entfernt, indem man viele Stellen mit Polyschaum ausgespritzt hatte. Die Beleuchtung war reduziert worden. Hitze und Feuchtigkeit entsprachen etwa dem Klima auf Willow-wane.
Um dafür einen gewissen Ausgleich zu bieten, hatte man zwischen dem Korridor und dem eigentlichen Bau einen Umkleideraum eingerichtet. Dort konnten die Besucher sich eines Teils ihrer Kleidung entledigen, wenn sie das wünschten, um sich einigermaßen wohl zu fühlen, wenn sie mit dem Thranx sprachen.
Obwohl er praktisch nackt dasaß, rann Rijseen der Schweiß vom Gesicht. Seine Begleiter schienen sich in dem tropischen Klima von Ryos Quartier etwas eher zu Hause zu fühlen.
Das Phänomen des Schweißes faszinierte Ryo, aber er verdrängte das aus seinen Gedanken, um die Frage zu stellen, die ihm
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