Auch keine Tränen aus Kristall
hielt, als Waffe. Und kurz darauf erkannte er auch die Gestalt. Es war ein Mannschaftsangehöriger der Seeker; einer von den zweien, die Ryo immer mit feindseligen Blicken bedacht hatten, wenn sie sich unbeobachtet geglaubt hatten.
»Hallo, Weldon«, sagte Sanchez locker. »Ich hatte schon das Gefühl, dass Sie vielleicht etwas ahnen. Sie waren immer sehr aufmerksam«
»Sparen Sie sich das, Captain!« Der Schweiß rann ihm über die Wangen, und sein Haar war verwirrt. »Es war ja nicht schwer, sich zusammenzureimen, dass Sie etwas vorhatten. Also habe ich gelauscht.« Er lächelte, aber an seinem Lächeln war keinerlei Humor. »Ich verstehe mich gut auf Lauschen.«
»Okay, dann verstehen Sie sich eben darauf. Was werden Sie jetzt machen - uns melden?«
»Mir ist egal, was Sie machen. Ich habe nichts gegen Sie, Captain. Gegen keinen von Ihnen. Sie standen alle unter schrecklichem Stress. Uns allen ist es so gegangen. Das hat Ihren Blick verwirrt, aber nicht den meinen. Auch nicht den von Renstaad, aber die weiß von nichts. Jemand muss es tun.«
»Was tun?« fragte Sanchez.
»Was getan werden muss. Mein Gott, begreift denn keiner, was hier geschehen ist? Was diese widerlichen Geschöpfe zu bedeuten haben? Wir haben immer schon gewusst, dass es einmal kommen könnte, aber nicht so geschickt, so raffiniert.«
»Was könnte kommen, Weldon?«
»Die Invasion natürlich. All die Jahrhunderte haben sie uns beobachtet, haben gewartet. Und jetzt haben sie uns reingelegt und uns dazu gebracht, einen von ihnen hierher mitzunehmen. Er ist der Kundschafter, die Vorhut. Irgendwie hat er es sogar fertiggebracht, euch alle zu hypnotisieren, damit ihr ihn wieder zurückbringt. Damit er die wesentlichen Informationen zu seinen Leuten bringen kann, die Informationen, die die brauchen. Centaurus wird ihr erstes Angriffsziel sein. Und anschließend ganz bestimmt die Erde selbst.«
»Weldon, Sie haben gerade selbst gesagt, dass wir alle unter schrecklichem Stress standen. Ryo ist ... «
»Nennen Sie das Ding nicht so!« schrie er. »Geben Sie ihm keinen Namen. Solche Ungeheuer haben keine Namen!«
»Er ist unser Freund. Wir sind es, die ihn bedrohen, nicht andersherum.« Sie trat einen Schritt auf ihn zu, und die Mündung seiner Waffe bewegte sich ein paar Millimeter zur Seite.
»Versuchen Sie es nicht, Captain! Ich habe gesagt, dass ich nichts gegen Sie habe, und so ist es auch. Aber, beim Himmel, ich schieße jeden von euch nieder, um den Rest von uns zu retten, wenn Sie mich dazu zwingen.« Sein Blick, wild und fanatisch, wandte sich dem Mann hinter ihr zu.
»Es dauert nur eine Sekunde.« Sein Finger begann sich um den Abzug zu legen. »Ich schwöre, ich ...«
»Tun Sie es nicht, Weldon!« Luh trat zur Seite und bewegte die Hände. »Wir können ...«
Die Waffe gab ein leises, zischendes Geräusch von sich. Etwas traf Luh an der Brust und warf ihn zurück. Seine Arme, bereits im Begriff, sich von seinem Bewusstsein zu lösen, flatterten. Bonnie schrie. Taourit zog etwas aus der Jackettasche. Weldon drehte sich zu ihm herum und richtete die Pistole auf ihn, als ihn der Bolzen aus der kleinen Waffe an der Stirn traf. Seine Augen wurden sofort glasig, und sein Körper erstarrte, als wäre er im Bruchteil einer Sekunde gefroren. Als sein Kopf auf den Boden schlug, gab es einen lauten Knall.
Bonnie kniete neben Luh. Sie weinte nicht. Alexis zerrte an ihr.
»Komm! Es ist zu spät.« Er legte die Hand über die Brust des Mannes. Sie zeigte ein großes rauchendes Loch. »Es ist zu spät, Bonnie.« Die anderen blickten auf sie herab.
Ryo berührte Bonnies Hals mit seinen Fühlern. Sie zuckte zusammen, als sie die federleichte Berührung spürte, sah die scharfen Kinnbacken und die großen Facettenaugen.
»Ich bin besorgt, Freund Bonnie. Er war auch mein Freund. Die Minute des Letztlebens ist dahin und kann nicht wieder eingefangen werden.«
Einen Augenblick lang war ihr Blick verwirrt. Dann stellten sich wieder Vernunft und Realität ein. »Wir vergeuden hier Zeit.« Sie richtete sich auf und achtete nicht auf Alexis Versuch, sie zu stützen. »Wir wollen nicht alles vergeuden.«
Sie setzten ihren Weg fort, stiegen über den starren Körper des Mannes namens Weldon hinweg. Niemand bewachte die Luftschleuse, die zur Seeker führte. Es war nicht üblich, Schiffe mit Überlichtantrieb zu stehlen. Es war so leicht, dass es beinahe komisch wirkte. Aber niemand hatte jetzt einen Sinn für Humor.
Die Luken waren nicht
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