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Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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überrascht zu sein.
    »Ja – als wir in den Gang zum Arbeitszimmer einbogen. Irgend etwas Kleines und Glänzendes.«
    »Wie merkwürdig – ich kann mich wirklich nicht erinnern. Warten Sie – doch, es stimmt. Ganz instinktiv hatte ich es aufgehoben. Einen Moment – ich muß es hier haben.«
    Sie klappte ihre schwarze Seidenhandtasche auf und schüttete den Inhalt auf den Tisch.
    Interessiert betrachteten Poirot und Major Riddle das Sammelsurium. Es bestand aus zwei Taschentüchern, einer Puderdose, einem kleinen Schlüsselbund, einem Brillenetui und einem weiteren Gegenstand, nach dem Poirot sofort griff.
    »Ein Geschoß – bei Gott!« sagte Major Riddle. Das Ding war tatsächlich wie ein Geschoß geformt, erwies sich dann jedoch als kleiner Bleistift.
    »Das habe ich aufgehoben«, sagte Miss Lingard. »Ich hatte es ganz vergessen.«
    »Wissen Sie, wem es gehört, Miss Lingard?«
    »Aber ja – Colonel Bury. Er hat sich den Bleistift aus einem Geschoß anfertigen lassen, von dem er im Burenkrieg verwundet wurde.«
    »Und wissen Sie auch, wann es sich noch in seinem Besitz befand?«
    »Doch. Heute nachmittag beim Bridge. Als ich nämlich zum Tee kam, fiel mir auf, daß er damit seine Eintragungen machte.«
    »Wer spielte Bridge?«
    »Colonel Bury, Lady Chevenix-Gore, Mr. Trent und Miss Cardwell.«
    »Ich glaube«, sagte Poirot, »daß wir es hier behalten und es dem Colonel selbst zurückgeben.«
    »Ach, das wäre nett! Ich bin nämlich so vergeßlich, und vielleicht denke ich dann nicht mehr daran.«
    »Vielleicht, Mademoiselle, wären Sie so gut und bäten Colonel Bury, hierher zu kommen.«
    »Selbstverständlich. Ich werde ihm sofort Bescheid sagen.«
    Sie verschwand eilends. Poirot stand auf und begann, ziellos im Zimmer herumzuwandern.
    »Wir fangen an«, sagte er, »den Nachmittag zu rekonstruieren. Das ist sehr interessant. Um halb drei sieht Sir Gervase mit Captain Lake einige Abrechnungen durch. Er ist leicht aufgeregt. Um drei diskutiert er mit der Lingard das Buch, das er gerade schreibt. Er macht einen ziemlich bedrückten Eindruck. Diese Bedrücktheit bringt Miss Lingard auf Grund einer zufälligen Bemerkung mit Hugo Trent in Verbindung. Beim Tee ist sein Verhalten normal. Nach dem Tee ist er, wie Godfrey Burrows berichtet, äußerst zufrieden. Um fünf Minuten vor acht kommt er herunter, geht in sein Arbeitszimmer, kritzelt SORRY auf einen Bogen und erschießt sich!«
    Langsam sagte Riddle: »Ich verstehe, was Sie meinen. Das alles ist nicht folgerichtig.«
    »Merkwürdige Stimmungsschwankungen bei Sir Gervase Chevenix-Gore! Er ist aufgeregt – ist ernstlich bedrückt – ist normal – ist bester Laune! Irgend etwas sehr Merkwürdiges steckt doch dahinter! Und dann dieser Ausspruch von ihm: Es ist zu spät! Daß ich also ›zu spät‹ käme! Damit hat er immerhin recht behalten. Ich bin tatsächlich zu spät gekommen, um ihn noch lebend anzutreffen.«
    »Ich verstehe. Sie glauben also…?«
    »Ich werde nie erfahren, warum Sir Gervase mich kommen ließ! Das steht mit Sicherheit fest!«
    Poirot wanderte noch immer im Zimmer umher. Ab und zu rückte er auf dem Kaminsims etwas zurecht, betrachtete prüfend einen an der Wand stehenden Spieltisch, zog dann dessen Schublade heraus und nahm die Bridgeblöcke in die Hand. Anschließend schlenderte er zum Schreibtisch und blickte in den Papierkorb. Bis auf eine Papiertüte war er leer. Poirot holte die Tüte heraus, beroch sie, murmelte »Apfelsinen«, strich sie glatt und las den aufgedruckten Namen: »Carpenter and Sons, Fruiterers, Hamborough St. Mary.« Er faltete die Tüte gerade säuberlich zusammen, als Colonel Bury in das Zimmer trat.

    Der Colonel ließ sich in einen Sessel fallen, schüttelte den Kopf, seufzte und sagte: »Eine schreckliche Geschichte ist das, Riddle. Lady Chevenix-Gore trägt es wunderbar – einfach wunderbar. Großartige Frau! Tapfer bis dorthinaus!«
    Poirot kam unauffällig zu seinem Sessel zurück und sagte:
    »Sie kennen sie schon seit vielen Jahren, glaube ich?«
    »Ja, das tue ich. Ich war auf ihrem ersten Ball dabei. Rosenknospen trug sie damals im Haar – das weiß ich noch. Und ein weißes duftiges Kleid… Keine konnte ihr auch nur das Wasser reichen!«
    Seine Stimme war voller Begeisterung. Poirot hielt ihm den Bleistift hin.
    »Ich glaube, das gehört Ihnen?«
    »Wie? Was? Oh, vielen Dank. Heute nachmittag, als wir Bridge spielten, hatte ich ihn noch. Erstaunlich, wissen Sie: Dreimal hintereinander spielte ich

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