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Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Sie daraufhin?«
    »Ach, irgend etwas Besänftigendes. Ich sagte, glaube ich, daß in jeder Generation Schwächlinge aufträten – daß das die Schattenseite der Größe wäre –, daß ihr Versagen bei der Nachwelt jedoch meistens in Vergessenheit geriete.«
    »Und hatte das den besänftigenden Erfolg, den Sie erhofften?«
    »Mehr oder weniger. Wir wandten uns dann wieder Sir Roger Chevenix-Gore zu. In einem zeitgenössischen Manuskript hatte ich eine interessante Stelle gefunden, in der er erwähnt wird. Aber Sir Gervases Aufmerksamkeit beschäftigte sich wieder mit anderen Dingen. Schließlich sagte er, er wolle für dieses Mal mit der Arbeit aufhören. Er sagte, er hätte einen Schock bekommen.«
    »Einen Schock?«
    »Das sagte er. Natürlich stellte ich keine Fragen. Ich sagte nur: ›Das tut mir leid, Sir Gervase.‹ Und dann bat er mich, Snell zu sagen, daß Monsieur Poirot käme und das Abendessen deshalb erst um acht Uhr fünfzehn begänne. Und daß der Wagen zu dem Zug um zehn vor acht geschickt werden solle.«
    »Bat er Sie gewöhnlich darum, derartige Vorkehrungen zu treffen?«
    »Ich – nein – das gehörte eigentlich zu Mr. Burrows’ Aufgaben. Ich hatte lediglich mit dem Buch zu tun. Als Sekretärin – was man auch immer darunter verstehen mag – war ich nicht engagiert.«
    »Glauben Sie«, fragte Poirot, »daß Sir Gervase einen triftigen Grund hatte, Sie – und nicht Mr. Burrows – in diesem Fall zu bitten, das Erforderliche zu veranlassen?«
    Miss Lingard überlegte.
    »Möglich wäre es schon… Heute nachmittag habe ich mich allerdings um diese Frage nicht gekümmert. Ich glaubte nur, es wäre so am einfachsten. Und dabei fällt mir ein, daß er mich sogar bat, niemandem zu sagen, daß Monsieur Poirot käme. Es sollte eine Überraschung sein, sagte er.«
    »Aha! Das hat er also gesagt? Sehr merkwürdig, sehr interessant. Und haben Sie es vielleicht irgend jemandem weitergesagt?«
    »Aber nein, Monsieur Poirot! Ich sagte Snell wegen des Abendessens Bescheid und daß er den Chauffeur zum Zug um zehn vor acht schicken solle, da ein Herr erwartet würde.«
    »Hat Sir Gervase sonst noch irgend etwas gesagt, was in dieser Situation von Bedeutung sein könnte?«
    Miss Lingard dachte nach.
    »Nein – das glaube ich nicht – er war allerdings auch sehr nervös. Und ich erinnere mich, daß er sagte, als ich das Zimmer gerade verließ: ›Obgleich es eigentlich gar keinen Sinn hat, daß er noch kommt – dazu ist es zu spät!‹«
    »Und Sie haben keine Ahnung, was er meinte?« – »N-nein.«
    Nur ein ganz leiser Anflug von Unentschlossenheit bei der Verneinung. Mit gefurchter Stirn wiederholte Poirot: »Zu spät! Das hat er also gesagt, nicht wahr? Zu spät!«
    Major Riddle sagte: »Sie können uns keinen Hinweis auf die Art jener Umstände geben, die Sir Gervase Sorgen machten, Miss Lingard?«
    Bedächtig sagte Miss Lingard: »Ich könnte mir vorstellen, daß es in irgendeiner Weise mit Mr. Hugo Trent zu tun hatte.«
    »Mit Hugo Trent? Wie kommen Sie darauf?«
    »Eindeutig kann ich es zwar nicht sagen, aber gestern nachmittag beschäftigten wir uns gerade mit Sir Hugo de Chevenix – der in den Rosenkriegen, wie ich fürchte, keine allzu gute Figur gemacht hat –, und da sagte Sir Gervase: Meine Schwester wollte ihrem Sohn unbedingt den in der Familie vorkommenden Namen Hugo geben! Dabei hat dieser Name in unserer Familie nie einen guten Klang gehabt. Sie hätte wissen müssen, daß aus einem Hugo nie allzuviel wird.«
    »Was Sie uns erzählen, ist sehr bedeutungsvoll«, sagte Poirot.
    »Ja, es bringt mich auf eine völlig neue Idee.«
    »Deutlicher äußerte Sir Gervase sich nicht?« fragte Major Riddle.
    Miss Lingard schüttelte den Kopf.
    »Nein. Und mir stand es natürlich nicht zu, daraufhin irgend etwas zu sagen. Sir Gervase führte im Grunde ein Selbstgespräch. Mich meinte er gar nicht.«
    »Allerdings.«
    »Mademoiselle«, sagte, Poirot, »Sie, eine Fremde, sind seit zwei Monaten im Hause. Meiner Ansicht nach wäre es sehr wertvoll, wenn Sie uns ganz offen Ihre Eindrücke von der Familie und den Hausbewohnern mitteilen würden.«
    Miss Lingard nahm ihren Kneifer ab und kniff die Augen nachdenklich zu.
    »Ach Gott – zuerst dachte ich, ich wäre mitten in ein Irrenhaus geraten! Lady Chevenix-Gore sah ständig Dinge, die gar nicht existierten, und Sir Gervase führte sich wie ein – wie ein Tyrann auf und dramatisierte alles auf höchst ungewöhnliche Weise – ich war wirklich der

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