Auch Schmetterlinge können weinen (Der romantische Heftroman für den Kindle) (German Edition)
springen, nachdem ich mit Ihnen gesprochen habe? So einen Entschluss fasst man nur einmal. Und wenn man dann sein Vorhaben nicht ausführen kann, dann ist die Gelegenheit für alle Zeiten verstrichen. «
»Das stimmt nicht«, murmelte Werner so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte. »Aber ich wußte, dass es so kommen würde.« Bostels Hand legte sich wie selbstverständlich auf die ihre. »Möchten Sie mir jetzt nicht doch Ihren Kummer anvertrauen? Ich, oder besser Karl und ich, sind ja gewissenmaßen schuld daran, dass Sie noch leben müssen. «
Irrte sie sich, oder war da leichter Spott in seiner Stimme? Jedenfalls wunderte sich Karen, dass der Fremde so einfach ihre Hand gefunden hatte. Vielleicht ist er gar nicht blind, überlegte sie weiter und hatte plötzlich das Bedürfnis zu lachen, ohne den Grund für diese Heiterkeit zu kennen.
»Jetzt weiß ich selbst nicht mehr, weshalb ich mir das Leben nehmen wollte«, begann Karen nach einer Weile zögernd. »Eigentlich war es richtig dumm von mir. Es ist nur…
»Sprechen Sie ruhig weiter, Karen« sagte Werner in etwas väterlichem Ton. »Ich kenne die Höhen und Tiefen nur zu gut, die einem das Leben beschert. Wir müssen es eben ertragen, auch wenn wir manchmal denken, dass es nicht mehr weitergehen kann. Glauben Sie mir, es geht immer weiter. «
Karen verzog ihren Mund. »Der Spruch ist schon ziemlich abgegriffen.«
»Und dennoch hat er seine Gültigkeit nicht verloren. Sie werden sehen, dass sich ein Weg findet, wenn man ihn nur richtig sucht. Ein Kopfsprung ins Wasser ist jedenfalls nicht die Lösung, das dürfen Sie mir ruhig glauben. Mit vierundzwanzig Jahren müsste man doch einen Schlag verkraften können, ohne dass man gleich zu Boden geht.«
»Einen Schlag vielleicht schon«, gab Karen zögernd zu, »aber nicht gleich eine ganze Tracht Prügel. «
Sie fühlte, wie seine Handfester zugriff. In seinem markanten Gesicht arbeitete es, und es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder sprach. »Dass Sie arbeitslos geworden sind«, sagte er lächelnd. »Und was ist noch geschehen, das ihren Lebenswillen so zerstört hat? «
»Meine Hausfrau hat mir die Wohnung gekündigt, weil ich die Miete nicht zahlen kann, und in meiner Geldbörse habe ich gerade noch fünfzig Euro - zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Und nun finde mal einen Weg, um aus diesem Dilemma herauszukommen.« Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund, weil sie ihn versehentlich geduzt hatte. »Verzeihung«, murmelte sie verlegen.
Der Druck seiner Hand auf der ihren verstärkte sich, fast hatte es den Anschein, als wollte er sie festhalten aus Angst, sie könnte ihre Entscheidung, zu sterben doch noch wahr machen.» Das ist wirklich ein bisschen viel auf einmal, doch noch immer nicht genug, um gleich . .
Das Mädchen unterbrach ihn. »Jetzt haben Sie es mir schon oft genug vorgesagt. Ich finde es ja selbst dumm, was ich tun wollte. « Karen begann die ganze Geschichte peinlich zu werden. Am liebsten wäre sie aufgestanden und davongelaufen. Doch sie mochte den Mann nicht einfach allein auf der Bank zurücklassen. Außerdem wurden sie von dem Chauffeur beobachtet, der nur wenige Meter entfernt den Wagen geparkt hatte.
Der Mann schob seine Unterlippe ein wenig vor und sagte nach kurzem Nachdenken dann: »Wissen Sie, Karen, ich hätte einen Vorschlag. Wenn Sie den annehmen, dann wäre uns beiden damit gedient. Sie können bei mir arbeiten, wenn Sie möchten.«
Zuerst glaubte Karen an einen Scherz, doch als sie sein ernstes Gesicht betrachtete, merkte sie, dass es keiner war.
»Und als was würden Sie mich anstellen? Ich muss Ihnen gleich sagen, dass ich als Köchin nicht besonders viel tauge. Meine Kochkünste reichen gerade soweit, dass ich nicht verhungern muss. «
»Eine Köchin habe ich. «
Werner Bostel schmunzelte. Dieses fremde Mädchen, dessen Stimme ihn vom ersten Augenblick an auf eine seltsame Weise angerührt hatte, übte einen positiven Einfluss auf ihn aus. Irgendwie hatte er das Gefühl, sie in seiner Nähe halten zu müssen.
Karen sah ihn an. »Dann besitzen Sie eine Firma oder so? In Büroarbeiten habe ich mehr Erfahrung« versicherte sie eifrig. »Ich habe bei uns immer die Ablage gemacht und Briefe getippt. Wenn das nicht ausreicht, dann kann ich gern noch dazulernen. «
»Dessen bin ich sicher«, sagte Werner Bostel gerührt. »Leider jedoch habe ich keine Firma, wo ich Sie anstellen könnte. Ich besitze in Italien ein großes Hotel und hier nicht
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