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Auch sonntags Sprechstunde

Auch sonntags Sprechstunde

Titel: Auch sonntags Sprechstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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fragte der Chef.
    »Person?«
    »Nun, die eingesperrte Person.«
    »Mrs. Glossop.«
    »Mrs. Glosopp«, rief er, ging in die Knie und schrie durch das Schlüsselloch, als sei sie taub, »tut mir leid, wir müssen Gewalt anwenden, um Sie zu befreien. Würden Sie freundlichst soweit wie möglich von der Tür wegtreten.«
    »Nun, hier gibt es kaum noch Platz zum Wegtreten«, sagte Mrs. Glossop und fügte bissig hinzu: »Soll ich mich vielleicht an die Lampe hängen?«
    Charlie holte ein Instrument hervor, das einem Brecheisen nicht unähnlich war, und hielt es ungefähr in Höhe des Türschlosses vor sich hin. Dann zog er seine Schultern wie ein Preisringer ein und stieß gegen die Tür vor, welche seinen Kräften wie ein Blatt Papier nachgab und Mrs. Glossop, Zigarette im Mund, auf dem WC stehend, freigab.
    »Schön«, sagte ich dankerfüllt, »das wäre es. Sagen Sie mir bitte, was ich Ihnen für Ihre Hilfe schulde. Ich muß eilen und meine Visiten machen.«
    »Einen Augenblick noch, bitte, einen Augenblick«, sagte der Chef. »Ich werde Sie in Anbetracht Ihrer Tätigkeit nicht länger als nötig zurückhalten, Sir, aber es sind noch einige Formalitäten zu erledigen.« Er nahm wieder sein Notizbuch heraus und wandte sich an Mrs. Glossop.
    »Haben Sie Verletzungen davongetragen, Madam?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Durch Ihr Eingesperrtsein. Sind Sie gar gewaltsam eingesperrt worden?«
    Sie sah ihn nachdenklich an. »Sehe ich so aus, als würde ich mich gewaltsam einsperren lassen? Ich hab’ mich selbst eingeschlossen.«
    »Person unverletzt«, wurde in das Notizbuch eingetragen.
    »Kann ich jetzt gehen?«
    Der Chef ignorierte meine Frage und untersuchte nunmehr den Türpfosten.
    »Geringfügiger Schaden«, stellte er fest und leckte seinen Bleistift für eine erneute Eintragung an. »Tut mir leid, Sir, daß wir das tun mußten, aber ganz ohne Beschädigungen geht es nie, wenn wir gerufen werden. Ein bißchen Plastikverputz hier und da, und dann ist der Schaden wieder behoben.«
    Ich war am Verzweifeln.
    »Es war nett von Ihnen, daß Sie gekommen sind, aber ich muß jetzt gehen. Bitte, was darf ich Ihnen zahlen?«
    Er sah entsetzt aus. »Zahlen? Doch nicht an mich, Sir. Das ist | Sache des Zentralbüros. Wir haben mit Geld gar nichts zu tun. Sie müssen nur noch die Formulare unterzeichnen, Sir, und dann wer- 1 den Sie in angemessener Zeit von unserem Zentralbüro Näheres J hören.«
    Ich griff zur Feder. »Und wo sind sie?«
    »Wer?«
    »Die Formulare!«
    »Tiny!« rief der Chef dem größten Feuerwehrmann zu, der wie der Leibhaftige selbst unter seinem Helm aussah. »Spring rasch ’runter zum Wagen und bring die drei Formulare her. Beeil dich, der Herr hat’s eilig.«
    Wir zogen uns in die Küche zurück, wo der Chef einen Stuhl heranzog und sich an den Tisch setzte, auf dem er die drei Blätter ausbreitete. Tiny hatte sie inzwischen gebracht. Das Formular in dreifacher Ausfertigung enthielt Fragen nach Zeit des Anrufs, Name, Adresse, Anlaß des Anrufs und dem Erfolg der Aktion. Es schloß mit einer Zeile für Unterschrift des Haushaltsvorstands und dessen Geburtsdatum.
    »Wissen Sie was: Lassen Sie mich jetzt unterschreiben, Sie können dann in aller Ruhe die Fragen ausfüllen.«
    Der Chef sah entsetzt zu mir auf. »Darf ich nicht, das darf ich nicht, Sir. Da würde ich meinen Posten verlieren! Sie müssen sehen, was Sie unterschreiben. Haben Sie jemanden, der in Ihrem Auftrag unterschreiben kann? Legal, gewissermaßen.«
    Ich hatte genug, ich packte die Formulare, kritzelte dreimal meinen Namen und legte die Blätter auf den Tisch.
    »Da!« sagte ich triumphierend, und ehe er antworten konnte, zu Mrs. Glossop: »Stellen Sie bitte Wasser auf, und bereiten Sie für diese netten Herren eine gute Tasse Tee.«
    Draußen auf der Straße herrschte Unruhe. »Nein«, sagte ich, »es hat nicht gebrannt. Es ist nichts passiert. Nein. Ich kann mich jetzt nicht aufhalten. Ich muß eilig zu einem Kranken.«
    Als ich den Wagen hinausfahren wollte, fluchte ich und rannte in die Küche zurück, die so voller Zigarettenrauch war, daß es beinahe nach einem Brand aussah. Ich setzte mein charmantestes Lächeln auf.
    »Würde einer von Ihnen so freundlich sein und den Feuerlöschwagen wegfahren?« fragte ich, so beherrscht ich nur konnte. »Ich komme mit meinem Wagen nicht hinaus.«
    Zuoberst auf meiner Liste stand ein Patient von Robin. Wenn wir gemeinsam arbeiteten, wurde unsere Liste zwar einfach geteilt, aber tatsächlich

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