Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auch sonntags Sprechstunde

Auch sonntags Sprechstunde

Titel: Auch sonntags Sprechstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
Vom Netzwerk:
- sie will jeden Dienstag ein Dutzend - MIR? Du meinst, du...?« Er zeigte anklagend auf seine Frau und setzte sich geschwind auf das Bett, nahm seine Mütze ab und kratzte sich am Kopf. »Du?« sagte er nochmals.
    »Nun, wem glaubst du, gehört es? Tom, dem Milchmann!«
    »Du willst damit sagen... , du... ich... « Er deutete auf das kleine Bündel. »Das hättest du mir sagen sollen.«
    »Ich wußte es ja selber nicht.«
    Tom betrachtete mich, während ich meine Manschettenknöpfe zumachte, und sein Blick verhieß nichts Gutes.
    »Er kann nichts dafür, Tom. Es war Dr. Letchworth«, sagte Mrs. Finch rasch zu meiner Verteidigung.
    »Und wo ist Dr. Letchworth? Du warst doch erst vor vierzehn Tagen bei ihm zur Untersuchung!«
    »Dr. Letchworth befindet sich im Urlaub«, sagte ich und beeilte mich, ihn zu verteidigen. »Es ist freilich höchst ungewöhnlich, daß eine Frau in diesem Alter noch ein Kind bekommt, obgleich es nicht völlig unmöglich ist.«
    »Hast du denn gar nichts gemerkt, Margaret?«
    »Erst, als ich die Treppe hinuntergefallen war.«
    Tom Finch lag plötzlich neben dem Bett seiner Frau, sein Gesicht zeigte eine auffällig grüne Farbe. Ich lockerte seinen Kragen, dann rief ich hinunter: »Hat jemand einen Tropfen Brandy?«
    »Gleich kommt eine gute Tasse Tee, Herr Doktor!«
    Das Baby hatte zu schreien aufgehört. Ich schloß erleichtert meine Augen, als ich das Läuten des Ambulanzwagens hörte.
    »Robin, komm bald wieder!« sagte ich schweratmend. Noch mehr konnte sich ganz gewiß an einem Tag nicht ereignen.
    Glücklicherweise war an diesem Tag nur vormittags Sprechstunde, die Abendsprechstunde fiel aus.
    Zur Essenszeit sprach ich dem Irish Stew, das Sylvia produziert hatte, nicht sonderlich zu. Darüber geriet sie plötzlich in Zorn.
    »Was paßt dir denn nicht an dem Essen?«
    »Nichts, Liebling, nichts. Ich bin nur müde.«
    »Du und müde! Ich habe den ganzen Vormittag eingekauft, den ganzen Nachmittag geschrieben, habe Peter die Aufgaben abgehört, das Essen gekocht. Ich war inmitten eines Kapitels, als... Und was ich dich noch fragen wollte: wer hat die Tür zum W. C. aufgebrochen?«
    »Die Feuerwehr«, sagte ich ruhig und so beherrscht, wie ich nur vermochte. »Neben allen anderen Kalamitäten, welche sich heute ereignet haben, während du, anstatt ein bißchen in der Praxis zu
    helfen, wie es jede andere Arztfrau tun würde, an nichts anderes als an deine billige Schreiberei denkst, hat Mrs. Glossop es fertiggebracht, sich im WC einzuschließen. Sie mußte durch die Feuerwehr befreit werden, die mit so viel Besatzung ankam, wie zur Rettung .des Kristallpalasts genügt hätte. Und obendrein platzte Mrs. Finch, mit fünf Kindern und unzähligen Enkelkindern, noch hinein und bescherte uns ein Baby... «
    »Ein Feuerwehrwagen!« sagte Peter mit leuchtenden Augen. »Erzähl doch mal, Vati... «
    »Ein Baby!« Sylvia blickte mich an. »Mrs. Finch? Sie muß doch bald sechzig sein.«
    »Fünfzig.«
    »Wie viele Feuerwehrleute sind denn gekommen?«
    »Und sie hatte keine Ahnung?«
    »Haben sie eine lange Leiter ausgefahren und Mrs. Glossop herausgeholt?«
    »Wer hat sie entbunden?«
    »Hatten sie Helme auf?«
    »Sie muß doch bemerkt haben, daß sie dicker wurde.«
    »Kamen sie mit Glockengebimmel?«
    »Ist das Baby gesund?«
    »Ein Feuerwehrwagen! Kann ich jetzt gehen und das Penny erzählen?«
    Ich nahm die Hände von den Ohren. »Ich wußte doch, daß jemand fehlt. Wo ist Penny?«
    »Strafarbeit«, sagte Peter, schon halb im Hinausgehen.
    »Weswegen?«
    »Miss Sneep.«
    »Ich fragte, weswegen !«
    »Sie hat sie irgend etwas genannt.«
    »Was hat sie sie genannt?«
    »Eine Nymphomanin.«
    Ich legte meinen Kopf wieder in die Hände.
    »Na, Vati, du selbst hast das Wort gesagt«, meinte Peter, noch immer an der Tür.
    »Ich nehme an, du hast es zu Miss Sneep gesagt?«
    Peter blickte mich beleidigt an. »Nein, Penny war es.«
    »Ruh dich jetzt ein bißchen aus«, sagte Sylvia, als die Überreste des Irish Stew und die farbenfrohen und einfallsreich verzierten Äpfel und Orangen, die als Nachtisch gefolgt waren, abgeräumt waren. »Du scheinst einen hektischen Tag hinter dir zu haben. Außerdem ist ja sowieso keine Sprechstunde mehr.«
    »Ich hätte nicht geglaubt, daß du überhaupt noch bemerkst, wie hart ich arbeite, seit Robin verreist ist und ich außerdem noch Herberts Patienten übernommen habe. Ich dachte, du seist völlig in dieses verdammte Buch vertieft.«
    Sylvia seufzte. »Ich tue mein

Weitere Kostenlose Bücher