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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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Einen noch. Dann is voll.
    Miss Sophie ihrerseits hält ihren Zeigefinger nicht zurück. Tock-tock-tock-tock-tock macht er an ihrer energischen Stirn. »Kaffee stinkt!«
    Ich atme aus.
    »So«, sagt Sophies Papa.
    Und schon spurt der Hias, präzise wie ein Formel-1-Pilot nach dem Startschuss, aus der Vorratskammer hinter seinem edlen Granittresen. »Jeeeetza. Wos kriang ma.«
    Sophies Papa bestellt einmal Brotzeitteller und Bier, und einmal Kaffee und ... zwei Schritte seitwärts zur Kuchenvitrine... ein Stück von diesem Zebrakuchen.
    »Amiiii!!«, schreit Hias, während er sich kopfüber ins Biertragl stürzt. »Oamoi B und B, oamoi ZK und K, und oamoi LL!«
    Das Ganai-All-inclusive-Paket für die glückliche Familie. Und weil die Ami gerade nicht da ist, richt’s halt ich her, das Paket. Brotzeit und Bier für den Papa, Zebrakuchen und Kaffee für die Mama, ein Limo und einen Lutscher fürs Sopherl. Ihre herrische kleine Hand schnappt mir den Lutscher weg,bevor ich »Da schau her« sagen kann. »Erdbeergeschmack, na ja«, kommentiert ihr gerümpftes Näschen.
    »Da stinkt’s ja immer schlimmer«, sagt ihr Kirschlolli fordernder Mund. Sie schnuppert. Sie steht zwischen Zebrakuchen und Pilatus. Und wie ein Pfeil schießt ihr kleiner ausgestreckter Zeigefinger hinauf zu Pilatus: »Papa schau, a Goaßbock. Uäääh, der stinkt!«
    »Hey!«, sag ich zu ihr. »Des is der Pilatus.«
    »Warum habt’sn ihr an Goaßbock da herin!«
    »Des is ein Steinbock. «
    »So a Schmarrn«, sagt die Kleine. »A g’stinkerter Goaßbock is des.«
    Ich klatsche den Zebrakuchen von weiter oben als beabsichtigt auf einen Teller. »Mogst no an Lutscher?«, frage ich sie scharf. Sie nickt und streckt mir ihre Hand entgegen. »Kirsch!«
    Hab ich’s doch gewusst. Ich mache aus dem All-inclusive ein All-happy-Paket und tu einen Strohhalm zum Limo, damit ja keine Wünsche offen bleiben. ’s Sopherl sagt »Danke«, nimmt ihre Lutscher, ihre Limo und den Strohhalm in eine Hand, um sich mit der anderen die Nase zuzuhalten, und watschelt hinaus.
    »Pfiadi, Sophie.«
    »Pfff-gn-iiad-gn-deee!«
    »Pfiadi«, lacht Hias. »Hoaßt den Pilatus an Goaßbock und zwickt si dann d’ Nasn zua.«
    »Frech«, sag ich. Und bin zornig.
    Hias lacht weiter und streichelt Pilatus’ Ziegenbart. »A so a freche Goaß, ha, Pilatus.«
    »Pilatus, scheiß dir nix«, grinst jemand von der Bank. Der Hampi ist ja auch noch da.
    » So schlimm stinkst ja gar ned, geeelll, Pilatus!«
    Nein, so schlimm stinkt er wirklich nicht.
    Und dann geht’s weiter, Gast auf Gast. Sonntag ist der Tag der Einheimischen. Hiesige, nennen sie sich selber. Und siesind beleidigt, wenn man sie nicht kennt. Auch wenn man sie noch nie gesehen hat.
    Die Hiesigen trinken von vornherein Bier.
    Einer spaziert in die Hütte, vorbei an der Gästeschlange, als würden die an einem anderen Schalter anstehen. Einem, der ihn nichts angeht. Einwanderungsbehörde oder so. Er sieht mich, zuckt minimal erstaunt mit der Augenbraue, zieht den Rest seines Schnupftabaks zurück in die Stirnhöhlen und stemmt die Hände auf die Granitplatte. »Griaß de, Hias’ei.«
    »Ja, da Aaaloise. Griiaßde.«
    »Host’ dei Heu drin?«, fragt der Aloise und schnäuzt sich.
    Der Hias nickt bedächtig. »Jaaa, is guad ganga, muass i sog’n, dankschön. Und sey’m?«
    »Aa, wunderbar. Und so schee. Bloß bei da Holzwiesn, do hob i ma ned traut, is a so soachnoss do drunt, möchst’as ned glaam, gell.« Mr Alois schüttelt den Kopf, und etwas in mir hat auf der Stelle den dringenden Wunsch, sich irgendwo zu verstecken. Natürlich ohne Grund. Dieser Aloise ist weder bullig noch quadratisch, noch derb. Er ist nicht der G-Bau’r. Eher das Gegenteil. Drahtig, fast feingliedrig. Unterarme voller Adern, sein Hals ein einziges Sehnengeflecht, und anstatt auf normalen Beinen steht der Aloise auf zwei komplizierten Trageskulpturen. Er sieht aus wie eine Maschine. Aloinator.
    Aber ich sollte lieber seine Brotzeit herrichten, als seine Wad’n zu analysieren, das bringt Unglück.
    Und zack, nickt sein Kinn schon zu mir rüber.
    »Host’ a neue Almerin?«
    »Jaaa, jaaaa«, singt der Hias. Als möchte er den Aloinator davon abhalten, weiterzufragen.
    »Wos is mit da Almuth?«
    »Deeee konn nimmer.«
    »Ah! Hot’s doch no eig’schlogn.«
    »Jaaa, konn ma so sog’n, ja«, nuschelt Hias. Frauenthemen sind nicht seine Stärke, glaube ich. Meine auch nicht. Die Almuth ist schwanger. Deswegen bin ich da.
    Und der Hias wechselt das

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