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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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versucht, sie in Gedanken abzuhakl’n und zurück zu meinem Käsetopf zu laufen. Ich ahne, dass es mir den Käse versauen wird, wenn ich noch länger unterwegs bin – aber was, wenn ausgerechnet die fünf, die ich nicht mehr gesucht habe, verschwunden sind? Oder irgendwo oben in den Felsen hängen und nicht mehr runterkommen?
    Schon ist mir der Kaas wurscht, und ich spring durch den Wald runter Richtung Gebimmel.
    »Muckl, Muckl«, schnalze ich ganz sanft, nicht, dass sie vor Schreck davonspringen. Ich bin ja fremd. »Muckl, Muckl, steeeh bleib’n ...«
    35549, 35550, 35552, 35555, 35556. Alle da.
    Als ich die Liste zurück in die Hosentasche stecke, löst sie sich in nasse Brösel auf. Schreib ich halt eine neue. Hervorragend. Dann kann ich die Nummern übermorgen auswendig.
    Ich habe das vage Gefühl, dass das auf dieser Alm besonders wichtig sein kann. Je schneller ich also meine Viecher kenne, mir Nummer, Gesicht, Fellfarbe, Alter und Gruppenzugehörigkeit einpräge, desto besser.
    Also: 35556: ’s Wuzerl. Das wuschlige hellbraune Winter-Kaibe mit den großen Ohren, die kleinste von allen.
    Sennerins Aufgabe Nummer eins.
    Was wohl der Kaas macht?
    Mein Ausflug hat ein bisschen länger gedauert, als Charly aufgeschrieben hat. Und als ich das Thermometer in die weiße Glibbermasse stecke, zeigt es 41 °C an. Auch ein bisschen mehr, als Charly empfiehlt.
    Unerschrocken greife ich zum Messer.
    Brocken schneiden, vertikal von links nach rechts und von Nord nach Süd. Horizontal schräg irgendwie. Dann wieder warten.
    Oder besser nicht warten, denn die 40 Grad, die erreicht werden sollen, hab ich längst schon übertroffen. Also gleich rühren.
    Das Ergebnis eine halbe Stunde später sieht nicht so aus, wie’s Charly beschrieben hat.
    »Fünferldicke weiße Knödl«, hat er gesagt, in einer gummiartigen Konsistenz, die sich zu einem Klumpen baatzen lassen, wenn du sie mit der Hand zusammendrückst.
    Naa, so sieht meins nicht aus. Meins sieht eher aus wie stürmisches Schneetreiben im Nebel. Vielleicht liegt’s am Wetter. Draußen stürmt’s und schneit’s auch.
    Ich mag Schnee. Schnee ist das Beste. Aber im Juli ....
    Mein Schneetreiben im Topf schütte ich trotzdem in die Käseform.
    Schleimige Flocken verstopfen den Abfluss im Waschbecken. Ich schüttle und rüttle die Käseform ...
    Und pflopp – saust die Hälfte von dem ganzen Schlamassel auf den Boden.
    So lernt auch mein Hund Nika heute, was ein Käse ist. »Pfui«, sage ich, überflüssigerweise.
    Schlapps-schlapps-schlapps. Schluck. Ihre braunen Knopfaugen leuchten mich an. Liebe! , sagen sie. Und: Schmeiß noch mal so was runter!
    »Pfui! Käse!«
    Ich mag Käse!
    Ich nicht mehr. Klebrig glänzender Baatz in einer verstopften Plastikform. Vorsichtig stelle ich die Form in ein Nudelsieb, damit’s weiter abtropfen kann. Es sieht nicht aus wie ein Käse. Eher wie ein verbogenes Frisbee. Und ob das jemals ein Käse wird ...
    »Wuä?«
    »Nika. Schau mal, wie du ausschaust«, sage ich, wisch ihr die glitzernden Käseschleimtropfen aus dem Fellbart, und dann gehen wir raus in den Regen, ein bisschen Frisbee spielen, dann rentiert es sich wenigstens, dass ich sie waschen muss.
    Am Abend sitze ich andächtig vor meinem Käse. Ich hab ihn ohne Zwischenfälle aus seiner Form geklopft. Er sieht immer noch aus wie ein altes Frisbee. Flach und schief. Aber er wird was. Trotz allem perfekt – für seine Verhältnisse.
    Nika sitzt andächtig neben mir und schaut auch den Käse an. Schaut mit einer Sehnsucht, die kaum auszuhalten ist.
    Käääseee ...
    Ich deck ihn zu und stell ihn aufs Küchenbüfett.
    Kääää-seeee.
    »Käse weg.«
    Sie legt sich davor. Sie wird ihn nie vergessen, den Käse. Die Liebe ihres Lebens.
    Tag 3
Es schifft pausenlos.
    Dreimal am Tag zittere ich vor Kälte. Kein in der Wiese Liegen. Kein heller Gipfeltag. Kein warmer Wind in meinem Gesicht, und keine Sicht auf die weißen Berge im Süden. Nicht mal ein Hausbankerlabend.
    Fionas Kälber haben den Risserkopf-Kessel entdeckt. Dort droben im steilen Geröll wachsen Blumen und Kräuter, und wenn’s mal nicht regnen würde, würd’s riechen wie in einemHonigglas. Es ist gut, wenn die Kälber im Kessel grasen. Gut für die Artenvielfalt. Ohne Beweidung wär der Kessel bald überwuchert mit Gebüsch. Aber zu weit rauf sollten sie nicht kraxeln, denn irgendwann wird’s zu steil. Und heimgehen sollten sie halt auch wieder. Aber das tun sie nicht, und deswegen gehen wir sie abends holen.
    Die

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