Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

in der türkisch-arabischen Welt laut und polemisch gegen Juden gehetzt. Das muss ein Ende finden. Fragt man die Leute aber einzeln, dann hat kaum jemand persönlich schlechte Erfahrungen mit Juden, geschweige denn mit einem Israeli gemacht.
    Woher dieser öffentliche Antisemitismus kommt, ist relativ klar. Wenn die Araber ansonsten auch alle möglichen Gründe finden, um sich zu streiten, in ihrem Hass auf Israel sind sie sich einig. Das ist der unterschwellige politische Konsens, der alle Länder zwischen der Türkei und Marokko eint. Er ist aber weniger im Privatleben verankert. Mir persönlich wäre auch nie aufgefallen, dass in den Familien explizit Judenhass gepredigt würde.
    Selbst in einer palästinensischen Familie wie bei Hassan ist es so, dass man fast zwei Generationen zurückgehen muss, um an den Ursprung des Familienleids zu kommen. Dass seine Eltern traurig und verbittert sind, keine Frage. Die haben viele Verwandte und Freunde in diesen Konflikten verloren, sind vertrieben worden und trotzdem ist mir nie aufgefallen, dass diese Eltern ihre Kinder mit Hass imprägniert hätten.
    Ich halte den politischen und öffentlichen Antisemitismus der türkisch-arabischen Welt für ein Ablenkungsmanöver. Die arabischen Staaten haben sich nie wirklich um das Schicksal ihrer palästinensischen Brüder und Schwestern gekümmert. Die Libanesen haben die Palästinenser genauso schlecht behandelt wie die Israelis und den anderen ist das Schicksal der Palästinenser ebenfalls egal.
    Die Juden dienen nur als Feindbild, um von den eigenen Problemen abzulenken, und die Jugendlichen plappern das nach. Irgendwie hat man irgendwo irgendwas gehört, dass die da in Palästina Scheiße bauen. Vielleicht denken die auch, dass sie automatisch für den Islam sind, wenn sie gegen Juden sind. Das ist genauso dumm. Man ist ja kein besserer Moslem, nur weil man gegen Juden ist. Das muss man denen aber erst beibringen. Sie sollten ihren Mund aufmachen und Kritik üben, wenn sie wirklich daran interessiert sind, die Probleme der Menschen dort zu lösen. Wenn sie davon aber keine Ahnung haben, dann sollten sie die Fresse halten.
    Ständig wird in der türkisch-arabischen Welt an die Vertreibung der Palästinenser erinnert, obwohl sich damals keiner wirklich dafür interessiert hat und den meisten das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge auch nur dann wieder einfällt, wenn man es für die eigene Sache benutzen kann. Oder warum leben die meisten auch heute noch, über sechzig Jahre nach der Vertreibung, in Flüchtlingslagern im Libanon oder in Jordanien? Keine Frage. Das war schlimm. Vertreibung, Flucht, Auswanderung. Das ist schrecklich, aber auch das muss man irgendwann mal abhaken können. Damit muss Schluss ein. Es muss Schluss sein mit diesem falschen Gedenken und der ewigen Erinnerung an das erlittene Unrecht. Genauso wie Schluss damit sein muss, dass die jüdischen Funktionäre und Politiker ständig auf der Vergangenheit herumreiten und damit ihr heutiges Handeln rechtfertigen. Ebenso muss man einsehen, dass es den Staat Israel gibt und dass die Vertriebenen niemals wieder in ihre angestammte Heimat zurückkehren können. Das muss man akzeptieren. Punkt.
    Wenn man nicht abschließen kann mit seiner Vergangenheit, dann wird man niemals Ruhe finden. Das fängt ja schon bei einem verflossenen Partner an. Wer ewig seinem oder seiner Ex hinterhertrauert, wird niemals jemanden kennenlernen, mit dem es besser wird. Übertragen auf Völkerhass, ist es das Gleiche. Wenn man sich immer nur Vorwürfe macht, wenn man sich immer nur vorrechnet, was der andere in der Vergangenheit falsch gemacht hat, dann wird das nie aufhören, dann wird das niemals enden und letztlich ist es scheiße für alle Seiten. Es ist für die Israelis scheiße und es ist für die Palästinenser scheiße, es ist für die Juden scheiße und für die Deutschen auch. Es ist einfach komplett scheiße für alle.
    Natürlich könnte man in Frieden zusammenleben oder in zwei Staaten friedlich nebeneinanderleben. Man könnte eine Regelung für Jerusalem finden und für alle anderen Streitthemen mit Sicherheit auch. Wir sind Menschen, wir können uns auf alles Mögliche einigen. Wir haben das komplizierte deutsche Steuergesetz erfunden, also können wir uns auch über andere Dinge einig werden.
    Gebt den Leuten zu essen, gebt ihnen Strom und eine angemessene medizinische Versorgung! Gebt ihnen Geld für Bildung und setzt euch mit ihnen an einen Tisch! Armut, Hunger,