Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
verspreche ich dir.‹«
Freds Stimme war bei den letzten Sä tzen ins Wanken gekommen, er brach ab. Lene nahm seine Hand.
» Das war doch gut, Fred. Joanne hat dir damit diese Bürde abgenommen. Ihr und eure Freundschaft - ihr habt euch bewährt. Das ist nach dem über hundert Jahre alten Zwist doch einfach wunderbar. Und jetzt hast du noch Sophie gerettet – ich finde, wir sollten einmal Sarah fragen. Sie weiß sicher, was das über unser Leben hinaus für eine Bedeutung hat.«
Unter ihren Worten war Fred wieder ruhiger geworden. Er versuchte zu l ächeln und sah Sophie an:
» Jetzt habe ich wohl endgültig das Gegenteil von dem gemacht, was Jeff gewollt hätte.«
Obw ohl Humor durch diese Worte schimmerte, bekam Lene eine Gänsehaut. Was wäre gewesen, wenn…? Sofort verbot sie sich energisch solche Spekulationen. Aber sicherheitshalber rutschte sie ein bisschen näher zu Sophie.
Mike schaltete sich ein. »Und dann? Was war dann?«
» Alles so, wie ich es Ihnen gesagt habe. Joanne hat mir als Zeichen der Versöhnung mit Jeff noch das Geld für die Beerdigung aus dem Safe gegeben. Ich habe mich mit Iris in der Buchhandlung verabredet – alles, wie ich zu Protokoll gegeben habe.«
» Aber inzwischen ist wohl Iris zu Joanne und Marc. Wollte sie Joanne töten – als Racheengel für Zach und Jeff oder aus Eifersucht oder beides? Hast du ihr von dem Schlüssel erzählt?«
» Ja, natürlich.«
» Dann hat sie dir wie es aussieht ›fürsorglich‹ die Schlaftablette gegeben und ist mit deinem Schlüssel am frühen Morgen in die Filbert Street. Hat den Safe ausgeleert und dann mit verstellter Stimme Joannes Eltern angerufen. Sie leiden lassen. Noch ein bisschen mehr. Wie ist so etwas möglich? Ach ja, hat sie an dem Abend noch eure Sachen gewaschen?«
» Ja, sie hat alles, was ich anhatte, in die Waschmaschine gesteckt. Sie sagte, der Blutfleck sei so eklig. Er war schon ganz eingetrocknet. Ich habe ihn noch angestarrt und mir immer wieder gesagt, dass es Joannes Blut sei. Aber ich konnte es nicht begreifen.
» Hat sie auch ihre Sachen mit gewaschen?«
» Ja, das fand ich noch seltsam. In einer Maschine mit dem Blutfleck. Das kam mir pietätlos vor. Sie meinte, sie hätte doch noch andere Sachen im Schrank bei mir. Darüber habe ich mich etwas gewundert. Denn ich wusste davon gar nichts.«
Alle schwiegen. Sie mussten das Gehö rte erst einmal in sich ankommen lassen. Irgendwann räusperte sich Mike.
» Das war für uns alle ein heftiger Tag. Ich will noch zum Krankenhaus. Wer kommt mit?«
Niemand von ihnen wollte dort bleiben. Selbst Fred wollte mit, da er Iris wenigstens durch eine Glasscheibe sehen wollte. Er meinte, vielleicht könnte er es dann eher begreifen. Lene wusste, dass Mike eigentlich sie gemeint hatte, aber sie wusste auch, dass Sophie jetzt nicht allein sein konnte. Das hat alles Zeit, dachte sie. Wir haben den Fall wohl geklärt.
Im Krankenhaus erfuhren sie, dass Iris ein Schlafmittel b ekommen hatte und nicht ansprechbar sei. Sie hatte keine ernsten Verletzungen, jedoch etliche schmerzhafte Prellungen und zwei gebrochene Rippen. Aber sie konnte morgen entlassen und ins Gefängnis überstellt werden. Eventuell dort noch auf der Krankenstation weiterbehandelt werden.
Sie standen alle vier vor der Glasscheibe und sahen Iris, die perfekte Iris, in ihrem Bett liegen. Ihr Haar lag ausgebreitet auf dem Kopfkissen, ihre Züge waren im Schlaf entspannt. Nichts erinnerte mehr an den Ausbruch vor einer Stunde.
Wieder ein vermurkstes, verbogenes Leben, das nicht mehr g elebt werden würde wie geplant. Eine nicht umkehrbare Wendung genommen hatte. Plötzlich fühlte Lene eine lähmende Müdigkeit in sich aufsteigen.
» Ich muss ins Bett«, murmelte sie.
Sophie hakte sie unter.
»Ich werde noch einen Wachposten vor die Tür stellen, damit sie nicht fliehen kann. Oder kann man die Tür abschließen?« fragte Mike die Ärztin.
» Wir sind gerade nicht voll belegt. Also können wir abschließen. Dann kann der Wachposten vielleicht erst morgen um fünf bei Schichtwechsel kommen.«
Fred stand immer noch stumm vo r der Glasscheibe. Lehnte die Stirn an das Glas, als ob es sie kühlen konnte.
» Heute Morgen war doch noch alles … Nein, auch nicht. Nichts war in Ordnung seit Joannes und Marcs Tod.«
Mike fuhr sie bis zum Hotel. Er wollte noch ins Prä sidium, aber Lene fühlte sich dazu nicht mehr in der Lage. Fred setzten sie unterwegs ab.
Als sie in ihr Zimmer kamen, fielen sich Sophie und
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