Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Lene in die A rme.
» Ich bin so froh, dass du da bist – dass dir nichts passiert ist! Meine Sophie.«
Sophie weinte jetzt heftig . »Es war so schrecklich, Mama! Wie konnte sie mich so hassen?«
» Ich glaube, dass sie kaum mehr wusste, was sie tat. Als sie die ersten beiden Morde begangen hatte, schien ihr plötzlich alles möglich. Sie war zu allem entschlossen – nur nicht Fred zu überfahren. Es war unser Glück, dass er da war und so schnell reagiert hat.«
» Du musst jetzt schlafen«, murmelte sie später, als sie beide diesmal in einem Bett lagen. Jede von ihnen schlief bald ein. Aber sie hielten sich im Schlaf an den Händen.
K apitel 38
Montag, 11. April
Um acht weckte sie der Anruf von Mike. Lene tauchte aus einem tiefen Schlaf auf, brauchte sogar einen Moment um zu wissen, wo sie war. Das war wirklich se lten. Aber als sie Mikes Stimme hörte, war ihr wieder alles gegenwärtig. Ein schneller Blick zu der immer noch schlafenden Sophie, deren dunkles Haar sich um ihr entspanntes, im Schlaf so junges Gesicht gelegt hatte.
» Hast du ausgeschlafen? Ich wollte dich fragen, ob du schon um halb zehn hier sein kannst. Wir haben vor lauter Durcheinander sowieso mit Fred nichts anderes ausgemacht, aber wenn er um zehn kommt, ist das auch richtig – wir brauchen seine Aussage ja noch mit Unterschrift. Auf jeden Fall kommt Iris um halb zehn – wird hierher gebracht. Die Ärztin meint, sie kann, trotz der Schmerzen, die die gebrochenen Rippen sicher für sie bedeuten, ihre Aussage machen. Sie muss ja deshalb nicht liegen.«
» Bin ich erleichtert, dass wir nicht warten müssen! Ich will jetzt alles wissen – und dir geht es sicher genauso. Und auch wissen, wie es zu dem Anschlag auf Sophie gestern kam. Gut, ich frühstücke und komme. Sophie nehme ich mit. Sie kann ja irgendwo dort warten. Ihr Flieger geht heute Nachmittag um sechs, um zwei muss ich sie zum Flughafen bringen. Da sie noch packen muss, müssen wir uns jetzt beeilen. Ich freue mich auf dich.«
» Dann könnt ihr beide gleich zusammen im Hotel auschecken. Du weißt ja, was du mir versprochen hast. Ich freue mich auf uns in meinem Zuhause.«
Seine St imme hatte so froh geklungen. Lene wurde aufgeregt, wenn sie an den heutigen Abend dachte. Schob den Gedanken aber erst einmal in den Hintergrund. Ach, Mike, warum lebst du in San Francisco und nicht irgendwo in Deutschland?
Sophie war inzwischen wach. »Das ist vielleicht ein seltsames Gefühl heute Morgen! Wie aus einem schlechten Traum aufzuwachen. Auf der einen Seite wissen wir jetzt wohl annähernd, was passiert ist. Auf der anderen Seite der Fast-Unfall gestern, den ich wohl kaum überlebt hätte. Es ist wie ein Ring um meine Brust – bedrückt mich.« Lene nahm sie in die Arme.
» Das würde jedem so gehen, der Ziel eines so brutalen Angriffs gewesen ist. Auch mich graust es. Aber da wir wissen, wer es war, da sich heute alles aufklärt, wirst du merken, wie sich der Schrecken in deinem Körper wieder auflöst.«
In dem Moment klingelte das Telefon.
» Hi, Lene. Ich bin’s, Sarah. Fred hat mich gerade angerufen und mir erzählt, was gestern passiert ist. Ich bin völlig entsetzt. Arme Sophie! Wie geht es ihr?«
Lene reichte Sophie den Hö rer und bekam mit, dass die beiden sich für halb zehn in einem Coffeeshop in der Nähe des Police Departments verabredeten.
» Rescue Tropfen? Ach, das sind die Bachblüten, die nach Schockerlebnissen helfen? Das ist lieb, wenn du die mitbringst. – Ja, das glaube ich auch, dass ich die brauchen kann. Bis dann.«
» Ich bin froh, dass wir uns treffen. Ich will sie einiges fragen. Auch das, was wir gestern über Zachs Familie herausgefunden haben - und unsere. Wenn du fertig bist, sagst du Bescheid. Fred kommt nach der Vernehmung auch zu uns in den Coffeeshop.«
Die heiß e Dusche tat gut. Lene ließ alles abfließen, ihre Angst, die versucht hatte sich in ihr festzusetzen, ihre negativen Gedanken, ihren Zorn auf Iris. Sie versuchte einfach wieder sie selbst zu sein. Es war für sie, als ob ihr Inneres jetzt erst wirklich den Tod von Joanne und Marc begriff, als Realität erfasste. Jetzt, da die Täterin gefasst war, wurde alles real, aus dem Unfassbaren in das Begriffene – wenn auch nicht in das Begreifliche – transferiert.
Es ist zu Ende. Nach diesem Verhö r gleich ist es zu Ende.
Sie gab sich ganz besondere Mü he heute mit ihrem Aussehen. Das türkis-farbene Shirt, tiefer ausgeschnitten und eng anliegend, betonte ihre
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