Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
hinter die O hren strich. Dann sprach sie weiter.
» Dasselbe gilt auch, wenn auch mit anderen Vorzeichen, für Zacharias. Auch er geht in die Fremde – hier hatte er die Hoffnung, dass sich alles ändern würde. Er würde es den Haffners zeigen, zurückkommen als gemachter Mann! Stattdessen eine Enttäuschung nach der anderen. Da musste ein Sündenbock her, am Besten der, der schon so lange diese Position innehatte. Was für ein verwirrender Gedankengang.«
Mike hatte dieselbe Erfahrung gemacht wie sie.
»Dieses Fokussieren auf einen, der an allem Schuld ist, kennen wir aber von vielen Gefangenen. Diese Vorstellung nehmen sie dann nach dem Gefängnisaufenthalt mit ›nach draußen‹. Genährt wurde bei ihm dieser Hass noch von der Ablehnung durch den Bruder von Lona, der Martin keine Lehrstelle geben wollte. Was für eine idiotische Idee von Zach. Aber dass die Familie dann auch nach Kalifornien kam und so verhältnismäßig nahe bei Marge und ihrer Familie lebte! Und Marge wusste nichts davon.«
» Und sie wusste auch nichts von dem Hass, den Zacharias weitergab, bis heute, wo sich die Schicksalsstränge wieder trafen. Was für eine Geschichte! Macht es nun Fred noch verdächtiger?«
Mike zö gerte, gab sich dann selbst eine Antwort.
» Auf den ersten Blick schon. Er hätte jetzt ein Motiv gehabt, die Gelegenheit, und zusätzlich weisen auch noch die Indizien auf ihn. Carl, du weißt, der Leiter der Kriminaltechnik, ist mit den Untersuchungen noch nicht fertig. Bei Iris haben sie nur die Kleidung mitgenommen, die sie an dem Tag getragen haben könnte. Und die aus dem Wäschetrockner bei Fred wollen sie auch noch untersuchen. Nach dem Anruf von dir habe ich sie auch gebeten Schmuck und ähnliches, was aus dem Safe stammen könnte, mitzunehmen. Die Liste bekomme ich morgen. Aber ich habe wenig Hoffnung. – Übrigens, was ich vergessen habe, dir zu erzählen: Carl hatte den Ring im Labor, du weißt, den, den Joanne von ihren Eltern bekommen hatte. Er hat ihn mir vorgestern noch gebracht und ich habe ihn nach der Beerdigung deiner Tante gegeben.«
» Bin ich froh darüber. Das war sicher tröstlich für sie.« Sie sprachen weiter, gingen noch einmal alle Aspekte durch.
» Wir müssen noch einmal mit Fred Masters sprechen. Blöd, ihm das jetzt zu sagen, andererseits kürzt es ab. Kannst du morgen früh um zehn zu seinem Verhör da sein? Vielleicht kannst du ihn nachher noch um dies Treffen bitten, dann ist es weniger formell als wenn ich jetzt zu ihm hingehe und es ihm sage.
Er muss erfahren , dass wir Bescheid wissen wegen Jeff Masters und der Vorgeschichte. Und ich möchte, dass du diesmal direkt dabei bist. Es geht ja auch um deine Familie. Und wegen der ganzen Aspekte der Familiengeschichte machen wir das vielleicht in meinem Büro, nicht im Verhörraum. Bis dahin ist Carl, beziehungsweise das Labor, hoffentlich mit den Kleidungsstücken von John aus der Garage und denen von Iris durch.«
» Gut, ich möchte gern bei dem Gespräch mit Fred dabei sein, kann ja auch noch ein bisschen erläutern. Ich rufe nachher noch Sam an wegen etwaiger Schmuckstücke von Joanne, die im Safe gewesen sein könnten.«
Sie sahen sich an, plö tzlich entstand Stille zwischen ihnen. Aber sie war nicht Trennung, sondern ein Band, das beide spürten. Mike beugte sich zu ihr über den Tisch. »Wie sind deine Pläne hier?«, fragte er mit lockender Stimme.
Lene fü hlte plötzlich einen Knoten im Hals.
» Sophie fliegt morgen Nachmittag zurück, ich muss erst am 18. wieder anfangen. Das heißt, ich muss spätestens am 16. fliegen, da ich mit der Zeit fliege, also erst am 17. ankomme. Und bis dahin wollen wir doch den Fall gelöst haben.«
» Bis zum 16. also.«
Ein leichtes Zö gern. Dann mit weicher Stimme:
» Kannst du so lange hierbleiben – bitte? Auch wenn wir den Fall schon gelöst hätten? Wenn wir das schaffen, kann ich mir ein paar Tage Urlaub nehmen. Und das werde ich tun, ich habe soviel Guthaben, dass ich schon für den Rest des Jahres freinehmen kann.« Ein Lächeln.
» Na gut, nicht ganz. Also, heute auf der Fahrt habe ich nachgedacht. Auch über uns. Wenn Sophie abgefahren ist – kannst du dann zu mir ziehen für die Zeit, die du noch hier bist?«
Lene sah ihn an. Seine Stirn gerunzelt vor Anspannung. Sie sagte einfach nur leise: »Ja. Beides ja.«
Ihre Hand in seiner.
Lene ging zu den Waschräumen und kam dann am Tisch von Fred und Sophie vorbei. Iris war noch nicht da.
» Na, was habt ihr
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