Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
findest. Wir haben natürlich nur Small Talk gemacht. John war auf die Idee gekommen. Übrigens – diesmal frage ich lieber vorher: Sophie und ich würden uns gern nachher einfach nur privat mit Joannes Freundin Sarah treffen und eventuell auch mit Joannes Cousin Ben Adams. Ist das in Ordnung?«
» Ja, natürlich. Das kann uns nur helfen. Versuche herauszufinden, ob sie noch etwas wissen, vielleicht noch über weitere Bekannte oder Freunde. Wir überprüfen hier auch noch das Teilalibi von Fred Masters und versuchen die Buchhändlerin zu finden.«
Lene erzä hlte ihm von der Liste, die Sophie mit John erstellt hatte. Mike bat sie diese nachher mit ins Kommissariat zu bringen.
» So, das wäre geschafft. Ich habe erst einmal frei«, und Lene strahlte wie ein Teenager, der die Schule schwänzt. »Was machen wir zuerst? Golden Gate Bridge oder Anrufe – und bei wem als erstes? Ben? Oder Sarah?«
Sophie wollte erst bei Ben anrufen. Der hä tte sicher am meisten Termine und sie müssten sich nach ihm richten, fand sie. Was für eine vernünftige Tochter, dachte Lene ironisch. Oder könnte es sein, dass sie einfach auf diese Figur der entfernteren Familie gespannt war, um die sich eine solche Geschichte rankte? Also riefen sie bei Ben an, der auch gleich am Telefon war und etwas unsicher wirkte, wie er auf ihren Anruf reagieren sollte, bis er begriff, wer sie waren. Dann kam so viel Freude und Herzlichkeit durch das Telefon, dass nun sie fast verunsichert waren.
» Ja, natürlich will ich euch sehen. Ich kann aber erst um halb zwölf oder zwölf. Aber halt mal, ich muss in etwa einer halben Stunde nämlich zu einem Vortrag. Habt ihr Katzen oder Hunde?«
Etwas verwirrt von Bens Gedankensprung antwortete Lene, dass sie Katzen hä tten und … Ben fiel ihr ins Wort. »Prima, ich gehe zu einem Vortrag von John, Professor John R. Searle, der euch auch gefallen könnte. Er forscht auf dem Gebiet des Bewusstseins. Und hinterfragt dabei auch das Bewusstsein von Tieren. Hochinteressant. Hättet ihr Lust mit mir zu kommen?«
Sophie und Lene waren begeistert. Aber wie sollten sie nach Berkeley kommen? Sie b eschrieben ihm, wo sie waren.
» Ihr seid jetzt also in der Market Street, nicht weit vom Civic Center. Prima. Dann nehmt ihr vom Civic Center den BART bis Berkeley Downtown, das sind so etwa zehn, elf Stationen. Am besten nehmt ihr ein Taxi zum Eingangstor. Dort warte ich auf euch. Ich habe braunes, kurzes Haar und braune Augen. Trage ein hellgelbes Hemd und eine braune Jacke. Okay?«
Okay. Sophie strahlte und Lene war glücklich. Immer schon wollte sie nach Berkeley, nachdem sie in den 80ern das Buch Neues Denken Alte Geister gelesen hatte, das sich zum großen Teil mit Wissenschaftlern aus Berkeley beschäftigte. Einfach tollkühne Ideen, die dann ihr, Lenes Denken sehr geprägt hatten. Besonders das Neue Paradigma des Denkens . Nie hatte sie Hans Slugas Worte vergessen: »Ein Paradigma ist ein Stein, der in den Strom des Denkens geworfen wird und dann neue Wellenmuster hervorruft. Als Gegenmodell zum abgeschlossenen alten Paradigma des um ihrer selbst forschenden Wissenschaft, zeigte diese neue Art zu denken, wie Forschung und Erkenntnis das Bewusstsein der Menschen verändert, zu neuen Fragestellungen führt und damit wieder zu neuen Erkenntnissen.
Und jetzt s ollte Lene in diese für sie heilige Stätte kommen.
Sie erkannten Ben gleich, schon an seinem erwartungsfrohen Lä cheln. Er wartete am grünen Tor.
Fiat Lux, Let there be light stand darüber, das Motto der Berkeley University.
Es war so leicht sich mit Ben zu unterhalten. Er war lebhaft und sympathisch. Schleuste sie geschickt über den Campus durch die Menge der Studenten. Eine wunderbare Atmosphäre für Lene, ein Funken, der übersprang. Sie sah nach oben zu dem blauen Himmel. Der Campanile von Berkeley war ein faszinierender Blickfang, so elegant und grazil überragte er die übrigen Gebäude. Beim Gang durch die Flure war plötzlich ein Stimmengewirr zu hören und kurz darauf kamen sie zu einem Hörsaal, der schon überfüllt war. Es gelang Ben jedoch ziemlich weit vorn noch drei Plätze zu ergattern, und Lene und Sophie setzten sich. Während Sophie sich angeregt mit Ben unterhielt, musterte Lene ihre Umgebung, nahm sie intensiv wahr. Der Raum atmete Tradition und Nüchternheit zugleich. Lange hatte Lene in keinem Hörsaal mehr gesessen und es war jetzt ein ziehendes Gefühl in ihrem Innern, ein bisschen wie Nachhause-Kommen. Sie hatte ihr
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