Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Aber als ich am nächsten Tag kam, und ich die Tür wieder öffnete, war er leer. Das hätte ich doch gleich merken müssen! Aber ich war so durcheinander. Himmel, was habe ich nur gemacht.« »Das kann man wohl sagen. So eine Dummheit. Aber wer hatte denn noch einen Schlüssel außer Ihnen?«
» Ich weiß nur, dass John einen Schlüssel hat. Und ich eben seit dem Tag.«
» Wieso sollten Sie denn dann nach der Wohnung sehen und nicht John – während der Hochzeitsreise meine ich.«
» Weil John sofort nach der Hochzeit nach L.A. wollte und seine neue Wohnung übernehmen, Schlüssel für dort abholen und so.«
» Gut, wir werden ihn fragen, ob er noch einmal in der Wohnung war vor Ihnen. Dann noch etwas, wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen oben nachzusehen? Und damit die beiden zu finden? Haben Sie vor oder nach dem Auffinden der Leichen Ihrer Freunde Iris angerufen?«
» Danach. Als ich das ganze Durcheinander sah, wurde mir eiskalt und ich bin nach oben gerannt. Vorher habe ich noch gerufen, wieder und wieder. Oben wagte ich es plötzlich nicht weiterzugehen. Ich hielt mich am Geländer fest und blieb auf der letzten Stufe stehen. Hatte Angst vor der Stille. Dann bin ich aber doch ins Schlafzimmer. Es war schrecklich. Marc lag auf dem Bett, ich wusste gleich, dass er tot war. Die Augen offen und ohne Leben. Ich habe noch nach dem Puls an der Halsschlagader gefühlt. Ich war wie betäubt. Wo war Joanne? Dann ging ich langsam zum Badezimmer. Die Tür stand offen. Ich wollte nicht hinein, aber dann – ich habe aufgeheult. Es war zu schrecklich. Meine schöne Joanne! Ich …«
Fred Masters konnte nicht weiter sprechen, seine Stimme e rstickte in aufsteigenden Tränen. Wenn es wirklich so gewesen war, hatte Mike Fuller so etwas wie Mitgefühl mit ihm. Wenn es so gewesen war. Wo sollte er nur noch suchen und wie die Wahrheit finden? Er wollte, Lene wäre bei dem Gespräch dabei gewesen. Er reichte Fred Masters ein Papiertaschentuch über den Schreibtisch. Bill räusperte sich:
» Das hört sich ja alles richtig an. Aber ich sag Ihnen mal, wie es wirklich war. Sie waren in Geldschwierigkeiten und haben Joanne um Geld angebettelt. Schließlich hatte sie ja genug, haben Sie gedacht. Und die gutmütige Joanne hat Ihnen denn auch etwas aus dem Safe gegeben, deshalb war er offen. Denn nur sie kann ihn geöffnet haben, nur sie kannte den Code, vielleicht auch noch Marc. Wahrscheinlich haben Sie ihr was von den Kosten für die Beerdigung Ihres Großvaters vorgejammert und als Sie dann sahen, dass noch viel mehr im Safe lag, haben Sie die Pistole aus Ihrer Tasche geholt und sie bedroht. Sie sollte Ihnen alles geben. Aber sie hat sich geweigert und Marc ist dazwischen. Hat gebrüllt, sie soll ins Schlafzimmer rennen. Dann ist im Handgemenge der Sessel umgefallen und die Tischplatte zu Boden gekracht. Und dann ist Marc die Treppe rauf geflohen und Sie hinterher. Das weitere kennen wir ja. Sie haben sie in ohnmächtiger Wut und Eifersucht beide erschossen.«
Mike Fuller sah, dass Fred Masters bei der Bitte um Geld err ötet war, und dann mit einem Ausdruck des Nicht-Fassen-Könnens Bill Edwards’ Ausführungen gefolgt war. Was konnte er nicht fassen – dass Bill die Wahrheit entdeckt hatte oder die Anschuldigung? Die Schilderung enthielt wirklich eine tiefe Logik und schloss alle Fragen und offenen Türen, dachte Fuller, nicht ohne Bewunderung für Bill.
F red Masters hatte sich nicht bewegt. Jetzt erst sagte er – leise und ohne jeden Ausdruck: »Aber ich habe die beiden nicht getötet. Das hätte ich nie gekonnt.«
» Aber sie hat Ihnen Geld gegeben?«, fragte Mike, weil er sich an Freds Erröten erinnerte.
» Ja, sie hat mir fünfhundert Dollar gegeben - und Sie haben recht«, gab er zu Bill gewandt zu »sie hat es mir für die Beerdigung gegeben. Aber von sich aus. Ich habe nicht gebettelt. Und sie hat gesagt, dass ich das nicht ablehnen dürfe, es sei für meinen Großvater und doch nicht für mich. Er hätte ein Recht auf eine anständige Beerdigung. Mein Vater wollte nur eine ganz billige Ausführung, und das hatte ich erzählt.«
» Und hat sie dann den Safe wieder verschlossen?« fragte Mike. Fred schüttelte den Kopf.
» Sie hat es mir gegeben, als ich gehen wollte. Was sie dann gemacht hat, weiß ich nicht.«
» Gut, das wäre es für den Moment. Ich habe mir einen Durchsuchungsbeschluss für Ihre Wohnung besorgt. Das werden wir nachher noch erledigen. Dann sehen wir weiter.«
» Einen
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