Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Durchsuchungsbeschluss? Aber warum das?«, fragte Masters und sein Erstaunen wirkte echt.
» Wir werden sehen. Ich muss mir ein besseres Bild von Ihnen machen«, antwortete Mike unbestimmt.
» Aber …« fing Fred an, vollendete den Satz aber nicht.
» Ja?«
» Ach nichts«, wehrte Fred ab und verschloss unbewusst seine Lippen zu einem schmalen Spalt.
Als er den Raum in Begleitung eines Polizisten, der ihn zurü ck in die Zelle brachte, verlassen hatte, rief Mike in der forensischen Abteilung an. Wie weit sie seien? Er würde abermals vertröstet, ließ sich aber Carl, den Abteilungsleiter, geben.
» Weißt du schon etwas über den Fußabdruck auf der Treppe? Und, was mich auch interessieren würde, wo überall habt Ihr die Fingerabdrücke von Fred Masters gefunden?«
» Mike, du weißt doch, dass wir Zeit brauchen um unsere Arbeit zu tun, zumindest so, dass etwas dabei herauskommt. An dem Fußabdruck sind wir dran, aber das ist viel Arbeit, es ist ja nur ein Teilabdruck. Die Fingerabdrücke von Masters sind überall im Wohnzimmer – er war jedoch oft dort, es sagt also nichts über den Abend aus – aber immerhin, der halbe Fingerabdruck auf dem Safe ist nicht von ihm. Ach ja, aber ein Abdruck von ihm an der Wohnungstür, als ob er selbst aufgeschlossen hätte. Kann das sein? Und dann sehr deutlich noch einmal oben am Treppengeländer. Er muss also oben im Schlafzimmer gewesen sein. Hilft dir das?«
» Das hilft mir sehr. Ich danke dir. Melde dich, wenn du etwas über den Fußabdruck herausbekommen hast, ja?«
Als Mike den Hö rer auflegte, hatte er das erste Mal in diesem Fall ein Gefühl von Zufriedenheit. Wie es schien passte die Aussage von Masters endlich zu den Beweisen. Auch wenn er vielleicht immer noch nicht die volle Wahrheit gesagt hatte – Mike erinnerte sich an den Einspruch und das Zögern in seiner Stimme, als er von der Wohnungsdurchsuchung erfuhr – so war ein Teil jetzt doch klarer. Die Fingerabdrücke am oberen Treppengeländer – Mike konnte sich nicht vorstellen, dass jemand, der eine Pistole in der Hand hält – oder war Masters Linkshänder? Gordon anrufen, notierte er in seinen Gedanken – sich erst einmal bei einer Verfolgungsjagd die Treppe hinauf mit der rechten Hand am Geländer festhält. Stimmte da eher Masters’ Version? War er wirklich unschuldig? Und wer war dann der Mörder? John etwa? Mike rief gleich bei Gordon an. Nein, der Schuss, der Marc getötet hatte, war von einem Rechtshänder abgegeben. Da fiel ihm noch etwas ein:
» Gordon, hast du einen Fingerabdruck an Marcs Puls, dem an der Halsschlagader gefunden? Ja? Kannst du den in die For – hast du schon. Prima. Danke.«
Also auch das war richtig – oder schien es zu sein. Doch John? Konzentriere dich jetzt erst einmal auf Iris Johnson. Das Verhör ist auch wichtig. Mit ihr hat Masters fast die ganze Zeit zumindest telefonischen Kontakt gehabt. Vielleicht hat sie etwas mitbekommen.
Kapitel 21
Als Lene den Raum betrat, bracht e sie die Sonne von draußen zusammen mit einem Schwall frischer Frühlingsluft mit. Mike nahm wieder, mit einer Intensität, die er sonst nicht empfand, das helle Blau ihrer Augen wahr. Wollte dort hängen bleiben mit seinem Blick. Reiß dich zusammen, alter Junge, ermahnte er sich. Er berichtete ihr von dem Gespräch mit John, den Aussagen von Fred Masters und den wissenschaftlichen Ergebnissen der Untersuchung. Lene reagierte betroffen, als sie von Johns eigenem Schlüssel hörte und von dem bewiesenen Wahrheitsgehalt der zweiten Aussage von Fred Masters.
» John? O nein, bitte nicht.«
Aber dann erzä hlte sie von Ben Adams und seiner Beobachtung. Dieser Blick zwischen Joanne und John ging ihr nicht aus dem Sinn. Sie hatte schon Sophie gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, dass da etwas zwischen den beiden gelaufen sein könnte. Sophie hatte länger nachgedacht.
» Vorstellen kann ich es mir schon. Joanne hatte immer so etwas Unabhängiges und manchmal auch Spontan-Leichtsinniges an sich. Auch wenn es für sie nicht ernst war – es kann schon mal aus einer Laune heraus etwas passiert sein. Sie wäre sicher damit zurechtgekommen. Aber meinst du John auch?«, hatte sie gesagt.
» Das ist genau das, was ich mich seit dem Gespräch mit Ben frage«, hatte Lene nachdenklich gemeint.
Und jetzt das. Die Aussage von Fred bekam plö tzlich einen Sinn, den sie genauso wenig wie Mike vermutet hatte. Das sah er deutlich.
» Komm, wir trinken noch einen Kaffee in der Kantine.
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