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Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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die Erinnerungen. Ich muss neu anfangen. Und hoffe bloß, dass das irgendwie geht.«
    Seine Augen verdunkelten sich vor Traurigkeit. Es muss schwer fü r ihn sein, dachte Lene. Auch dieser Neuanfang war schon überschattet von dem Verlust der gemeinsamen Zukunft in L.A., der Pläne, die die drei sicher schon gemacht hatten.
    » Warum wollten Sie eigentlich ursprünglich weg aus San Francisco? Sie waren ja schon vor Marc und Joanne entschlossen nach L.A zu gehen. Hatte das einen Grund?« fragte Mike.
    John zö gerte kurz. »Ich dachte, ich müsste einmal selbstständig werden, mich auch von Marc abnabeln. Wir waren immer so eng zusammen und ich habe mich meist auf ihn verlassen. Er machte immer alles und ich schwamm hinterher. Zum Beispiel wollte er, als wir zwölf waren, mit dem Boot raus zum Angeln. Ich hasse Bootfahren. Aber dann sind wir natürlich doch hinaus und mit welchem Resultat? Er fing zwei Fische auf der einen Seite und ich kotzte auf der anderen Seite. Und das war eigentlich symbolisch. Er war derjenige, der die Fische fing, während ich über der Reling hing. Absolut unfähig.«
    Seine Stimme hatte trotz der humorvoll gefä rbten Schilderung einen rauen Klang von Verzweiflung. Einer Verzweiflung, die aus dem Verlust kommen konnte, aber ebenso konnte sie aus der Unterlegenheit kommen, die er seinem Bruder gegenüber fühlte. Mike sah Lene an. Er hatte dieselben Gedanken. Mike brach jetzt auf. Die wartende Arbeit und die Wartenden, Fred und Kate, ließen ihm keine Ruhe mehr. Als er sich von Lene verabschiedete – bis morgen, wann kommst du? – strahlten seine Augen Bedauern, Liebe und gleichzeitig Hoffnung aus. Was für ausdrucksvolle Augen, dachte Lene wieder und fühlte Zärtlichkeit. Sie wäre am liebsten mit ihm gegangen, war ihm so nah. Sie sah ihn auf der Straße am Fenster vorbeigehen, diesen kraftvoll eleganten Gang, der so gut zu ihm passte.
    » Mike sieht richtig gut aus«, stellte Sophie zufrieden fest und sah dabei Lene an. Sie hatte also seinen Blick gesehen und interpretiert. Meine Tochter, nichts kann man für sich behalten vor deinen schnellen Augen, schmunzelte sie innerlich.
    » Wo wollen wir essen? Hier – weiter hinten in dem Raum eine halbe Treppe tiefer sind Esstische – oder wollt ihr chinesisch essen?«
    » Ach bitte indisch«, bat Sophie. Sie liebte indisches Essen. John kannte ein indisches Restaurant in Chinatown.
    » Wie komisch, dass du auch gern indisch isst – genau wie Joanne.« Und zu Lene gewandt, »Meine Eltern waren ganz perplex, wie ähnlich sich Joanne und Sophie sehen. Mir ist das aber auch gleich aufgefallen. Du hingegen siehst ganz anders aus.«
    » Ja, die Schwestern meiner Großmutter, also auch Joannes Großmutter Marge, sahen sich auch so ähnlich. Ich komme mehr nach meinem Vater – nur dass er groß war und ich eher klein bin.«
    Das indische Restaurant war einfach eingeri chtet. An den Wänden Bilder von Rama, der göttlichen Inkarnation und seiner Gemahlin Sita, Szenen aus ihrem Leben. Auf dem Bild über ihrem Tisch saß Sita auf einer Schaukel, die Seile waren aus Blüten, und die Schaukel wurde von Rama zärtlich angestoßen. Das würde heute auch zu meiner Stimmung passen, dachte sie und fand sich gar nicht ironisch. Wie konnte man, kaum war da so ein ziehendes Gefühl erwacht, nur so hoffnungslos romantisch sein? Sitzen wir dann immer gleich auf einer Schaukel wie Rama und Sita?
    Das Essen war kö stlich – Hühnchencurry und Tschapati und Reis - und der Duft der Gewürze versetzten Sophie und Lene nach Indien, das Land, von dem sie beide fasziniert waren. Dann fuhren sie mit ihm zu Johns Eltern. Ein kleines Haus im Vorort von San Francisco, weiß und einladend. Ein kleiner Vorgarten, Platz für eine Autoauffahrt und eine Garage daneben. Weiße Spitzengardinen am Küchenfenster. Als Johns Mutter öffnete, war Lene überrascht, was für eine jugendliche – wenn auch sehr traurige – Frau vor ihr stand. Mit ihrem dunklen Haar und ihren großen dunklen Augen wirkte sie eher wie Marcs Schwester als wie seine Mutter. Sie war höchstens so alt wie Lene. »Ich bin Wendy. Kommt herein.« Ein großer, ebenfalls schlanker Mann kam ihnen entgegen. Mitch. Er hatte das gleiche Haar wie John, an den Schläfen etwas grau, und auch seine Augen glichen seinen. Zwillinge, die sich je einem Elternteil zuordneten. Ungewöhnlich. Sie gingen in ein sehr gemütliches Wohnzimmer, in dem offensichtlich gelebt wurde. Eine weiche Couch, der Fernseher, den Wendy jetzt

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