Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
lange zusammen. Marcs Eltern holten einen Band mit Fotos heraus und erzählten noch lange von Marc und John, als sie Kinder waren und Episoden aus der Teenagerzeit, und Lene hatte den Eindruck, dass es ihnen half. Und das war das Einzige, was sie und Sophie für sie tun konnten.
Kapitel 24
Ihr Hotelzimmer empfing sie wie eine Oase der Zweisamkeit. »Wie gut das tut, endlich haben wir uns einmal wieder allein«, atmete Sophie auf.
» Aber ich will erst einmal Jonas anrufen. Er wartet sicher schon seit unserer Ankunftsnachricht auf Neuigkeiten.«
Er meldete sich sofort und freute sich sichtlich, als er ihre Stimme hö rte. Sie gab ihm als erstes die Telefonnummer ihrer amerikanischen Handykarte.
» Das ist besser, ich rufe dich zurück, dann haben wir mehr Ruhe«, bot er gleich an.
Kurz darauf klingelte das Handy. Lene erzä hlte nun im Zeitraffertempo von ihren Ermittlungen, von Mike, von Bill. Sie beschrieb Fred und John und Iris.
» Du glaubst nicht, wie klein die Welt ist! Stell dir vor, heute im Zimmer von Freds Großvater stellte sich heraus, dass der, oder vielmehr dessen Vater - sicher mit seinen Eltern - auch aus Bamberg gekommen ist. Ausgewandert. Schon komisch, nicht?«
Fü r solche Geschichten war Jonas immer zu haben.
» Die Franken waren schon immer reiselustig – so wie du«, zog er sie auf. Er war schließlich nur ein halber. Dann wurde er wieder ernst.
» Was glaubst du denn, wer es war?«
» Ich weiß es einfach nicht. Bei allen dreien kann ich es mir nicht vorstellen. Morgen treffe ich noch die engste Freundin von Joanne. Vielleicht gibt es da einen Hinweis.«
» Und dieser Mike, dein Kollege? Was sagt er dazu? Wie ist er überhaupt?«
Lene spü rte eine leichte Verwirrung. Mike. »Er ist sehr nett, akzeptiert mich und wir arbeiten sehr gut zusammen.« – als ob wir das schon immer gemacht hätten, setzte sie in Gedanken hinzu. Aber Jonas, der immer ein feines Ohr besaß, hatte es doch bemerkt an ihrer Stimme.
» Na, Lene, das muss ein wirklich sehr beeindruckender Mann sein. Du magst ihn wohl ziemlich?«
» Du bist schon wie Sophie! Klar mag ich ihn. Aber …«
Das Aber ließ sie lieber einfach stehen und erzählte noch von allem, was ihr einfiel.
» Habt ihr eigentlich schon Johns Wohnung durchsucht und die von Iris?«, fragte Jonas.
» Das geht doch erst, wenn ein begründeter Verdacht vorliegt. Den haben wir ja nicht. Keinerlei Beweise. Nur eine in freier Luft schwebende Vermutung. John wollte gerade nach Los Angeles ziehen. Sein altes Zimmer ist schon weitervermietet, am Mordtag sind die neuen Mieter eingezogen. Er hat sein Hab und Gut bei seinen Eltern in der Garage deponiert.«
» Ich fände das nur wichtig, dass ihr euch dort mal umseht. Na, da kommt dein Mike sicher auch noch drauf.«
Dein Mike. Hö rte sich gut an für Lene. Später lag sie im Bett und starrte in die Dunkelheit. Sie versuchte, ihre Gefühle zu verstehen. In drei Tagen war die Beerdigung, das hieße, dass sie spätestens übermorgen nach Bakersfield mussten. Würden sie im Konvoi mit dem Überführungswagen fahren? Oder allein? Wenn sie allein fuhren, könnten sie vielleicht über die Küstenstraße, die berühmte Traumstraße Highway 1 fahren und würden den Pacific sehen. Dann müssten sie ein Auto leihen. Und sollten schon morgen fahren, sonst würde es zu knapp. Ihr Herz klopfte. So schnell weg von Mike? Wollte er immer noch nach Bakersfield um Joannes Eltern kennenzulernen? Würde er auch zur Beerdigung kommen? Sie dachte noch einmal über das Gespräch mit Jonas nach. Er hatte Recht mit John. Dabei fiel ihr ein, dass sie Mike noch nach Johns Alibi fragen wollte. Was hatte er nach dem Essen bei Vito gemacht? Wie hatte sie vergessen können danach zu fragen! Endlich schlief sie wieder ein. Sie träumte, sie würde durch einen Flur rennen mit vielen Türen und würde sie alle nacheinander öffnen. Aber sie wusste beim Aufwachen nicht mehr, was sie hinter den Türen gefunden hatte. Nur ein flüchtiger Augenblick war noch da, in dem sie Joanne hinter einer der Türen verschwinden sah. Sie war jetzt hellwach. Hilf mir, Joanne, euren Mörder zu finden, flüsterte sie in der Dunkelheit. Nur so können eure Eltern Ruhe finden. Dann lauschte sie den Nachtgeräuschen von San Francisco. Sie hatten das Fenster etwas offen gelassen und sie hörte Stimmen von tief unten heraufhallen. Wie deutlich die Nacht Geräusche weiterleitete! Eine Polizeisirene – Mike, bist du es, der unterwegs ist? – dann ein
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