Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
wollte plötzlich Fred heiraten! Also…«
» Da hat sie recht, Chef. Irgendwie unwahrscheinlich. Ich glaub immer noch, dass das dieser Masters war. Wollte einfach nicht, dass sie einen anderen heiratet. Und war hinter dem Geld her.«
» Wir werden sehen. Ihr überzeugt mich beide. Aber einer muss es gewesen sein. Im Computer habe ich nichts weiter gefunden. Ein paar E-Mails an Joanne, manchmal an Marc. Aber nichts, was irgendwie verdächtig war. Konnte jeder lesen. Ich drucke sie aus und nehme sie mit. Wären wir dann fertig?«
Lene sah sich prüfend um. Irgendwie war sie unzufrieden. Sie ging noch einmal ins Badezimmer. Die Kosmetika von Iris, zwei Zahnbürsten in einem Becher. Sie hob den Deckel der Wäschetruhe. Nichts Besonderes. Die Waschmaschine hatte einen eingebauten Trockner, geradezu Luxus für Fred. Aber dann korrigierte sie sich gleich. Für den Großvater und die Pflege sicher absolut notwendig. Sie machte sie auf. Die trockene Wäsche darin war sauber. Zwei Shirts, blau und grau, der Größe nach von Fred, eine kleinere, weibliche Jacke, dunkelblau – ah, die vom Foto, erkannte Lene gleich. Also wusch Iris auch ihre Sachen hier mit. Ein blaues Sweatshirt. Eine große und eine kleine Jeans. Nach dieser nicht sehr sensationellen Entdeckung schloss sie sich wieder den anderen an. »Ein netter Kerl, Fred meine ich. Man hat Probleme ihn nicht sympathisch zu finden.«
Mike stimmte i hr zu, zögerte dann kurz.
» Aber andererseits jemand, der auch einmal im Affekt etwas Unüberlegtes tun kann. Denkt mal an die Belastung mit dem kranken Großvater! Da kann unter bestimmten Umständen wirklich die Sicherung durchknallen. Wie der Korken einer Sektflasche hochgeht, wenn er zu lange unter Druck stand und dieser plötzlich gelockert wird. Aber was wäre der Auslöser? Da sind wir wieder bei der Liebe zu Joanne – aber was ist aktuell passiert? Wir müssen weiter nach Beweisen suchen. So nimmt es uns die Staatsanwaltschaft nicht ab.«
Mike nahm sein Han dy und tippte eine Nummer ein.
» Wie weit seid ihr? Habt ihr den Bericht bald fertig? Wir sitzen hier ziemlich fest ohne euch. Ihr seid doch unsere Zauberkünstler! – Noch länger? Mist! Habt ihr schon irgendetwas? Fasern? Den Fußabdruck? Den Fingerabdruck am Safe? – Na gut, ich bemühe mich um Geduld. Bye – ja, ich weiß, ihr tut euer Bestes. Wir sitzen nur auch unter Druck. – Ja, wie immer! Okay. Danke.«
Und zu Lene und Bill gewandt: »Sie haben noch mit dem Mord an dem Au-pair-Mädchen des Stadtrats so viel zu tun, im kriminaltechnischen Labor meine ich. Ich weiß bald nicht mehr, wo mir der Kopf steht«, stöhnte er. »Eigentlich muss ich mich auch darum kümmern und hoffe nur, Kate macht alles so gründlich, wie ich es von ihr gewohnt bin. Kate ist meine Kollegin«, erklärte er Lene und sprang dann die Stufen, zwei auf einmal nehmend, das Treppenhaus hinunter. Als sie zur Haustür hinaustraten, schien die Abendsonne immer noch, auch wenn es noch nicht sehr warm war. Lene zog ihre Jacke enger um sich, fröstelte etwas und wusste nicht, ob es am Wetter oder der Untersuchung lag.
» Ich geh dann mal die Mutter dieser Iris befragen.« Auch Bills Stimme klang lustlos und deprimiert.
» Okay, dann bis später«, und zu Lene gewandt »und was machen wir? Hast du noch Zeit? Ich müsste mich eigentlich noch um den Lincolnparkfall kümmern.« Er sah sie sehnsüchtig an. »Obwohl ich dazu keine Lust habe«, und seine Stimme klang wieder so weich, dass Lene ein Kribbeln am ganzen Körper fühlte.
Sie sah ihn abwartend an.
»Obwohl – eigentlich …«, begann Mike wieder, »wir könnten ja wenigstens noch ein Bier trinken gehen. Was meinst du? Ich kenne ein französisches Bistro oben am Eingangstor zu Chinatown. Vielleicht kann ja Sophie später dazukommen. Dann könnt ihr auch gleich dort essen, entweder chinesisch oder französisch.«
» Eine sehr gute Idee. Ich rufe sie gleich an.«
Lene freute sich ü ber die geschenkte Zeit mit ihm – diesmal ohne einen Arbeitsauftrag. Sie spürte, dass sie aufgeregt wurde. Wie ein kleines Mädchen vor dem Rendezvous, amüsierte sie sich. Und wenn schon, er ist es wert! Sie rief noch Sophie an, die ihr sagte, dass sie noch mit John zusammen in der Stadt wäre und dann später zu ihnen kommen würde. Ecke Bush und Grant, soufflierte Mike. Aber John wusste gleich, welches sie meinten. »Das Café de la Presse, ich bringe sie hin«, versprach er durchs Telefon. Lene lächelte Mike ein bisschen stärker an als
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