Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
dann jetzt.«
Sie hatte inzwischen von ihre m Bier getrunken und wischte sich den Schaum von der Oberlippe. Er sah ihr dabei zu und hatte ein zärtliches Lächeln um seine Mundwinkel.
» Erzähle mir, wie du zu Hause lebst«, bat er sie. Und Lene erzählte. Von ihrem Kollegen Kalle in Nürnberg, von ihrem manchmal sehr verständnisvollen und dann wieder despotischen Chef, auf den sie sich immer verlassen konnte und trotzdem manchmal vor Wut schäumte, wenn er wieder irgendeinen einsamen, nicht einzusehenden Beschluss gefasst hatte. Dem Druck der Öffentlichkeit ausgesetzt oft überreagierte. Dann erzählte sie von Jonas, der in Erlangen Lehrer war und demnächst mit seiner Freundin zusammenziehen würde. Dann von Sophie und ihrem Leben in Hamburg.
» Und, gibt es einen Mann in deinem Leben?« kam schließlich die Frage, der sie so gerne ausgewichen wäre. Ein Gesicht tauchte vor ihr auf, viel Herzschmerz und viel Liebe. Vergangenheit, über die sie nicht sprechen wollte.
» Nein, außer du zählst meine Kater als Männer dazu.«
Und dann erzä hlte Mike von sich. Von seiner Ehe, die so bald zerbrochen war an seinen Arbeitszeiten. Von seiner Unabhängigkeit, an die er sich jetzt gewöhnt hatte – so wie sie, Lene, auch. Schließlich sprach Mike wieder über den Mord.
» Ich habe noch viel darüber nachgedacht, wie grausam es ist, dass sie zwischen dem Examen und ihrer Hochzeit umgebracht wurden. So betrogen vom Leben. Es berührt mich sehr.«
» Ich will nachher noch meinen Onkel und meine Tante anrufen. Sehen, wann die Beerdigung ist. Damit ich weiß, wann wir, Sophie und ich, nach Bakersfield fahren. Wenn wir doch nur schon weiter wären! Außerdem mache ich mir Gedanken, weil Sophie jetzt so viel mit John zusammen ist und wir noch nicht einmal ausschließen können, dass er der Mörder ist.«
» Vielleicht ist es ja gar keiner von den dreien. Ich bin gespannt auf dein Treffen mit Sarah morgen. Ob da etwas rauskommt. Und ich warte händeringend auf den Bericht der Technik. Wir müssen etwas in die Hand bekommen. Und die Herkunft der Dienstwaffe klären. Wer hat so eine Waffe? Die Polizei früher, aber auch Armeeangehörige, wer noch?«
» Armeeangehörige! Hat nicht Fred – ja, und Iris auch! – erzählt von einem Großvater – Urgroßvater? – der im zweiten Weltkrieg gefallen ist? Da haben wir schon einen Armeeangehörigen. Zum Beispiel. Und können auch in Marcs und Johns Familie nachforschen. Iris hat nur eine Mutter, es muss ja mal einen Vater gegeben haben. Dann gibt es natürlich die Möglichkeit, dass der Mörder die Waffe von einem Freund hat oder, oder…«
Sie diskutierten die Mö glichkeiten
» Vielleicht hätten wir doch noch bei dem Großvater mehr suchen sollen. Ich fahre auf dem Weg ins Büro noch einmal dort vorbei und sehe im Schrank nach. Den Schlüssel habe ich noch. Und dann kann ich Fred erst einmal entlassen.«
» Vielleicht wäre es gut, du würdest doch die beiden Ordner von Urgroßvater und Großvater mitnehmen. Vielleicht können wir da noch etwas finden, wenn wir etwas nachschauen wollen. Nicht dass Fred noch die Möglichkeit bekommt etwas zu vernichten. Obwohl – was soll der Mord schon mit den Aufzeichnungen zu tun haben! Aber wir können vielleicht etwas über eine Dienstwaffe finden.«
Da kam Sophie mit John schon zur Tü r herein. Ihre Wangen glühten vor Begeisterung.
» Es ist so schön in San Francisco, Mom«, sprudelte es aus ihr heraus, und bei dem amerikanischen Mom grinste sie mutwillig. Dann wurde sie ernst.
» Johns Eltern wollen dich unbedingt kennen lernen. Wir waren vorhin bei ihnen. Sie sind sehr liebe Menschen. Und es tut einfach weh, sie so verzweifelt zu sehen. Es wäre vielleicht gut, wir würden bei ihnen noch vorbeischauen. Es geht irgendwie um die Beerdigung.«
Lene war einverstanden. Mike fragte John, ob er eine eigene Wohnung hier hä tte. Er hatte bei der Befragung nur die Adresse der Eltern angegeben. John erzählte ihm von seiner neuen Wohnung in Los Angeles. Er wollte schon dort eingezogen sein, aber durch die Ereignisse hatte er natürlich keine Zeit dafür gehabt. Er hatte alle seine Besitztümer bei seinen Eltern in der Garage untergestellt und würde jetzt erst nach der Beerdigung umziehen. Vorher hatte er im Studentenwohnheim gewohnt. Aber das Zimmer war seit dem 1. April wieder vermietet. Deshalb wohnte er vorübergehend zu Hause.
» Ich bin jetzt auch froh aus San Francisco wegzukommen. Ich könnte es hier nicht ertragen. All
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