Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
hey, was ist denn hier los«, platzte Sophie dazwischen, lachte dabei mutwillig. »Ich brauche Lene aber auch in Deutschland – und ganz sicher auch die Nürnberger Verbrecher. Müssen wir nicht los?«
B eide zuckten unmerklich zusammen. Zurück in die Realität. Dabei fiel Lene noch die wichtige Frage ein.
» Wartest du kurz draußen, Sophie? Ich muss Mike noch eben etwas Internes fragen.«
Sophie grinste spitzbü bisch und verabschiedete sich. Als sie allein waren, kam Mike mit einem langen Schritt auf sie zu und küsste sie schnell und heftig auf den Mund.
» Das brauchte ich jetzt dringend. Wie soll ich nur zwei Tage ohne dich zurechtkommen? Zweieinhalb? Undenkbar.« Seine Augen streichelten sie, seine Hand lag auf ihrer Schulter. So gerne hätte sie…
Sie berichtete ihm erst von Sophies Neuigkeiten ü ber John und Joanne. »Es sieht immer mehr so aus, als hätte John vorgehabt vor dieser Liebe nach L.A. zu fliehen. Er konnte den Gedanken vielleicht nicht ertragen mit den beiden als Ehepaar in derselben Stadt zu sein. Und dann sollten sie doch wieder zusammen in L.A. wohnen! Vielleicht hat er den Gedanken als aussichtslose Situation empfunden und diese nur noch durch eine Kurzschlusshandlung lösen können?« Sie diskutierten diesen Aspekt.
» Mike, ich muss dich noch etwas fragen Wo war John eigentlich zur Zeit der Morde? Was hat er für ein Alibi?«
» Habe ich das vergessen zu erwähnen? O Mann – also er hat gar keins. War zu Fuß in die Stadt gelaufen, niemand hat ihn gesehen. Leider hat er nicht einmal Fred getroffen. Ist noch runter ans Meer und hat sich dort ans Ufer gesetzt und nachgedacht. Woran er gedacht hat? An alles Mögliche , war seine umfassende Antwort. Ganz schön blöd. Kommt zwar oft vor, dass jemand kein Alibi hat. Aber lieber wäre mir das Gegenteil.«
Mike runzelte die Stirn und sah jetzt sehr angespannt aus. »Und diese lapidare Aussage könnte natürlich auch bedeuten, dass es das war, was wir gerade gedacht haben. Dass er darüber nachgedacht hat und durchgedreht ist. Dann zurück in die Filbert Street und …« Mike fuhr sich durch sein Haar, mit beiden Händen, als wolle er seine Antennen aufrichten. Dann sprang er weiter in seiner Zusammenfassung.
» Und die liebe Iris? Das ist auch so ein Kapitel! Bill ist gestern Nachmittag noch bei ihrer Mutter gewesen und hat die bereits angetrunken vorgefunden. Auf seine Fragen konnte sie sich an einen Sturz vage erinnern. Sie sei einmal die Treppe im Hausflur runtergefallen, war wohl etwas unsicher auf den Beinen. Bei diesem Geständnis gackerte sie verschwörerisch. Welcher Tag das war, konnte sie dann doch nicht mehr sagen. Könnte am Freitag gewesen sein. Oder Donnerstag. Oder Sonnabend. Und – nein, beim Arzt war sie nicht. Eines war Bill klar, die Dame ist eine heftige Alkoholikerin und man kann auf ihre Aussage gar nichts geben. Sie war ziemlich hilflos, was Zeiten angeht und würde im Zweifelsfall das nachbeten, was Iris ihr vorgibt. Bill hat dann noch die Nachbarn befragt. Aber keiner hat etwas bemerkt. Alle - bis auf ein älteres Ehepaar, das schon ziemlich schwerhörig ist, beide, und ferngesehen hat – sehr laut, wie sich Bill überzeugen konnte - waren sowohl Freitag, als auch Donnerstag oder Samstag - gegen Abend nicht in ihrer Wohnung gewesen. Zwei jüngere Leute arbeiteten an ihrem jeweiligen Arbeitsplatz, einer Tankstelle und einem Diner, ein Ehepaar war Freitagnachmittag und Abend bei der Tochter, an den anderen Tagen mit dem Hund draußen. Sie hatten am Donnerstag dann Bekannte getroffen und waren mit denen nach Hause gegangen. Am Sonnabend hatten sie noch eingekauft.«
Mal wieder hat niemand etwas mitbekommen.
» Also – so klug wie vorher. Hast du zufällig erfahren, wo Marcs Eltern waren? Fragen will ich sie nicht gerne.«
Lene nickte nachdenklich. Sie war noch immer berührt von den beiden.
» Sie haben gestern ganz viel erzählt – sich von der Seele geredet. Stell dir vor, Wendy, Marcs Mutter, hat während der Tatzeit eine heftige innere Aufregung gefühlt. Sie konnte sich das gar nicht erklären, war zu Hause und gerade bei den Vorbereitungen für das Abendessen. Als ihr Mann – Mitch - versuchte die Ursache zu finden, ist sie in Tränen ausgebrochen. Einfach so. Sie sagt, es war, als hätte ihr jemand die Luft abgedrückt. Sie hätte kaum atmen können. Das ist schon beeindruckend, dass sie es gefühlt hat, findest du nicht? – Auf jeden Fall waren sie zu Hause.«
» Das beeindruckt mich auch,
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