Auf Allie ist Verlass
bestimmt hier irgendwo. Ich rufe mal eben deine Mutter an und frage sie.«
Während Onkel Jay die Nummer von Moms Handy wählte, stand ich von eisiger Furcht gepackt am Fuß der Treppe.
Und wenn Mom nun vergessen hatte, ein Geschenk für Brittany zu kaufen? Dann konnte ich nicht auf die Party gehen. Ich konnte mich doch dort nicht blicken lassen, wenn ich kein Geschenk hatte, das mindestens so viel kostete wie das Essen, das ich aß. Dazu kamen noch die Kosten für mein Foto bei Glitterati und mein Anteil am Zimmerpreis im Hilton …
»Oh, hi, Liz?«, sagte Onkel Jay in sein Handy. »Ich bin’s, Jay … nein, nein, den Kindern geht es gut. Ja. Nein, es regnet immer noch. Na ja, es nieselt. Was sie machen? Oh, wir wollten uns gerade setzen und eins von diesen Förderspielen auspacken, die du dagelassen hast …«
»Onkel Jay.« Mark trug eine der Waterford-Kristallvasen, die meine Eltern zur Hochzeit bekommen hatten. »Wo soll ich die hinstellen, damit sie nicht kaputtgeht, wenn wir das Zelt aufbauen?«
»Einen Moment, Liz«, sagte Onkel Jay und zeigte ins Esszimmer. »Da rein, Kumpel.«
Mark nickte und schleppte sich mit der Vase ab.
»Also«, sagte Onkel Jay ins Handy. »Allie möchte gerne wissen, wo du das Geschenk für Brittany hingetan hast. Sie wird jeden Moment abgeholt.« Onkel Jay hörte eine Minute lang zu. Dann nickte er und reichte mir das Handy. »Sie will mit dir reden«, sagte er.
Ich drückte das Handy ans Ohr. »Ja, Mom?«
»Allie, Liebes.«
Mom hörte sich komisch an. Vielleicht lag es daran, dass sie so weit weg war. Oder weil sie bei ihren Eltern war und sich alle für die Hochzeit von Cousin Freddie fein machten und wieder jemand einen Golfwagen geklaut hatte und damit auf den Tennisplatz gefahren war. Jedenfalls hörte sie sich nicht gut an.
»Ich habe Brittanys Geschenk vergessen.«
Das war nicht das, was ich hören wollte. Ich wollte es so überhaupt nicht hören, dass es mir die Kehle zuschnürte und ich einen Augenblick lang nicht atmen konnte.
»Mom«, röchelte ich. »Nein!«
»Hör zu, Liebes«, sagte Mom. »Du sagst Brittany einfach, dass es meine Schuld ist und dass wir ihr das Geschenk nächste Woche vorbeibringen …«
»Mom!« Onkel Jays Gesicht verschwamm vor meinen Augen, weil mir die Tränen kamen. »Du verstehst das nicht. Ohne Geschenk kann ich nicht auf Brittanys Party gehen!«
»Doch, das kannst du, Liebes«, sagte Mom. Im Hintergrund krachte es auf einmal, und jemand schrie: »Oh, nein. Freddie!«
»Äh«, sagte Mom. »Ich muss auflegen. Also, Allie, am besten erklärst du Brittany, dass ich zu dieser Hochzeit fahren musste und sie ihr Geschenk deshalb erst nächste Woche bekommt. Das versteht sie schon, ich verspreche es dir. Lass uns später weiterreden, Süße. Tschüs.«
Ich streckte das Handy in Richtung Onkel Jay, den ich durch die Tränen nicht genau erkennen konnte.
»Sie hat aufgelegt«, sagte ich. »Es hörte sich nicht so an, als würde Cousin Freddies Hochzeit super laufen.«
»Kein Wunder«, sagte Onkel Jay. Er kannte Cousin Freddie gar nicht, aber er hatte viel von ihm gehört. Dann steckte er das Handy wieder in die Hosentasche. »Hat sie gesagt, was wir machen sollen?«
»Sie hat gesagt, wir würden Brittany ihr Geschenk nächste Woche vorbeibringen«, sagte ich. Jetzt war kein Halten mehr. Die Tränen liefen über meine Wangen. »Aber ihr versteht das nicht. Ich kann auf keinen Fall ohne Geschenk auf diese Party gehen! Nicht zu diesen Mädchen. Brittany und ihre Freundinnen … sie haben immer Allie Stinkle zu mir gesagt. Die machen sich über mich lustig, wenn ich kein Geschenk habe.«
»Äh«, sagte Onkel Jay. »Warum willst du denn überhaupt auf eine Party gehen, wenn da solche Mädchen sind?«
Das war eine sehr gute Frage. Auf einmal wünschte ich mehr denn je, dass ich mit allen anderen in diesen Minivan gestiegen und zum Little Miss Majorette Wettkampf gefahren wäre.
»Keine Ahnung«, heulte ich. Mittlerweile waren auch Mark und Kevin zu uns gekommen. Mein Weinen hatte sie angelockt.
»Warum weint Allie?«, fragte Mark.
»Weil sie kein Geschenk für Brittanys Party hat«, erklärte Onkel Jay.
»Oo-oh«, sagte Kevin mit besorgter Miene. »Das ist schlecht.«
Da weinte ich noch mehr.
Ich konnte mich nicht mal mehr daran erinnern, warum ich je zu dieser Party gehen wollte. Nichts lief so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Alle meine echten Freundinnen waren weg und amüsierten sich ohne mich. Mir blieben nur die gemeinen
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