Auf Allie ist Verlass
überraschte es mich nicht, dass ich Madame Lindas Tiara nicht tragen durfte. Als ich meine Schuhe und Stulpen in die Tasche stopften, fragten mich die anderen Mädchen, warum ich es so eilig hatte. Und so nebenher konnte ich anbringen: »Oh … gleich kommt eine Limousine zu mir nach Hause und bringt mich zu Glitterati.«
Zuerst glaubte mir keine. »Ach nee!«, riefen sie alle, aber als ich erklärte, dass es sich um eine Geburtstagsparty handelte, fanden sie das sehr spannend für mich. Ich fühlte mich gut … bis Onkel Jay in unsere Einfahrt bog und ich Erica und ihre Familie sah. Caroline und Sophie waren auch dabei, und sie stiegen alle in den Minivan der Harringtons, um zu Missys Wettkampf zu fahren. Erica, Caroline und Sophie sahen mich auch und winkten. Ich winkte zurück. Das Fenster konnte ich nicht aufmachen, weil es heftig regnete, aber ich glaube, Caroline, Sophie und Erica riefen: »Viel Spaß!«
Dann stiegen sie kichernd und schubsend ins Auto und zogen die Tür zu. Die hatten bereits Spaß. Dann fuhr Ericas Vater los. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie mir die Tür vor der Nase zuschlugen und ich einen schlimmen Fehler gemacht hatte. Aber das stimmte gar nicht. Oder? Ich meine, wer würde nicht lieber in einer Limousine zu Glitterati fahren als im Minivan zu einem Sportwettbewerb? Äh, hallo, ich.
Kaum hatte Onkel Jay angehalten, stürzte ich aus dem Auto und rannte nach oben, um meine schönsten Partysachen anzuziehen (lila T-Shirt, Jeans-Minirock, gelbe Leggings und orangefarbene Cowboystiefel). Dann versuchte ich, in Stimmung zu kommen. Ich legte Dancesongs auf und tanzte durchs Zimmer, bis mein geliebter Kater Maunzi verängstigt unters Bett kroch.
Doch als ich in den Spiegel sah, stellte ich fest, dass die Anziehsachen und das Tanzen nichts bewirkt hatten. Ich bereute es immer noch, dass ich nicht mit Erica und den anderen zusammen war, um Missys Auftritt beim Little Miss Majorette Wettkampf zu sehen. In diesen Minuten würden die ersten Kandidaten gegeneinander antreten.
Und ich würde nicht da sein, um Missy anzufeuern. Ich würde auch nichts von dem köstlichen Popcorn abbekommen, das es in der Turnhalle zu kaufen gab. Auch die tollen Majoretten würde ich verpassen, die in ihren wunderschönen Trikots sogar aus anderen Bundesstaaten gekommen waren, um sich dem Wettkampf zu stellen – in der Hoffnung auf goldene Pokale, die so groß waren wie ich.
Gut, ich würde in einer Limousine fahren und zu Glitterati gehen und all die Sachen machen, die ich mir immer schon gewünscht hatte. Doch je näher der Zeitpunkt rückte, an dem ich gehen sollte, umso komischer fühlte sich alles an. Was war bloß los mit mir? Alle meine Träume gingen in Erfüllung! Ich würde gleich in einer Limousine fahren!
»Und, hast du alles?«, fragte Onkel Jay, als ich die Treppe hinunterkam und meine Übernachtungstasche hinter mir her zog. Rumms, rumms, rumms schlug sie auf jeder Stufe auf. »Zahnbürste, Schlafanzug, frische Sachen für morgen?«
»Ja.«
Kevin und Mark rückten gerade alle Möbel im Wohnzimmer zur Seite, um Platz für unser Familienzelt zu machen. Da Kevin so niedergeschlagen war, weil er nicht in einer Limousine fahren und in einem Luxushotel übernachten durfte, wollte Onkel Jay einen »Ausflug nur für Jungs« veranstalten, während ich weg war. »Ausflug nur für Jungs« bedeutete, dass sie das Zelt im Wohnzimmer aufstellten (weil es draußen zu nass war) und so taten, als wären sie Entdecker auf Weltreise. Dabei wollten sie Abenteuerfilme gucken und abenteuerliche Sachen essen, die man nur über einem Feuer im Freien kochen konnte, also Lagerfeuerbohnen und Bratwürste. Allerdings hatte Onkel Jay gesagt, sie würden im Wohnzimmerkamin grillen statt draußen. Ich war gespannt, was Harmony dazu sagen würde, wenn sie kam, um nach dem Rechten zu sehen.
»Gut«, sagte Onkel Jay. »Und wo ist das Geschenk für das Geburtstagskind?«
Ich starrte Onkel Jay fragend an. »Hat Mom dir das nicht gegeben?«
Onkel Jay starrte genauso verwundert zurück. »Nein«, sagte er. »Sie hat mir nur hundert Dollar dagelassen für euer Essen.«
»Sie hat nicht gesagt, wo das Geschenk für Brittany ist?« Ich hatte einen Kloß im Hals. Mir war ganz schlecht vor Panik. Ich hatte doch recht gehabt: Es war ein schrecklicher Fehler, zu dieser Party zu gehen. »Ich kann doch nicht ohne Geschenk zur Party gehen!«
»Moment, warte«, sagte Onkel Jay und fischte sein Handy aus der Tasche. »Es liegt
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