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Auf Amerika

Auf Amerika

Titel: Auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Schroeder
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Und weil er durch die Heirat noch einige Felder und Wiesen dazubekommen hat, will er den Bestand auf dreihundert Stück erweitern. Ein Landwirtschaftsberater vom Bauernverband organisiert für die Bauern, die sich auf die Rinderzucht spezialisieren wollen, eine Reise auf Amerika. Da gibt es die Stadt Chicago, die bekannt ist für die vielen Verbrechen, die dort passieren, und für die größten Rinderfarmen der Welt mit Tausenden von Rindern. Die Bauern, so der Landwirtschaftsberater, können sich da informieren und von den dortigen Bauern, die Farmer heißen, lernen. Der Bauer Sollner fliegt also auf Amerika, genauer gesagt, auf Chicago. Dem Knecht sagt er vor der Abreise, er soll alles gut zusammenhalten, auf den Hof und das Vieh und die Bäuerin schauen und auf die Buben. Außerdem gibt er ihm eine Telefonnummer von einem Hotel in Chicago, wo ihn der Knecht von der Post aus anrufen kann, aber nur, wenn wirklich was Außergewöhnliches passiert, also nicht wegen jedem Dreck, weil das Telefonieren auf Amerika einen Haufen Geld kostet und die Reise eh schon teuer genug ist. Als der Bauer fünf Tage weg ist, ruft ihn der Knecht an, zu einer Zeit, wenn es in Amerika mitten in der Nacht ist.
    Ja, um Gottes willen, was rufst du denn an, um die Zeit, ja, was ist denn passiert?!
    Bauer, mir ist der Schaufelstiel abgebrochen, sagt der Knecht.
    Was, der Schaufelstiel ist dir abgebrochen, ja spinnst du denn ganz, wegen so was rufst du mich bis auf Amerika an!
    Jamei.
    Aber wenn du schon dran bist, warum ist dir denn der Schaufelstiel abgebrochen?
    Wie ich den Hund eingegraben hab, ist mir der Schaufelstiel abgebrochen.
    Ja, warum hast du denn den Hund eingegraben, was war denn mit dem Hund?
    Wie die Feuerwehr in den Hof reingefahren ist, hat sie den Hund über den Haufen gefahren.
    Ja, warum um Gottes willen ist denn die Feuerwehr in den Hof hineingefahren?
    Weil’s halt gebrannt hat.
    Was, gebrannt hat’s?!
    Ja. Drum ist die Feuerwehr gekommen und hat den Hund zusammengefahren, und wie ich ihn heute eingegraben hab, ist mir der Schaufelstiel abgebrochen.
    Ja, Sakrament noch mal, was hat denn gebrannt?
    Die Scheune.
    Die Scheune? Ja, ist sie abgebrannt?
    Ja. Ganz. Und der Stall auch.
    Der Stall auch?
    Ja. Auch ganz. Und das Viech auch.
    Um Himmels willen, das ganze Viech?
    Ja.
    Und das Haus?
    Das ist auch abgebrannt.
    Das ganze Haus?
    Ja. Die Feuerwehr hat den Hund ganz umsonst zusammengefahren, weil ausrichten hat sie eh nichts mehr können.
    Ja, und jetzt sag, was ist mit der Bäuerin und den Buben?
    Die graben wir morgen ein.
    Ich verstehe überhaupt nicht, warum sich der Stoff-Franz und mein Vater über die Geschichte halb totlachen können, wo das doch eine ganz furchtbar traurige Geschichte ist.

33
    Meine erste Droge hieß Holzleim. Ehe ich überhaupt in die Schule kam, saß ich in der Holzer’schen Schreinerei auf der Hobelbank. Der alte Holzer zeigte mir, wie man mit einem Handkurbelbohrer Astlöcher ausbohrt und kleine Holzrädchen der Maserung entsprechend einleimt, die dann später flach geschliffen werden.
    Bald durfte ich die Bretter auch schleifen. Ich lernte den Umgang mit Holz, Werkzeugen und Maschinen, lernte junges und altes, gut abgelagertes, Laub- und Nadelholz unterscheiden, Sägen schleifen, Hobelklingen und Stemmeisen abziehen, lernte Abrichten, Hobeln und Fräsen mit den Maschinen, Schleifen und Hobeln mit der Hand. Ich lernte die Schritte, die das Holz vom Baumstamm bis zur Latte, zur Leiste oder zum Brett macht. Ich lernte mit dem Meterstab und mit der Wasserwaage umgehen und Aufrisse machen. Ich wurde auf den Bau mitgenommen, durfte helfen, war ein kleines Rädchen im Getriebe einer Baustelle. In den Ferien verdiente ich mir hier mein Geld, auch später, als ich schon aufs Gymnasium ging. Wir bauten Fenster und Türen, Möbel und ab und zu auch einen Sarg.
    Den Holzers gefiel meine Neugier, und Martin, der Sohn des alten Holzer, der etwa so alt wie mein Vater war, sagte oft: Bub, schmeiß die Schule hin, das führt doch zu nichts, mach bei uns eine Lehre. Der Veit sagte das auch.
    Der alte Holzer, der auch Martin hieß, nickte bedenklich und meinte, das würde meinen Eltern wohl nicht gefallen, meiner Mutter schon gar nicht. Damit hatte er recht.
    Nachdem ich ein Jahr auf das Gymnasium ging, lustlos schon auch wegen der lästigen Fahrerei mit Rad und Bahn, wurde ich in der Schule schlecht und drohte nicht versetzt zu werden, denn meine Gedanken waren bei Tanne, Fichte, Buche, Esche, Rüster, bei

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