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Auf Befehl des Koenigs

Auf Befehl des Koenigs

Titel: Auf Befehl des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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gelernt, dass man den Charakter eines Mannes nach der Art beurteilen musste, wie er seine Mutter und sein Pferd behandelte. Baron Andrews Hengst wies ständig Peitschenspuren auf. Wenn das kein Beweis für die Richtigkeit dieses Grundsatzes war …
    »Warten Ihre Soldaten draußen vor der Mauer?« Beak sprach Gälisch, um zu bekunden, dass er ein Freund und kein Feind war. Seine Mühe schien den Schüler zu erfreuen, denn er lächelte ihn wirklich und wahrhaftig an. »Wir reiten allein.«
    »Den weiten Weg – von London bis hierher?«, fragte Beak verdutzt.
    »Ja.«
    »Niemand hat Ihnen den Rücken gedeckt?«
    »Wir brauchen keinen Schutz. Rückendeckung – das ist ein englischer Brauch, nicht unserer – was, Kincaid?«
    Der Teufel hielt es für überflüssig, dies zu bestätigen.
    »Und wie heißen Sie, Mylords?« Es war eine kühne Frage, die Beak da stellte, aber die Kriegerstirnen hatten sich geglättet, und das machte ihm Mut.
    Statt einer Antwort meinte der Schüler: »Sie sprechen unsere Sprache recht gut, Beak. Sind Sie Schotte?«
    Stolz straffte der Stallmeister die Schultern. »Das bin ich, und meine Haare waren rot, ehe sie sich grau färbten.«
    »Mein Name ist Daniel, und ich stamme vom Clan Ferguson. Und er«, fügte der Schüler mit einem Blick auf seinen Begleiter hinzu, »wird von allen, die ihn gut genug kennen, Alec genannt. Er ist der Anführer des Kincaid-Clans.«
    Beak verbeugte sich förmlich. »Es ist mir eine Freude und Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen. Schon seit Jahren habe ich nicht mehr mit einem Vollblutschotten gesprochen«, fuhr er grinsend fort, »und so weiß ich gar nicht, wie ich mich verhalten soll. Ich habe auch vergessen, wie groß die Hochländer sind. Als ich Sie beide gesehen habe, war ich ziemlich erschrocken.« Er führte die Neuankömmlinge in den Stall, öffnete die Gatter zweier sauberer Boxen, stellte Wassereimer bereit und füllte die Futtertröge. Dann bemühte er sich, die Gäste in ein Gespräch zu verwickeln. »Sie sind tatsächlich um drei Tage zu früh dran, Mylords. Der Haushalt wird in hellen Aufruhr geraten.«
    Keiner der beiden äußerte sich zu dieser Bemerkung. Aber sie wechselten einen Blick, und der verriet deutlich, wie gleichgültig ihnen die Unruhe war, für die sie sorgten.
    »Wer wurde denn erwartet – wenn nicht wir?«, fragte Daniel.
    »Erwartet?«, wiederholte Beak verwirrt. »Niemand – das heißt, erst in drei Tagen.«
    »Die Zugbrücke war herabgelassen, Mann, und kein einziger Wachtposten zeigte sich.«
    »Ach, das meinen Sie.« Beak seufzte tief auf. »Die Zugbrücke ist fast immer heruntergelassen, und bei uns werden keine Wachen postiert. Baron Jamison neigt zur Vergesslichkeit.« Als er die ungläubigen Mienen der Krieger sah, fühlte er sich bemüßigt, seinen Herrn zu verteidigen. »In dieser abgeschiedenen Gegend werden nie welche belästigt. Und der Baron meint, es gibt ohnehin nichts Kostbares zu stehlen.«
    »Nichts Kostbares?« Zum ersten Mal ergriff Kincaid das Wort. Seine Stimme klang erstaunlich sanft und doch kraftvoll. Als er Beak anschaute, begannen die Knie des alten Mannes wieder zu beben. »Immerhin hat er Töchter, oder?«
    Die dunklen Augen schienen Feuer zu sprühen, und Beak konnte diesem Blick nicht allzu lange standhalten. Deshalb betrachtete er seine eigenen Stiefelspitzen, um sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren. »Ja, er hat mehr Töchter, als ihm lieb ist.«
    »Und die beschützt er nicht?« Daniel schüttelte verständnislos den Kopf und wandte sich zu Alec. »Hast du so was schon mal gehört?«
    »Nein.«
    »Was für ein Mann ist Baron Jamison?«, fragte Daniel den Stallmeister.
    Diese Frage wurde von Kincaid beantwortet. »Ein Engländer, Daniel.«
    »Und das erklärt alles, nicht wahr?«, bemerkte Daniel trocken. »Sagen Sie, Beak – sind die Töchter des Barons so hässlich, dass sie keinen Schutz brauchen? Oder steht es so schlecht um ihre Tugend?«
    »Sie sind alle sehr hübsch, und jede ist so rein wie am Tag ihrer Geburt. Ich will tot umfallen, wenn das nicht stimmt. Aber der Vater vernachlässigt seine Pflichten.«
    »Wie viele Töchter hat er?«, wollte Daniel wissen. »Wir haben uns nicht die Mühe gemacht, Ihren König danach zu fragen.«
    »Sie werden drei zu sehen bekommen, Mylord«, murmelte Beak. Ehe er nähere Erklärungen abgeben konnte, wandten sich die beiden Krieger zum Stalltor. Jetzt oder nie, dachte er, holte tief Atem und rief: »Sind Sie beide mächtige Lairds, oder

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