Auf Befehl des Koenigs
würde ihre Sorgenlast verringern, wenn sie sich alles von der Seele redete.
Als sie ihn dann verließ, um wieder ihren Pflichten nachzugehen, überschlugen sich seine Gedanken. Baron Jamison plante also ein Täuschungsmanöver. Aber das sollte ihm nicht gelingen. Beak beschloss, Jamie zu retten. Zuerst musste er sich natürlich diese Schotten anschauen. Wenn sich einer als anständiger, gottesfürchtiger Mann entpuppte, dem man das Mädchen anvertrauen konnte, würde Beak ihm verraten, dass der Lord nicht nur drei, sondern vier Töchter hatte.
Aye, Beak wollte Jamie vor einem traurigen Schicksal bewahren und ihr zur Freiheit verhelfen.
Gerade hat uns der Priester Murdock erzählt, Alec Kincaid würde mit einer englischen Ehefrau nach Hause kommen. Viele runzeln die Stirn – nicht, weil unser Laird wieder geheiratet hat, sondern weil seine Gemahlin eine Engländerin ist. Einige verteidigen ihn und sagen, er habe nur den Befehl seines Königs befolgt. Und andere wundern sich laut, wieso der Laird eine solche Bürde auf seine Schultern lädt.
O Gott, hoffentlich verliebt er sich in sie! Doch das wäre wohl zu viel von meinem Schöpfer verlangt, denn Alec verabscheut die Engländer genauso wie wir alle.
Trotzdem – es würde den Mord versüße n.
Kapitel 2
Alec Kincaid konnte seine Heimkehr kaum erwarten.
Er hatte König Edgars Wunsch erfüllt und fast einen Monat in London verbracht, um die englische Hofhaltung zu studieren und möglichst viel über den unberechenbaren König von England zu erfahren. Diese Aufgabe war Alec äußerst unangenehm gewesen. Er fand die englischen Aristokraten pompös, die Damen schwachsinnig und König Henry zu wankelmütig. Andererseits zögerte Alec nie, die Vorzüge eines Mannes anzuerkennen. Und er gestand sich ein, dass es ihn tief beeindruckte, wie schnell König Henry die albernen Barone bestraft hatte, die des Hochverrats überführt worden waren.
Wenn sich Alec auch nicht über den Auftrag beklagt hatte, so erleichterte es ihn doch sehr, dass nun alles erledigt war. Als Laird eines großen Clans trug er schon genug Verantwortung. Wahrscheinlich herrschte mittlerweile ein heilloses Durcheinander in seiner zerklüfteten Hochland-Domäne. Die Campbells und MacDonalds würden Ärger machen – und nur Gott mochte wissen, was für Probleme ihn sonst noch erwarteten.
Und jetzt noch eine Verzögerung … Wenn er die Reise doch bloß nicht unterbrechen müsste, um zu heiraten …
Die geplante Ehe mit der fremden Engländerin betrachtete er nur als geringfügige Unannehmlichkeit. Er würde die Frau heimführen, um König Edgar einen Gefallen zu erweisen. Und sie würde König Henry gehorchen. So war das nun einmal in diesen Tagen, wo die beiden Herrscher ein fragiles Bündnis geschlossen hatten.
Henry wünschte ausdrücklich, dass Alec Kincaid zu den Lairds gehörte, die Engländerinnen ehelichen würden. Warum – das wussten sowohl Alec als auch Edgar. Kincaid, obwohl einer der jüngsten schottischen Clanführer, übte große Macht aus. Nach der Zählung unterstanden ihm etwa achthundert wackere Krieger, und dieses Heer konnte er noch verdoppeln, wenn er alle seine verlässlichen Verbündeten zu Hilfe rief. Kincaids Kampfkraft war in England eine geflüsterte Legende, im Hochland ein Triumphschrei.
Henry wusste zudem, dass Alec die Engländer nicht besonders mochte. Und er hatte Edgar gegenüber die Hoffnung geäußert, diese Ehe würde die Einstellung des mächtigen Lairds ändern und vielleicht sogar zu einer gewissen Harmonie führen. Aber Edgar war klüger, als es der englische König vermutete, und erriet dessen Bestreben, Alec auf seine Seite zu ziehen.
Alec und sein König amüsierten sich über Henrys Naivität. Aye, Edgar war Henrys Vasall, seit er vor dem englischen König auf den Knien gelegen und seinen Eid geleistet hatte, und außerdem am Londoner Hof aufgewachsen. Trotzdem sah er sich in erster Linie als schottischer König und zog seine treuen Clans allen anderen vor, insbesondere den Ausländern.
Offensichtlich verstand Henry nichts von Blutsbanden. Ihm ging es nur um die Möglichkeit, einen starken Verbündeten zu ergattern. Doch da beurteilte er Kincaid falsch, denn der würde Schottland und dessen König niemals den Rücken kehren.
Daniel, Alecs Freund seit der Kindheit und der künftige Laird des benachbarten Ferguson-Clans, hatte ebenfalls den Befehl erhalten, eine englische Braut heimzuführen. Auch er hatte einen langweiligen Monat in London
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