Auf Befehl des Koenigs
befehligt nur einer von Ihnen einen größeren Clan?«
Alec hörte die Angst, die in der Stimme des Stallmeisters mitschwang. Das verblüffte ihn dermaßen, dass er sich umdrehte. »Was veranlasst Sie zu dieser unverschämten Frage?«
»Ich wollte nicht respektlos erscheinen«, beteuerte Beak hastig, »und ich habe gute Gründe, mich danach zu erkundigen. Natürlich weiß ich, dass ich meine Befugnisse überschreite. Trotzdem werde ich mich einmischen. Irgendjemand muss die Interessen des Mädchens wahren, und die liegen niemandem so sehr am Herzen wie mir.«
Daniel runzelte verwirrt die Stirn. »In ein bis zwei Jahren werde ich meinen Clan als rechtmäßig gewähltes Oberhaupt übernehmen. Kincaid ist schon jetzt der Laird. Genügt Ihnen diese Antwort?«
»Dann wird er sich also zuerst seine Braut aussuchen?«
»Ja.«
»Und er ist mächtiger als Sie?«
Daniel nickte. »Vorerst«, erwiderte er grinsend. »Haben Sie noch nie vom Kincaid-Heer gehört?«
»Aye, ich kenne alle möglichen Geschichten.«
Der grimmige Tonfall des Stallmeisters belustigte Daniel.
Offenbar fürchtete sich der alte Mann vor Alec. »Ich nehme an, die Geschichten beinhalten Kincaids Kampftaktiken?«
»Allerdings, und ich will lieber nicht dran glauben.«
Beak warf einen raschen Blick auf Alec. »Diese Geschichten wurden von Engländern erzählt, und die haben sicher übertrieben, was die Grausamkeit des Lairds betrifft.«
Daniel grinste seinen Freund an. »Zweifellos. Man behauptet also, er kenne keine Gnade – kein Mitleid?«
»Aye.«
»Dann sollten Sie den Geschichten Glauben schenken, Beak, weil sie der Wahrheit entsprechen – was, Alec?«
»Aye«, stimmte Kincaid gleichmütig zu.
»Ihre Fragen erheitern mich, Beak«, fuhr Daniel fort, »wenn ich auch keine Ahnung habe, was Sie eigentlich herausfinden wollen. Möchten Sie sonst noch was wissen?«
Beak nickte eingeschüchtert und musterte Alec, während er überlegte, wie er das Problem erklären sollte, ohne Jamies Vertrauen allzu schändlich zu missbrauchen. Als Alec die Angst in der Miene des alten Mannes las, ging er auf ihn zu. »Was haben Sie mir zu sagen?«
Mit bebender Stimme platzte Beak heraus: »Haben Sie jemals eine Frau misshandelt, Alec Kincaid?«
Diese Frage schien dem Laird nicht sonderlich zu gefallen. In seinen Augen blitzte es zornig auf, und Beak wich instinktiv um einige Schritte zurück und hielt sich an der Stallwand fest.
»Ich war geduldig mit Ihnen, weil Sie ein Schotte sind, Alter, aber wenn Sie noch einmal so mit mir reden, werden das Ihre letzten Worte sein.«
»Natürlich – aber da ich Ihnen ein wunderbares Geschenk machen möchte, muss ich vorher herausfinden, ob Sie seinen Wert erkennen werden, Mylord.«
»Er spricht in Rätseln.« Daniel stellte sich an die Seite seines Freundes und schaute genauso finster drein wie Alec, was dem Stallmeister nicht entging. »Anscheinend sind Sie schon sehr lange in England, sonst würden Sie nicht so dummes Zeug quatschen.«
»Ich weiß, das alles erscheint Ihnen sinnlos«, gab Beak bedrückt zu. »Aber wenn ich zu viel sage, würde ich meine Herrin verraten. Und die wäre durchaus imstande, mir bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen.«
»Sie fürchten sich vor einer Frau?«, fragte Daniel. »Tatsächlich?«
Beak beachtete weder das erstaunte Gesicht des jungen Mannes noch den spöttischen Unterton. »Ich fürchte mich vor keiner Frau, aber ich will mein Wort nicht brechen. Das Mädchen bedeutet mir sehr viel, und ich schäme mich nicht, Ihnen zu gestehen, dass ich es wie eine Tochter liebe.« Tapfer versuchte er Alecs hartem Blick standzuhalten, was ihm kläglich misslang. Oh, wäre doch der andere Krieger der mächtigere von den beiden … »Sind Sie stark genug, um zu beschützen, was Ihnen gehört?«, fragte er den Laird, um die Angelegenheit endlich zu beenden.
»Das bin ich.«
»Baron Andrew wird viele Soldaten zusammentrommeln und dem Geschenk nachjagen, wenn ich’s Ihnen gegeben habe. Und er ist mit dem englischen König befreundet«, fügte Beak hinzu und hob die Brauen, um dieser Eröffnung Nachdruck zu verleihen.
Kincaid schien wenig beeindruckt. »Das kümmert mich nicht.«
»Wer ist Baron Andrew?«, erkundigte sich Daniel.
»Ein Engländer«, erwiderte Beak.
»Umso besser«, meinte Alec. »Wenn ich beschließe, Ihr Geschenk anzunehmen, lasse ich mich gern von einem Engländer zum Kampf auffordern. Der wird mich wohl kaum in Gefahr bringen.«
Beak atmete sichtlich auf. »Da
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