Auf Befehl des Koenigs
Jamie beinahe abwarf. »Er hat Sie an Baron Andrew verkauft?«
»Nein, nein, das verstehen Sie falsch!«, widersprach sie hastig. »Ich sagte doch – es war eine Leihgabe. Jetzt fehlt uns die Zeit, um darüber zu streiten. Versprechen Sie, mich aufzusuchen, wenn Papa Hilfe braucht.«
»Aye, Mädchen. Sonst noch Probleme?«
»Hoffentlich nicht.«
»Dann verschwinden Sie. Wenn Ihr Mann …«
»Nur eins noch, dann reite ich los.«
»Sie trödeln absichtlich, was? Wollen Sie ihn mit aller Macht ärgern?« Grinsend fügte Beak hinzu: »Aber mittlerweile wird er sich denken können, dass ich gelogen habe.«
»Was haben Sie ihm denn eingeredet?«
»Dass Sie ein süßes, sanftmütiges Mädchen sind.«
»Das bin ich ja auch.«
Er schnaufte verächtlich. »So süß wie Seife, wenn Sie in Wut geraten …«
»Und was haben Sie ihm sonst noch gesagt?«, erkundigte sie sich misstrauisch. »Das muss ich wissen, damit ich mich verteidigen kann.«
»Dass Sie sehr scheu sind.«
»Nein!«
»Ein schwaches Geschöpf, das daran gewöhnt ist, verhätschelt zu werden.«
»Nein!«
»Und dass Sie Ihre Tage in der Kirche oder am Nähtischchen verbringen.«
Jamie musste lachen. »Warum haben Sie solche Märchen erzählt?«
»Weil ich Ihnen gewisse Vorteile verschaffen wollte!« Beaks Stimme überschlug sich beinahe, weil er das Gespräch möglichst schnell beenden wollte. »Übrigens verschwieg ich, wie gut Sie Gälisch verstehen.«
»Das habe ich ihm auch nicht auf die Nase gebunden.« Verschwörerisch zwinkerten sie sich zu, dann fragte Jamie: »Bereuen Sie, dass Sie mich so vieles gelehrt haben?«
»Natürlich nicht. Aber davon wollte ich Ihrem Mann nichts verraten. Wenn er Sie für schwach und unfähig hält, wird er umso besser auf Sie aufpassen und Geduld mit Ihnen haben.«
»Es ist mir gleichgültig, wie er über mich denkt. Aber ich fühle mich in meinem Stolz verletzt, weil Sie mich so herabgewürdigt haben.«
»Das geschah nur zu Ihrem Besten. Verbergen Sie Ihre Talente vor Kincaid, Jamie, und hüten Sie sich, seinen Zorn zu erregen. Einen wilden Hund soll man erst am Schwanz packen, wenn man bereit ist, die Konsequenzen zu tragen.« Besorgt schaute er zur Zugbrücke. »Und jetzt reiten Sie endlich los!«
»Ich lasse mich nicht hetzen. Etwas muss ich Ihnen noch sagen.«
Gequält verdrehte er die Augen. »Ja?«
»Ich habe Sie lieb, Beak, von ganzem Herzen. Sie waren wie ein Vater zu mir.«
Tränen verschleierten seinen Blick. »Und Sie waren die wunderbarste Tochter, die ich mir wünschen konnte. Ich liebe Sie auch, Jamie.«
»Werden Sie mich nicht vergessen?«
Gerührt drückte er ihre Hand. »Niemals.« Sie nickte nur, brachte kein Wort mehr hervor, weil ein Schluchzen ihre Kehle zuschnürte. Als sie davon ritt, schaute Beak ihr nach und hoffte, sie würde sich nicht umdrehen. In diesem Zustand sollte sie ihn nicht sehen. Großer Gott, er weinte wie ein Mann, der sein einziges Kind verloren hatte. Und in seinem Inneren ahnte er die Wahrheit – er würde seinem Liebling nie wieder begegnen.
Kapitel 5
Alec Kincaid befand sich in bester Stimmung. Gemächlich ließ er den Rappen dahintraben, bis Jamie ihn endlich eingeholt hatte. Beinahe wäre er in Gelächter ausgebrochen, denn er wusste, dass seine naive Gemahlin versucht hatte, ihn aus der Fassung zu bringen. Sie nahm sich in der Tat sehr viel Zeit. Soviel Geduld hätte er sich niemals zugetraut, schon gar nicht, wenn es um etwas so Unwichtiges wie eine Frau ging. Aber er fand es sogar amüsant, dass ein weibliches Wesen ihn herauszufordern wagte.
Als er Hufschläge hinter sich hörte, beschleunigte er das Tempo seines Pferdes. Jamie blieb hinter ihm und ignorierte tapfer den Staub, der ihr ins Gesicht flog. Bald rasten sie in wildem Galopp dahin, aber sie passte sich der halsbrecherischen Geschwindigkeit an, ohne zu protestieren. Sie erwartete, ihr Mann würde über die Schulter blicken, um zu sehen, wie sie zurechtkam. Da sie für diesen Fall gerüstet sein wollte, setzte sie eine heitere Miene auf.
Aber Alec Kincaid drehte sich kein einziges Mal um. Jamie war zwar eine geübte Reiterin, aber nicht daran gewöhnt, in einem steifen neuen Sattel zu sitzen. Sie bevorzugte den nackten Pferderücken. Ihre Schenkel begannen zu schmerzen, und die holprige, steinige Straße nach Norden verstärkte das Unbehagen.
Immer wieder musste sie sich zur Seite neigen, um tief hängenden Zweigen auszuweichen. Ihr Lächeln erstarb, als sie die Überzeugung gewann,
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