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Auf Befehl des Koenigs

Auf Befehl des Koenigs

Titel: Auf Befehl des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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zurücklegen, ehe es dunkel wird.« Beinahe hätte sie hinzugefügt, es sei ihr ein Vergnügen gewesen, ihn kennen zu lernen, aber um für diese Lüge zu büßen, wäre eine weitere neuntägige Andacht vonnöten gewesen. Und so hielt sie den Mund.
    Sie erreichte gerade den langen Tisch, als Alecs harte Stimme ihr nachrief: »Pack deine Sachen und verabschiede dich von deiner Familie, Jamie. Daniel und ich kümmern uns inzwischen um die Pferde. Beeil dich.«
    »Und du machst dasselbe, Mary«, verlangte Daniel in seinem fröhlichen Ton, der Jamie allmählich in den Wahnsinn zu treiben drohte.
    »Warum diese Hast?«, klagte Mary.
    »Alec und ich haben uns gelobt, keine weitere Nacht auf englischem Boden zu verbringen.«
    Jamie fuhr herum und sah die beiden Schotten aus der Halle gehen. Sie musste sich an der Tischkante festhalten. »Kincaid? Ich dachte, ich kann hier bleiben. Das ist doch nur eine Zweckheirat.«
    Er blieb stehen und drehte sich um. »Natürlich. Diese Ehe dient meinen Zwecken, verstehst du?«
    »Nein, ich verstehe es nicht.« Sie gab sich Mühe, genauso hochmütig zu sprechen wie er dreinschaute, aber ihre zitternde Stimme verdarb die beabsichtigte Wirkung.
    Alec wusste, wie sehr sie sich fürchtete. Das verriet sein Lächeln. »Bald wirst du es verstehen. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
    Dieses Versprechen beruhigte sie keineswegs. Doch das spielte wohl kaum eine Rolle für ihn. Sie erkannte, wie sinnlos es wäre, mit ihm zu streiten. Tränen füllten ihre Augen, während er mit Daniel die Halle verließ. Am liebsten wäre sie auf den nächstbesten Stuhl gesunken, um sich auszuweinen.
    In ihrer schmerzlichen Erregung schaffte sie es nicht, ihre Sachen zu packen. Die Zwillinge übernahmen diese Aufgabe, und so konnte Jamie die noch verbleibende kostbare Zeit mit ihrem Vater verbringen. Als Agnes und Alice in die Halle zurückkehrten, war Mary am Ende ihrer Nervenkraft angelangt. Sie vermochte nur noch ein paar Abschiedsworte zu stammeln, ehe sie hinausstürmte.
    »Die restlichen Sachen schicken wir dir in einer Woche, Jamie«, erklärte Agnes. »Dieses Hochland kann ja nicht allzu weit entfernt sein.«
    »Ich packe auch deine schönen Wandteppiche ein«, erbot sich Alice. »Und ich werde bestimmt nichts vergessen. Bald wirst du dich in der Fremde wie zu Hause fühlen.«
    »Alice, ich habe bereits gesagt, dass ich das alles in die Hand nehme«, murmelte Agnes. »Also wirklich, du versuchst andauernd, mich in den Schatten zu stellen. Übrigens, Jamie, in den Ranzen mit deinen Arzneien habe ich auch den Schal deiner Mama gelegt.«
    »Ich danke euch, meine lieben Schwestern«, flüsterte Jamie und umarmte die beiden. »Oh, ich werde euch so vermissen.«
    »Du bist sehr tapfer«, lobte Agnes. »An deiner Stelle wäre ich längst in Ohnmacht gefallen. Noch dazu, wo du mit dem Mann verheiratet bist, der …«
    »Daran musst du sie nicht erinnern«, tadelte Alice. »Wie könnte sie vergessen, dass er seine erste Frau ermordet hat?«
    »Das ist nicht erwiesen.«
    Jamie wünschte, die Zwillinge würden nicht länger versuchen, sie zu trösten. Dieses kurze Gespräch über Kincaid regte sie nur noch mehr auf.
    Baron Jamison zupfte an ihrem Rock, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Spätestens in einer Woche werde ich sterben. Wer wird für meine Mahlzeiten sorgen? Wer hört sich meine Geschichten an?«
    »Agnes und Alice werden dich gut betreuen, Papa.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Bitte, sei nicht traurig. Mary und ich werden euch bald besuchen und …« Nein, diese Lüge brachte sie nicht über die Lippen. Unmöglich konnte sie ihrem Vater versichern, alles würde sich zum Guten wenden. Ihre ganze Welt brach zusammen, was ihr lieb und vertraut war, wurde ihr genommen.
    Es war Agnes, die Jamies schlimmste Befürchtung in Worte fasste. »Wir sehen dich nie wieder. Er wird dir verbieten, nach Hause zu reisen, nicht wahr?«
    »Irgendeinen Weg werde ich finden – ganz bestimmt«, gelobte Jamie. Neue Tränen brannten in ihren Augen. Wie weh dieser Abschied tat …
    Von heftigem Schluchzen unterbrochen, stammelte der Baron, die Schotten würden ihm seine teuren Kinder rauben. Wie um Himmels willen sollte er sich ohne sie zurechtfinden? Jamie versuchte erfolglos, ihm Trost zu spenden. Er wollte sich einfach nicht besänftigen lassen. Je eifriger sie sich bemühte, desto lauter jammerte er.
    Beak erschien, um Jamie abzuholen. Es kam zu einem kleinen Handgemenge, als er sie von ihrem Vater trennen wollte.

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