Auf Befehl des Koenigs
fühlen, was ihren Mann betraf. Andererseits irritierte ihn Jamies Angst. Er hätte ihr befohlen, möglichst schnell auf ihr Pferd zu steigen, wäre nicht dieses Grauen in ihren Augen gewesen. Sie erinnerte ihn an ein Reh, das Gefahr wittert. Höchste Zeit, die Situation in die Hand zu nehmen, entschied er und schwang sich geschmeidig in den Sattel. Der große schwarze Hengst tänzelte nervös umher und stieß gegen Wildfeuers Flanke. Jamies Stute war ohnehin schon rastlos, weil sie neben dem fremden Pferd gestanden hatte. Erbost bäumte sie sich auf. Alec entriss dem unaufmerksamen Reitknecht die Zügel und sprach besänftigend auf sie ein. Sofort beruhigte sie sich.
Beak hörte, wie Jamie den Atem anhielt. Mit großen Augen starrte sie den schottischen Krieger an, und der Stallmeister argwöhnte, sie könnte in Ohnmacht fallen. Rasch legte er einen Arm um ihre Schultern. »Nehmen Sie sich zusammen, Mädchen. Wenn Sie jetzt umkippen und sich bloßstellen, wird’s Ihnen keineswegs besser gehen.«
Ärgerlich schüttelte sie ihn ab. »Natürlich werde ich nicht die Besinnung verlieren! Sie beleidigen mich, wenn Sie mir eine solche Schwäche zutrauen.«
Er verkniff sich ein Lächeln. Jetzt musste er sie nicht mehr vorwärts schieben. In ihren Augen leuchtete wieder das gewohnte Feuer.
In königlicher Würde hob sie den Saum ihres Kleides und ging zu Wildfeuer. Beak half ihr aufzusteigen, dann tätschelte er ihre Hand. »Und jetzt versprechen Sie mir, dass Sie sich gut mit Kincaid vertragen werden. Eine Ehefrau muss ein heiliges Gebot befolgen und ihrem Mann gehorchen«, fügte er augenzwinkernd hinzu.
»O nein …«
»Im Hochland gilt diese Regel immer noch«, ergänzte Alec, und es klang so, als wollte er jeden Verstoß gegen das Gesetz gnadenlos ahnden.
Jamie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, ehe sie sich wieder zu Beak wandte.
Der Stallmeister grinste ihren Mann an. »Sie wissen doch noch, was Sie mir versprochen haben, Laird Kincaid?«
Alec nickte, schleuderte Wildfeuers Zügel zu Jamie hinüber und spornte seinen Hengst an. Offenbar beabsichtigte er nicht, auf sie zu warten. Entschlossen verhinderte sie, dass die Stute ihm folgte, denn sie wollte feststellen, wie weit ihr Mann reiten würde, ehe er sich anzuhalten bequemte. Offenbar überhaupt nicht, dachte sie, als Ross und Reiter hinter der Zugbrücke verschwanden. Er hatte nicht einmal über die Schulter geschaut.
»Was meinten Sie, als Sie ihn fragten, ob er sich an sein Versprechen erinnert?« Fast geistesabwesend starrte Jamie über den Burggraben.
»Darüber brauchen Sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen«, erwiderte Beak leichthin.
Jetzt richtete sie einen durchdringenden Blick auf ihn. »Heraus mit der Sprache!«
»Ich hab nur ganz kurz mit ihm geredet, Jamie – über Ihre Unschuld.«
»Ich verstehe nicht …«
»Nun ja, Mädchen, Sie werden eine so genannte Hochzeitsnacht erleben. Und da ich es war, der Ihnen erklärt hat, was zwischen Mann und Frau geschieht, hielt ich es für besser, Ihren Gemahl zu ermahnen …«
»O Gott, darüber haben Sie mit ihm gesprochen?«
Beak nickte. »Er versicherte mir, er würde beim ersten Mal vorsichtig sein und versuchen, Ihnen nicht wehzutun.«
Sie wurde rot vor Verlegenheit. »Ich lasse mich ohnehin nicht von Kincaid anrühren, also haben Sie sich ganz umsonst bemüht.«
»Jetzt seien Sie nicht so eigensinnig, Jamie! Ich machte mir Sorgen um Sie. Und ich habe Ihnen nicht allzu viel über die Vorgänge beim Liebesakt erzählt. Deshalb erklärte ich Kincaid, Sie wüssten kaum etwas …«
»Ich will nichts mehr davon hören! Er wird mich niemals anfassen, und damit basta!«
Der alte Mann seufzte laut auf. »Wenn Sie das glauben, wird er Sie eines Besseren belehren, mein Mädchen. Nachdem er Sie so begehrlich angeschaut hat, wird er Sie bei der ersten Gelegenheit in die Arme nehmen. Finden Sie sich damit ab, befolgen Sie seine Anweisungen, dann kann nichts schief gehen.«
»Ich soll seine Anweisungen befolgen?«
»Schreien Sie mich nicht so an! Und jetzt reiten Sie ihm lieber nach.«
Jamie schüttelte den Kopf. »Erst müssen Sie mir versprechen, mich sofort aufzusuchen, wenn es hier Schwierigkeiten gibt.«
»Was für Schwierigkeiten?«
Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, als sie erklärte: »Anscheinend hat Papa Goldmünzen von Andrew genommen. Es war eine Leihgabe, und ich weiß nicht, ob er das Geld zurückzahlen kann.«
Beaks Wutschrei erschreckte das Pferd dermaßen, dass es
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