Auf Befehl des Koenigs
bemerkte er.
»Das bin ich ja auch.«
Ihre Antwort klang so beschämt, als würde sie eine schwere Sünde gestehen, und er musste wieder lachen.
»Würdest du endlich aufhören, mich zu verspotten? Das ist eine Beleidigung.«
»Deine Jungfräulichkeit ist keine Schande, Jamie.«
Endlich hatte er sie wieder einmal beim Vornamen genannt, und darüber freute sie sich so, dass sie lächelte. »Hättest du mich auch geheiratet, wenn ich nicht mehr unberührt wäre?«
»Ja.«
»Wirklich?«
»Aye! Du solltest nicht verlangen, dass ich mich wiederhole.«
»Du bist ein ungewöhnlicher Mann. Die meisten Ritter würden eine Frau ablehnen, die sich bereits einem anderen geschenkt hat.«
»Natürlich hätte ich den Namen des Mannes herausgefunden, der sie vor der Hochzeit entehrt hat.«
»Und dann?«
»Dann hätte ich ihn getötet.«
Jamie sah keinen Grund daran zu zweifeln. Sie erschauerte. Offenbar machte es ihm nicht das Geringste aus, Blut zu vergießen.
»Aber die Frage ist bedeutungslos, weil du noch Jungfrau bist«, fügte er hinzu.
»Ja, sicher. Nun, bist du bereit zu warten, bis ich dich näher kenne?«
Plötzlich empfand er den Wunsch, ihr die Angst zu nehmen – wenn er auch nicht wusste, warum. Selbstverständlich wollte er mit ihr schlafen, aber er wollte nicht, dass sie in kaltem Entsetzen vor ihm zurückschreckte. Und so entschloss er sich zu einer diplomatischen List. »Wir warten, bis du das Tuch der Kincaids trägst, Jamie.«
»Gibst du mir dein Wort darauf?«
»Soeben hab’ ich’s dir gegeben.« Er drückte sie an sich, hob ihr Kinn hoch und zwang sie, in seine Augen zu blicken: »Ich will mich nicht ständig wiederholen.«
Jamie wollte nicken, aber er hielt ihr Kinn fest. Langsam beugte er sich herab und küsste sie. Sie war zu verwirrt, um Widerstand zu leisten. Sein Mund fühlte sich hart an, aber auch wunderbar warm. Erst als sie den Kuss zu erwidern begann, richtete er sich auf.
»Ich danke dir für dein Verständnis«, sagte sie leise.
»Deine Gefühle kümmern mich nicht. Du bist einfach nur meine Frau – mein Besitz, genauso wie mein Pferd. Wenn du das nicht vergisst, werden wir ganz gut miteinander auskommen.«
»Wie dein Pferd …«, würgte sie hervor. Noch nie war sie so gedemütigt worden.
»Wie mein Pferd«, bestätigte er.
»Du tust dein Bestes, um mich zu ärgern, was?« Grinsend nickte er.
»Warum?«
»Um dir zu zeigen, dass du in deiner Wut sagen und tun kannst, was du willst – ich werde nie die Geduld verlieren. Damit du das begreifst, habe ich dir diese Lektion erteilt.«
»Unser Gespräch war also eine Lektion für deine unwissende englische Frau?«
Wieder nickte er, und Jamie begann zu lachen. »Du würdest deine Beherrschung auch dann wahren, wenn ich dir sagte, dass du der grässlichste Krieger bist, dem ich je begegnet bin?«
»Ja.«
»Du hast versichert, du würdest erst mit mir schlafen, wenn ich dein Tuch trage. Und jetzt will ich dir auch etwas versprechen. Du wirst den Tag bereuen, wo du geprahlt hast, du würdest nie die Geduld mit mir verlieren.« Ehe er antworten konnte, schob sie seinen Arm von ihrer Taille und sprang auf. »Jetzt muss ich baden. Mein schrecklicher Mann hat mich angefasst, und ich will mich abschrubben, bis ich mich wieder sauber fühle. Möchtest du mir noch ein paar Beleidigungen an den Kopf werfen, ehe ich gehe?«
»Nein.«
Sie betrachtete ihn und erkannte, dass er ihr keine Angst mehr einjagte. Aber sie wusste nicht, warum sich ihre Einstellung zu ihm geändert hatte. Er hat seine erste Frau nicht getötet – dieser Gedanke kam ihr plötzlich in den Sinn, gefolgt von einem zweiten, der sie sehr verwirrte: Ich vertraue ihm, voll und ganz.
Als sie sich abwandte, sagte er: »Jamie, ich muss dich warnen. Das Wasser ist ziemlich kalt.«
»Wir Engländer sind nicht so zimperlich, wie die Schotten glauben!«, rief sie über die Schulter, während sie davonschlenderte.
Sie holte saubere Kleider, Seife und eine Haarbürste, dann trat sie ans Ufer. Endlich allein, dachte sie. Daniel war mit Mary in den Wald gegangen, und Jamie hoffte, dass sich das Mädchen vernünftig benahm. Es widerstrebte ihr, sich in die Angelegenheiten der beiden einzumischen, falls er die Gefühle ihrer Schwester verletzte. Ein Glück, dass ich nicht so zart besaitet bin, überlegte sie. Aber ehe ich Alecs Tuch trage, muss erst mal die Sonne auf die Erde fallen. Es wird ihm nichts anderes übrig bleiben, als mich zu umwerben, wie es jeder anständige
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