Auf Befehl des Koenigs
keinen einzigen Soldaten.«
»Meine Männer erwarten mich im Hof.«
»Die Frauen auch?«
»Ein paar. Die meisten sind mit den Kindern zum Frühlingsfest auf Gillebrids Burg geritten, und die Hälfte meiner Soldaten hat sie begleitet.«
»Also deshalb ist es hier so still.« Lächelnd drehte sie sich zu Alec um. »Wie viele Leute dienen dir?« Doch sie vergaß ihre Frage sofort, als sie seine strahlenden Augen sah. »Du freust dich, weil du wieder zu Hause bist, nicht wahr?«
»Fünf- bis sechshundert Männer unterstehen mir. Ja, Engländerin, ich bin glücklich über meine Heimkehr.«
»Fünf- bis sechshundert?«, rief sie ärgerlich. »Willst du mich verhöhnen?«
»Es ist die Wahrheit, Jamie. Der Kincaid-Clan ist sehr groß.«
»Nun, ich weiß, was von deinen Rechenkünsten zu halten ist. Das Zählen bereitet dir offenbar große Mühe.«
»Wie meinst du das?«
»Du sagtest, wir würden drei Tage brauchen, um deine Burg zu erreichen. Aber es hat viel länger gedauert.«
»Aus Rücksicht auf deinen Zustand ritt ich langsamer, als ich es ursprünglich geplant hatte.«
»Aus Rücksicht auf meinen Zustand?«
»Du hattest Schmerzen – erinnerst du dich?« Ihr Erröten zeigte, dass sie es nicht vergessen hatte. »Und du bist ziemlich erschöpft.«
»Das bin ich nicht.« Sie sah, wie er die Brauen zusammenzog, und bereute sofort ihren Widerspruch. Bald würde sie seine Verwandten kennen lernen, und deshalb wollte sie ihn bei Laune halten. »Ich glaube dir auch, wenn du mir erzählst, siebenhundert Männer würden dir dienen.«
Er grinste, also war es ihr gelungen, ihn zu besänftigen. Nun stieß er einen schrillen Pfiff aus, der sofort beantwortet wurde. Zahlreiche Krieger stürmten aus den Hütten oder kamen von weiter her, um über die Mauer zu klettern. Alec hat nicht übertrieben, dachte Jamie verdutzt. Und wenn die Hälfte der Soldaten mit den Frauen und Kindern unterwegs war, mussten dem Clan noch viel mehr angehören als sechshundert.
Alec nickte zufrieden, hob eine Faust, und da stimmten seine Leute ein ohrenbetäubendes Jubelgeschrei an. Erschrocken griff Jamie nach dem anderen Arm ihres Mannes, der schützend ihre Taille umschlang. Obwohl sie wusste, dass sie sich unhöflich benahm, gaffte sie die Männer an, unfähig, ihren Blick von ihnen loszureißen. Sie war in ein Land gekommen, das von Giganten bevölkert wurde. Sie erschienen ihr so lang wie die Kiefernstämme, mit denen sie so gern um sich warfen. Ihre Größe wirkte ebenso beängstigend wie ihre wilden Augen, aber ihre Kleidung verwirrte Jamie am allermeisten.
Cholie war nicht betrunken gewesen. Die Schotten trugen tatsächlich Frauenkleidung – knielange karierte Röcke und Überwürfe in Alecs Farben. Manche hatten safrangelbe Hemden darunter an, andere nichts. Die meisten waren barfuß.
»Möchtest du sie zählen?«, fragte Alec und spornte seinen Hengst an. »Ich glaube, es sind zweihundert.«
»Eher fünfhundert«, wisperte Jamie.
»Jetzt übertreibst du aber.«
Der Weg durch den Hof wurde von Soldaten gesäumt, und Jamie sprach im Flüsterton, um nicht belauscht zu werden. »Wenn das die Hälfte deiner Leute ist, musst du eine Legion besitzen.«
»Nein, eine Legion besteht aus dreitausend – oder sogar sechstausend. So viele Männer kann ich nur zusammentrommeln, wenn ich meine Verbündeten zu Hilfe rufe. Du brauchst dich nicht zu fürchten.«
»Wie kommst du darauf, dass ich mich fürchte?«
»Du zitterst.«
»Unsinn! Aber – sie starren uns alle an.«
»Weil sie neugierig sind.«
»Waren sie nicht auf unsere Ankunft vorbereitet?«, fragte sie unbehaglich.
»Meine Krieger sind immer vorbereitet.«
»So sehen sie aber nicht aus.«
»Du meinst ihren Aufzug? Wir nennen diese Tracht nicht ›Kleider‹.«
Erstaunt hob sie die Brauen. »Hat Beak dir etwa erzählt …?«
»Ich war in eurem Stall.«
»Nein!«
»Doch!«
»O Gott!« Beklommen versuchte sie sich an jenes Gespräch mit Mary und dem Stallmeister zu erinnern. »Was hast du sonst noch gehört?«
»Dass die Soldaten Schafsgehirne haben und einander mit Baumstämmen bewerfen.«
»Ich wollte nur scherzen. Und ich dachte, Cholie sei betrunken gewesen, als sie behauptete … Alec, ziehen sich deine Leute immer so unanständig an, dass man die Knie sieht?«
Er lachte. »Du wirst dich dran gewöhnen.«
»Aber du kleidest dich nicht so?«
»Oh, doch.«
»Jetzt trägst du doch auch eine Hose, und deshalb dachte ich …«
»Die habe ich nur an, weil ich in
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