Auf Befehl des Koenigs
ihm streiten. Er ergriff Wildfeuers Zügel und übergab sie dem Mann, der ihm gefolgt war.
Jamie fand, er sei viel zu jung für einen Stallmeister. Aber nachdem er Wildfeuers Vorzüge gepriesen hatte, beschloss sie seinen Fähigkeiten zu vertrauen. Offensichtlich verstand er etwas von Pferden. Und er hatte eine sanfte Stimme, die in schroffem Gegensatz zu seinem widerspenstigen roten Haar stand, und ein gewinnendes Lächeln.
Wildfeuer hasste ihn trotzdem. Sie versuchte sich zwischen Jamie und Alec zu schieben, doch Donald bewies eiserne Entschlossenheit. Als der Laird einen schroffen Befehl hervorstieß, gelang es dem Stallmeister, das temperamentvolle Pferd unter Kontrolle zu bringen und davonzuführen. Jamie schaute ihm nach wie eine besorgte Mutter, die von ihrem Baby getrennt wird.
»Sie wird sich schon einnisten.«
Diese Bemerkung ihres Mannes brachte sie in Wut. Genauso hatte er von ihr gesprochen. Anscheinend stellte er sie auf dieselbe Stufe wie ihre Stute. »Ja sie vielleicht«, antwortete sie mit besonderer Betonung.
Sie gingen zur Treppe, die zum Burgtor hinaufführte. Alec hatte Jamie noch immer nicht mit seinen Männern bekannt gemacht. Würde er es vergessen? Vielleicht wartete er auf den richtigen Augenblick.
Vor dem Tor blieb er endlich stehen, den Arm immer noch um Jamies Schultern gelegt, und drehte sich mit ihr um. Sofort wurde es still im Hof. Die Krieger neigten die Köpfe, jeder presste eine Hand auf seine Brust.
Der große Moment war gekommen. Hoch aufgerichtet stand Jamie da und wartete auf die wundervolle Rede, die ihr Mann jetzt halten würde. Nun musste er ihr Loblied singen, ob er wollte oder nicht. Sie beschloss, sich jedes einzelne Wort zu merken, um sich genüsslich daran zu erinnern, wenn er sie wieder einmal ärgerte.
Es war eine kurze Rede und schon vorbei, ehe Jamie merkte, dass Alec den Mund geöffnet hatte. Laut hallte seine Stimme von den Mauern wider. »Meine Frau!«
Das war alles? Sonst wusste er nichts zu sagen? Als er schwieg, erkannte sie, dass er tatsächlich nichts hinzufügen würde. Da er gälisch gesprochen hatte und sie ihre diesbezüglichen Sprachkenntnisse nicht verraten wollte, konnte sie ihren Zorn über seine knappe Erklärung nicht zeigen. Er gab den Männern ein Zeichen, worauf sie ihre Schwerter zogen und wieder in gellendes Geschrei ausbrachen.
Jamie rückte näher an Alec heran und knickste. Der neue Jubel, der jetzt aufklang, verwirrte sie. »Was hast du ihnen gesagt?«, wisperte sie, obwohl sie es genau wusste. Sobald er geantwortet hatte, würde sie erklären, er hätte sie etwas ausführlicher vorstellen müssen. Doch dazu kam sie nicht.
»Ich habe verkündet, dass du Engländerin bist«, log er und drückte sich an sie.
»Und deshalb jubeln sie? Weil ich Engländerin bin?«
»Nein, Frau, deshalb brüllen sie«, entgegnete er, und sie seufzte gequält. »Wie gefallen dir meine Leute?«, fragte er.
Ohne ihn anzuschauen, erwiderte sie: »Alle tragen Schwerter. Und du hast keins, Kincaid.«
Sie hat in der Tat Mumm in den Knochen, dachte er grinsend.
Die Soldaten gafften Jamie ungeniert an, und Alec wusste, dass sie einige Zeit brauchen würden, um sich an ihren Anblick zu gewöhnen. Er selbst hatte das ja auch noch nicht geschafft.
Um einem Wink seines Herrn zu gehorchen, rannte der blonde Mann die Treppe hinauf, den Jamie für den stellvertretenden Befehlshaber hielt. Er blieb vor ihr stehen und wartete darauf, ihr vorgestellt zu werden.
»Das ist Gavin, Frau. Er führt das Kommando, wenn ich nicht daheim bin.«
Gavin schaute ihr in die Augen, und sie lächelte ihm zu. Doch während er fortfuhr, sie anzustarren, erstarb ihr Lächeln. Musste sie jetzt etwas sagen und irgendeine Formalität erledigen? Er sah gut aus und erinnerte sie an Daniel, ihren Schwager, denn als er endlich grinste, funkelten seine grünen Augen belustigt. »Es ehrt mich, Sie kennen zu lernen, Lady Kincaid.« Ohne den Blick von ihr abzuwenden, beglückwünschte er ihren Mann: »Du hast eine gute Wahl getroffen, Alec. Wie konntest du sie Daniel wegschnappen?«
»Wir schleuderten Kiefernstämme, um zu bestimmen, wer sich zuerst eine Braut aussuchen sollte. Und ich gewann. Meine Frau ist die beste vom ganzen Wurf.«
»Die beste vom ganzen Wurf?« Empört wandte sich Jamie zu ihm. »Soll das ein Scherz sein, Alec, oder willst du mich vor deinem Freund bloßstellen?«
»Ich scherze nur.«
»Er scherzt ständig«, teilte sie Gavin mit, um das ungeheuerliche Benehmen
Weitere Kostenlose Bücher