Auf Befehl des Koenigs
könnte, um ihn von diesem kleinen Gebrechen zu heilen. Aber warum sollte sie sich seinetwegen bemühen, wenn er sie so böse anstarrte?
»Nun?« Drohend trat er einen Schritt auf sie zu.
Statt angstvoll zurückzuweichen, kam sie ihm sogar entgegen. Alec blinzelte verblüfft. Er vermochte erwachsene Männer in die Flucht zu schlagen. Und diese zierliche Frau wagte es, ihm die Stirn zu bieten.
Wieder versuchte der Priester einzugreifen. »Lady Kincaid, wollen Sie ihn unbedingt erzürnen?«
»Er wird nicht die Geduld mit mir verlieren«, erwiderte sie und schaute ihrem Mann fest in die Augen. »Das hat er mir versichert.« Weil sie Alec ansah, entging ihr die erstaunte Miene des Geistlichen. »Und er würde niemals sein Wort brechen.«
Alec fragte sich, ob er sie erdrosseln oder küssen sollte. »Möchtest du, dass ich mein Versprechen bereue, Frau?«
»O nein. Aber deine Einstellung macht mir Sorgen. Wie sollen wir miteinander auskommen, wenn du dich so unnachgiebig zeigst? Ich bin deine Frau. Erlaubt mir diese Position nicht, dir zu sagen …?«
»Nein!«, unterbrach er mit harter Stimme. »Wenn hier jemand nachgibt – dann du. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
Sein Blick riet ihr, den Streit zu beenden, doch das widerstrebte ihr. »Eine Ehefrau darf also nie ihre Meinung sagen?«
»Niemals«, bestätigte er seufzend. »Du verstehst noch nicht, wie es hier zugeht, Jamie, und deshalb verzeihe ich dir heute dein freches Benehmen. Aber in Zukunft …«
»Ich bin nicht frech, ich bemühe mich nur, das alles mit meinem winzigen Gehirn zu begreifen. Erklär mir doch die Pflichten, die ich als deine Frau erfüllen muss. Damit will ich so bald wie möglich anfangen.«
»Du hast keine Pflichten.«
Jamie starrte ihn an, als hätte er sie geschlagen, dann las er hellen Zorn in ihren Augen. Sie war ihm ein Rätsel. Erkannte sie denn nicht, wie rücksichtsvoll er sie behandelte? Offenbar nicht, denn sie widersprach ihm erneut: »Jede Ehefrau hat Pflichten, selbst wenn sie ihre Meinung nicht äußern darf.«
»Du nicht.«
»Nach dem schottischen Gesetz – oder nach deinem?«
»Nach meinem. Die Schwielen an deinen Händen müssen verschwinden. Hier wirst du nicht arbeiten wie eine Sklavin.«
Empört schnappte sie nach Luft. »Deutest du etwa an, ich sei daheim eine Sklavin gewesen?«
»Nein!«
Sie schrie beinahe. »Bin ich dir so unwichtig, dass du mir nicht gestattest, meinen Platz in deinem Haus zu finden?«
Er gab keine Antwort, denn er wusste beim besten Willen nicht, worüber sie sich beschwerte.
Mit einem ohrenbetäubenden Befehl weckte er Angus, den er dann auf Gälisch befragte. Der Kopf des verwundeten Kriegers war erstaunlich klar. Seine Stimme klang noch etwas schwach, aber er vermochte präzise zu erklären, was Alec zu wissen verlangte. Als das Verhör beendet war, brachte er ein schwaches Lächeln zustande und fragte, ob er an der Jagd teilnehmen dürfe.
Das lehnte Alec grinsend ab. Jamie hörte, wie er erklärte, der Soldat könne in seine Hütte zurückkehren, sobald es ihm besser gehe, und sich von Elizabeth betreuen lassen. Er wandte sich zum Gehen, ohne noch einmal mit seiner Frau zu sprechen, aber sie lief ihm nach. »Alec?«
»Was gibt’s?« Unwillig drehte er sich zu ihr um.
»In England gehört es zu den Gepflogenheiten eines Ehemanns, seine Gemahlin am Morgen mit einem Kuss zu begrüßen«, log sie.
»Wir sind nicht in England.«
»So etwas geziemt sich überall.«
»Es geziemt sich, dass eine Frau die Farben ihres Mannes trägt.«
»So ist das also?«
»Ich bin nicht schwerhörig, also solltest du dir’s ersparen, die Stimme zu heben.«
Ihre Enttäuschung war offenkundig. Sie sehnte sich nach Zärtlichkeiten, und er beschloss skrupellos, das auszunutzen. Warum hatte er nicht schon früher daran gedacht? Am Wochenende würde sie seine Farben tragen, wenn er sich in der Zwischenzeit weigerte, sie anzurühren.
»Wo soll ich meine Münzen verwahren?«, fragte Jamie.
»Hinter dir auf dem Kaminsims steht ein Geldkästchen. Leg deine Shillings hinein.«
»Darf ich mir ein paar von deinen Münzen nehmen, wenn ich sie brauche?«
»Das kümmert mich nicht«, erwiderte er über die Schulter, bereits auf dem Weg zur Tür.
Ärgerlich starrte sie auf seinen Nacken. Er hielt es nicht einmal für nötig, sich von ihr zu verabschieden. Als er sein Schwert von der Wand nahm, fragte sie sich, was er beabsichtigen mochte. Sobald er die Halle verlassen hatte, eilte sie zu dem alten
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