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Auf Befehl des Koenigs

Auf Befehl des Koenigs

Titel: Auf Befehl des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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fand. »Und wenn ich es recht bedenke, ist es eigentlich auch Alecs Sünde – was meinen Sie?« Er fand keine Zeit, um zu antworten, denn sie fuhr bereits fort: »Und je länger ich mir das vor Augen führe, desto fester wird meine Überzeugung, dass Alec Ihnen eine Münze geben müsste. Es ist wirklich nur seine Sünde.«
    Vater Murdock hatte große Mühe, diesen Gedankengängen zu folgen, und es kam ihm so vor, als wäre ein Wirbelwind durch die Halle gewellt – aber ein Wirbelwind voller Sonnenschein. Am liebsten hätte der Priester laut aufgelacht vor Freude. Die Düsternis, die Alecs Burg seit Helenas Tod erfüllte, würde jetzt verfliegen. Daran zweifelte er nicht. Er hatte in dieser langen Nacht gesehen, wie der Laird seine Frau anschaute – genauso freudig überrascht wie die anderen.
    »Nun, Vater?«, fragte sie. »Was halten Sie von meinem Problem?«
    »Keiner von euch hat gesündigt.«
    »Keiner?«
    Vater Murdock lächelte über das Staunen, das er mit seiner Erklärung hervorgerufen hatte. »Sie sind sehr fromm, nicht wahr, Lady Kincaid?«
    Es wäre eine schwere Sünde gewesen, den Geistlichen zu täuschen. »O gütiger Himmel, nein! Das dürfen Sie nicht glauben, denn es wäre eine Lüge. Aber unser Priester daheim, nun ja, er ist schrecklich gottesfürchtig, und die Bußen, die er uns auferlegte, waren einfach grauenvoll. Ich glaube, er ging vor allem aus Langeweile so streng mit uns um. Einmal zwang er Agnes, ihr Haar abzuschneiden, und sie weinte eine ganze Woche lang.«
    »Agnes?«
    »Eine meiner lieben Schwestern.«
    »Dann muss sie ja eine schreckliche Untat begangen haben.«
    »Sie schlief einmal bei seiner Predigt ein«, vertraute Jamie dem Geistlichen an, und er musste sich sehr beherrschen, um nicht zu lachen.
    »Hier sind wir nicht so streng, und ich werde Sie niemals veranlassen, Ihr Haar abzuschneiden, Mylady, das verspreche ich Ihnen.«
    »Welch ein Jammer, dass Sie nicht unser Priester waren! Seit Agnes ihr Haar abschneiden musste, kräuselt es sich nicht mehr.«
    »Wie viele Geschwister haben Sie?«
    »Wir waren zu fünft, lauter Mädchen. Aber Eleanor, die Älteste, starb bereits, als ich erst sieben war. Deshalb erinnere ich mich kaum an sie. Dann kamen die Zwillinge Agnes und Alice, danach Mary, und ich bin die Jüngste. Papa zog uns nach dem Tod meiner Mutter allein auf.«
    »Das scheint mir eine wunderbare Familie zu sein. Sind Ihre Schwestern so hübsch wie Sie?«
    »Oh, viel hübscher«, erwiderte Jamie. »Meine Mama ging mit mir schwanger, als sie Papa heiratete. Er hatte seine Frau verloren und sie ihren Mann, kurz nach der Hochzeit. Aber für Papa spielte das keine Rolle. Seit ich geboren bin, liebt er mich wie sein eigenes Fleisch und Blut.«
    »Ein guter Mensch«, meinte Vater Murdock.
    »O ja«, stimmte sie seufzend zu. »Wenn ich von meiner Familie rede, wird mir erst so richtig bewusst, wie sehr ich sie vermisse.«
    »Dann wollen wir das Thema wechseln. Bitte, nehmen Sie diese Münze zurück und verwenden Sie sie für einen besseren Zweck.«
    »Es wäre mir lieber, Sie würden den Shilling behalten. Die Seele meines Gemahls könnte gewiss etwas Aufmerksamkeit vertragen. Da er ein Laird ist, muss er so manchen Mann im Kampf töten. Bitte, missverstehen Sie mich nicht, Vater. Alec würde niemals grundlos Blut vergießen. Ich kenne ihn zwar nicht so gut wie Sie, aber ich glaube, er sucht nicht absichtlich Händel mit diesem oder jenem Gegner. In meinem Herzen weiß ich, dass er nicht schlecht ist. Bitte legen Sie beim Allmächtigen ein gutes Wort für ihn ein, Vater.«
    Alec kam gerade rechtzeitig in die Halle, um mit anzuhören, wie Jamie seinen Charakter verteidigte.
    »Sicher ist er nicht schlecht, Mylady, da pflichte ich Ihnen bei.« Der Geistliche hob den Kopf, sah Alecs gequälte Miene und unterdrückte ein Grinsen.
    Erleichtert atmete sie auf. »Das freut mich. Es ist zwar schändlich, so etwas zuzugeben – aber ich bin es leid, ständig an meine Seele zu denken. Vater Charles zwang uns, sogar alle Gedanken zu beichten. Und wie ich gestehen muss – manchmal erfand ich ein paar, um den Mann zufrieden zu stellen. Er ist ein höchst gewissenhafter Priester, und wir führten ein sehr ruhiges Leben. Da konnten wir kaum sündigen.«
    Vater Murdock hielt diesen Kollegen für einen üblen Fanatiker. »Hier nehmen wir es nicht so genau, Lady Kincaid.«
    »Das beruhigt mich. Jetzt, wo ich verheiratet bin, muss ich ja auch noch für die Seele meines Mannes sorgen, und wenn

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