Auf Befehl des Koenigs
Priester, der wieder seinen Platz am Krankenlager eingenommen hatte.
»Wissen Sie, wohin er gegangen ist, Vater?«
»Auf die Jagd.«
»Vermutlich nicht, um Wild für unsere Mahlzeiten zu erlegen …«
»Nein, Mylady. Er macht Jagd auf die Männer, die Angus so zugerichtet haben. Wenn er sie findet – dann gnade ihnen Gott.«
Jamie wusste, dass solche Racheakte in Kriegerkreisen als ehrenwert galten. Trotzdem missfielen sie ihr. Gewalt würde nur immer neue Gewalt erzeugen. Auch in dieser Beziehung würde sie niemals mit ihrem Mann übereinstimmen. Resignierend seufzte sie. »Ich hole Ihnen noch weitere Münzen. Wer weiß, wie viele Ablassgebete er am Ende dieses Tages brauchen wird …«
Der Geistliche unterdrückte ein Lächeln und überlegte, ob Alec wusste, welch eine gute Wahl er bei seiner Brautschau getroffen hatte. »In unseren Bergen wird sich einiges ereignen«, bemerkte er, als er mit Angus allein war.
»Ganz sicher«, flüsterte der Krieger.
»Hast du mitbekommen, wie Alec und seine Frau sich angeschrien haben?«
»Es war nicht zu überhören.«
»Was hältst du von deiner Retterin?«
»Sie wird ihn verrückt machen.«
»Es ist an der Zeit, dass ein neues Leben beginnt.« Angus nickte. »Kincaid hatte genug Kummer.«
»Er weiß nicht, wie er sie beurteilen soll. Das erkenne ich an der Art, wie er sie anschaut.«
»Wird sie dir jedes Mal eine Münze geben, wenn er sie ärgert, Vater?«
»Ich glaube schon.« Der Priester schlug sich kichernd auf die Knie. »Es dürfte eine Weile dauern, bis sie sich an unseren Lebensstil gewöhnt hat. Und es wird mir ein Vergnügen sein, sie dabei zu beobachten.«
Jamie kam zurück, reichte ihm zwei weitere Münzen und fragte, warum er lächle.
»Ich dachte an all die Veränderungen, mit denen Sie sich abfinden müssen, Mädchen. Es wird Ihnen nicht leicht fallen. Aber Sie werden diesen Clan bald genauso lieben wie ich.«
»Haben Sie schon einmal die Möglichkeit erwogen, dass auch der Clan gewisse Veränderungen hinnehmen müsste?« Jamies Augen funkelten.
Er glaubte, sie würde scherzen. »Da haben Sie sich ein unerreichbares Ziel gesteckt.«
»So unerreichbar, als wollte ich ganz allein einen riesigen Bären aufessen?«
»Genauso.«
»Ich könnte es schaffen.«
Sofort ging er ihr in die Falle. »Wie denn?«
»Indem ich einen Bissen nach dem anderen verspeise.«
Er brach in lautes Gelächter aus, dem ein Hustenanfall folgte. Jamie lief in ihre Schlafecke, rührte die übelriechende Paste an, die sie dem Priester versprochen hatte, und brachte sie ihm. »Sie müssen die Salbe ein bis zwei Stunden ziehen lassen, ehe Sie Ihre Brust damit einreiben, Vater.«
Stirnrunzelnd nahm er den Tiegel entgegen. »Das stinkt ja wie der Tod.«
»Der Geruch ist unwichtig. Diese Paste wird Sie von Ihrem Husten heilen.«
»Das glaube ich Ihnen, Jamie.«
»Vater? Meinen Sie, es würde Alec etwas ausmachen, wenn ich mich im Oberstock umsehe?«
»Bestimmt nicht. Dies ist jetzt Ihr Heim.«
»Sind die Räume bewohnt?« Als er den Kopf schüttelte, verkündete sie: »Dann werde ich meine Sachen hinauftragen.«
»Das wird Alec nicht gefallen.«
»Ich denke dabei auch an ihn. Hier unten sind wir niemals ungestört. Sicher wird er sich in einem der oberen Räume wohler fühlen. Würden Sie ihn an meiner Stelle danach fragen?«
Diese Bitte konnte er ihr nicht abschlagen. Lady Jamie hatte ein bezauberndes Lächeln. »Gut, das will ich tun.«
Zufrieden blieb er an Angus’ Bett sitzen und genoss die beschauliche Ruhe. Beinahe wäre er eingeschlafen, als er von einem lauten scharrenden Geräusch aufgescheucht wurde. Er richtete sich auf und sah, wie Jamie eine große Truhe aus einem Zimmer im Oberstock schleifte. Hastig stand er auf und eilte die Stufen hinauf. »Was machen Sie da?«
»Ich möchte den vorderen Raum benutzen. Da gibt es ein schönes großes Fenster.«
»Aber warum schaffen Sie diese Truhe heraus?«
»Sie nimmt zu viel Platz weg. Bemühen Sie sich nicht, Vater, Sie brauchen mir nicht zu helfen. Ich bin stark genug.«
Er ignorierte diese Prahlerei, und mit vereinten Kräften schoben sie die Truhe ins Nebenzimmer. »Sie hätten das Ding vorher leer räumen sollen«, meinte er.
Jamie schüttelte den Kopf. »Es steht mir nicht zu, sie zu öffnen. Der Inhalt gehört mir nicht, und jeder hat ein Recht auf seine Privatsphäre.«
»Die Truhe war Helenas Eigentum. Ich nehme an, Sie können sie jetzt als Ihres betrachten, Jamie.« Ehe sie darauf antworten
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