Auf Befehl des Koenigs
tatsächlich in einen zornschnaubenden Bären verwandelt«, erklärte sie laut genug, sodass Angus es verstand. »Aber sobald die Fäden aus seiner Brust gezogen sind, wird er zu jammern aufhören.«
»Sprich nicht so respektlos von mir!«, brüllte Angus vom Bett herüber. »Der Laird will mich besuchen und hat sicher keine Lust, sich dieses dumme Weibergewäsch anzuhören.«
Sie verdrehte die Augen, dann wandte sie sich zu ihrem Mann. »Darf ich ihm einen Becher Wein anbieten?«
Mürrisch nickte Angus. »Ich könnte auch einen vertragen.«
Dieser Hinweis blieb unbeachtet. Elizabeth füllte für Alec einen Becher mit dunklem Rotwein, für ihren Mann einen Kelch mit Wasser. »So, nun lasse ich euch allein«, sagte sie und ging zur Tür.
»Komm her!«, befahl Angus.
Alec lehnte am Fensterbrett und beobachtete, wie sie zum Bett eilte. Angus zog sie zu sich hinab, küsste sie lange und leidenschaftlich und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Da ergriff sie mit hochroten Wangen die Flucht.
»Sie ist eine gute Frau«, meinte er seufzend, goss das Wasser auf den festgestampften Erdboden und stand auf, um den Weinkrug zu suchen.
»Den Krug hat sie mitgenommen«, verkündete Alec lachend. »Sie kennt dich besser, als du glaubst.«
Diese Bemerkung schien Angus zu gefallen.
Er bedeutete dem Besucher, ihm etwas von dem Trunk abzugeben. Diesen Wunsch erfüllte Alec, und Angus nahm einen großen Schluck. »Oh, das schmeckt köstlich! Deine Frau redete Elizabeth ein, ich dürfe erst wieder Wein trinken, wenn die Fäden gezogen sind. Nur Gott mag wissen, warum die Lady ihr diese ungeheuerliche Anweisung gegeben hat. Natürlich hält sich Elizabeth daran, und ich bin zu tiefstem Leid verdammt, während die beiden wie Glucken über mir hängen. Hättest du mich lieber sterben lassen, Mann, und mich gerettet vor diesen …«
»Engeln?«
Grinsend nickte Angus. »Wolltest du etwas Besonderes mit mir besprechen oder dich nur an meinem Unglück weiden?«
»Schließ die Tür. Niemand darf uns belauschen.«
Angus wandte sich ab und gab der Tür einen Tritt. »Offenbar geht es um ernste Dinge. Du machst ein ziemlich grimmiges Gesicht.«
Der Laird schilderte, was Jamie zugestoßen war. »Sie weiß nicht, dass jemand einen Mordanschlag auf sie verübt hat.«
Sie erörterten die Sicherheitsmaßnahmen, die getroffen werden mussten, bis der Schuldige gefunden war. Angus zählte drei Jahre mehr als sein Herr und war nach dessen Meinung auch um drei Jahre klüger. Er sank in seinen Sessel, legte die Beine aufs Bett, und als sie ihre Pläne geschmiedet hatten, runzelte er die Stirn, genauso finster wie Alec.
Der Laird begann auf und ab zu gehen, und da wusste Angus, dass es noch andere Probleme gab. Geduldig wartete er. Mehrere Minuten verstrichen, bis Alec sein Schweigen brach. »Würdest du mir alles erzählen, was du über Helena weißt? Während meiner kurzen Ehe mit ihr warst du hier – und ich nicht …«
»Aye, du musstest dich um die Geschäfte des Königs kümmern. Ist dir bewusst, dass du zum ersten Mal seit dem Begräbnis den Namen deiner verstorbenen Frau ausgesprochen hast?«
»Ich wollte sie vergessen, doch …« Mitten im Satz unterbrach sich Alec. »Sag mir alles, woran du dich erinnerst.«
Etwa eine halbe Stunde lang befragte er seinen vertrauenswürdigen Freund, und als er Angus verließ, hatte sich seine Stimmung nicht gebessert. Elizabeth wartete vor der Tür. Er zwinkerte ihr zu, worauf ihr erneut das Blut in die Wangen stieg.
Während er den Hang hinaufstieg, entdeckte er Jamie am Fenster des dritten Zimmers im Oberstock. Sie hätte ihn sehen müssen, aber ihre Aufmerksamkeit galt den beiden Soldaten, die unter ihr an der Hausmauer lehnten. Ihr Lächeln versetzte ihn sofort in gute Laune. Wie schön sie war … Ein paar Locken hatten sich aus ihrem Haarknoten gelöst und umrahmten das Gesicht. Schmutzflecken zierten ihre Nase und die Stirn. Abends muss sie noch einmal baden, entschied er grinsend.
Einer der Soldaten begann zu sprechen. Interessiert beugte sie sich hinunter, um zu lauschen. Was der Mann seinem Kameraden erzählte, schien sie sehr zu amüsieren. Alec kam näher. Abrupt hielt er inne, als er merkte, dass der Krieger gälisch sprach. Und seine Frau verstand jedes verdammte Wort. Er war zu verblüfft, um ihr böse zu sein.
Der Soldat erzählte gerade die alte Geschichte von dem Schotten, der eine hingestreckte nackte Frau am Straßenrand gefunden hatte und sofort über sie hergefallen war, um sich
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