Auf Befehl des Koenigs
Gelächter.
»Gavin, wenn du überall herumerzählst, dein Laird habe am helllichten Tag geschlafen, sorge ich dafür, dass du beiden Schwestern begegnest.«
»Hast du etwa geschlafen?«, rief Gavin.
Sogar Marcus stimmte ein, als die beiden lachten. Bis jetzt hatte Jamie den dunkelhaarigen Soldaten nicht einmal lächeln sehen. »Was erheitert euch denn so?«, fragte sie.
»Nicht so wichtig«, entgegnete Alec, und sie starrte ihn misstrauisch an.
»Wolltest du soeben andeuten, meine Schwestern wären deiner Freunde unwürdig?« Herausfordernd stemmte sie die Hände in die Hüften.
»Nicht einmal einem Ziegenbock würde ich die zwei aufbürden.« Er ignorierte ihren Wutschrei und fuhr fort: »Ich lehne es ab, Tiere grausam zu behandeln. Wie du sicher schon bemerkt hast, benutze ich nicht mal die Peitsche, wenn ich ausreite, und …«
»Willst du meine Familie beleidigen?«
Statt zu antworten, setzte er das schiefe Grinsen auf, das sie so gerne mochte, und nun musste auch sie lachen. Der Mann war ein hoffnungsloser Fall. »Du benimmst dich schändlich, Kincaid. Außerdem kennst du meine Familie nicht gut genug, um dir ein Urteil erlauben zu können. Doch das wird sich bald ändern.« Sein Lächeln erstarb, und sie fügte in honigsüßem Ton hinzu: »Ich werde sie alle bitten, uns einen langen, langen Besuch abzustatten.«
»Und was soll das sein?« Gavin sprang von dem Stuhl herab, auf den er gestiegen war, um den Wandteppich aufzuhängen.
»Treten Sie zurück, dann werden Sie’s erkennen!«, entgegnete Jamie.
»Großer Gott, Alec, weißt du, wen ich soeben aufgehängt habe?«
»Das ist William, unser geliebter Eroberer«, erklärte Jamie. »Wie man mir sagte, ein naturgetreues Porträt. Ein hübscher Mann, nicht wahr?«
Drückendes Schweigen senkte sich herab. Gavin und Marcus schauten den Laird erwartungsvoll an, und der starrte ungläubig auf seine Frau.
Marcus war der Erste, der sich von seiner Verblüffung erholte. »Er war fett.«
»Nicht fett, sondern stattlich«, wurde er von Jamie verbessert.
»Um Himmels willen, was ist das für ein gelbes Ding über seinem Kopf?« Gavin wich noch einen Schritt zurück.
»Ein Heiligenschein«, erwiderte sie.
»Haben sie den Mann heilig gesprochen?«, erkundigte sich Marcus.
»Es ist noch nicht amtlich, aber es kann nicht mehr lange dauern, bis die Kirche seine Heiligkeit anerkennt.«
»Warum?« Marcus sprach aus, was auch die beiden anderen Männer dachten.
Jamie freute sich über das Interesse ihres Gemahls und seiner Soldaten. Ausführlich erläuterte sie, dass William die englische Lebensart ganz allein geändert hatte, und sprach in allen Einzelheiten über die Beziehung zwischen Lehnsherrn und Vasallen. Als sie ihren Vortrag beendete, erwartete sie, mit Fragen bestürmt zu werden. Aber niemand schien Wert auf weitere Informationen zu legen. »Glaubt Ihr, dieses System könnte auch hier funktionieren?«, wollte sie wissen.
»Bei uns gibt’s das schon seit ein paar hundert Jahren, Jamie«, entgegnete Alec.
»Soeben haben Sie die schottischen Clans beschrieben, Mädchen«, ergänzte Gavin und versuchte Jamies Enttäuschung über die Reaktion ihres Mannes mit einem Lächeln zu mildern.
»Nimm den Wandteppich runter, Gavin«, befahl der Laird.
»Alec, das kannst du doch nicht ernst meinen!«, klagte Jamie. »Meine Schwestern haben viele Stunden lang daran gearbeitet. Es war ein Geburtstagsgeschenk für mich, und ich möchte es immer vor Augen haben.«
Vater Murdock war in die Halle gekommen und hatte die letzten Worte gehört. Ein Blick auf die Wand über dem Kamin verriet ihm den Grund für Alecs sichtliches Missvergnügen. Offenbar braute sich ein Streit zusammen. Um zu verhindern, dass Jamies Gefühle verletzt wurden, mischte er sich hastig ein. »Alec, sie wollte dich sicher nicht beleidigen, als sie in diesem Haus das Bild deines Feindes aufhängen ließ.«
»Natürlich wollte ich ihn nicht beleidigen«, bestätigte Jamie. »Aber er stellt meine Geduld auf eine harte Probe. Dies ist auch mein Heim, also sollte er mir erlauben, es in meinem Sinn zu schmücken.«
»Nein«, widersprach Alec.
Jamie und der Priester starrten ihn vorwurfsvoll an, Marcus und Gavin grinsten.
Entschlossen kehrte Jamie ihrem Mann den Rücken. »Vater, würden Sie helfen, den Stuhl in der Halle aufzustellen? Oder hast du dagegen auch etwas einzuwenden, Alec?«
Murdock inspizierte das Möbelstück. »Mit dem stimmt was nicht, Jamie. Er hat geschwungene Kufen an den
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