Auf Befehl des Koenigs
zu schätzen, obwohl es durch den mürrischen Tonfall ihres Mannes etwas beeinträchtigt wurde.
»Du möchtest also nicht, dass sie eine Schottin wird?«
»Gewiss nicht. Sie ist Engländerin, dagegen kann man nichts machen. Aber sie wird sich an all das Neue gewöhnen.«
»Das wirst du auch.«
Nach einer kleinen Pause bat Alec: »Würdest du mir erklären, was du damit meinst, Vater? Allmählich wird mein Geduldsfaden so dünn wie verwässertes Ale.«
»Jamie hängt an ihren Traditionen, so wie du an deinen. Ließe sich beides nicht auf friedliche Weise verschmelzen? Ein hübscher Wandteppich, der unseren König Edgar zeigt, würde sich an Williams Seite großartig machen. Was hältst du von dieser Idee?«
Alec hielt gar nichts davon – seine Frau dafür umso mehr, wie ihm ihr Lächeln verriet. Da er sie nicht kränken wollte, sprach er seine Meinung nicht aus und stimmte dem Priester widerstrebend zu. »Aber er muss größer sein als William.«
Jamie war zu glücklich über sein Zugeständnis, um mit ihm über die Größe von Wandteppichen zu streiten. Sie persönlich fand zwar, König Edgars Bild dürfte nur halb soviel Platz einnehmen wie William. Aber sie würde sich wohl oder übel mit zwei gleich großen Porträts abfinden müssen. Einen Heiligenschein sollte Edgar allerdings nicht kriegen. »Danke, Alec.«
Um seine Nachgiebigkeit nicht zu übertreiben, befahl er: »Marcus, nimm William von der Wand. Dort darf er erst wieder hängen, wenn Edgar fertig ist. Bald werden die Soldaten zum Abendessen hereinkommen. Und wenn sie diesen Kerl anschauen müssen, wird ihnen schlecht.«
Vater Murdock zeigte seine Erheiterung erst, nachdem der Laird die Halle verlassen hatte, zwinkerte Jamie zu, dann schlenderte auch er hinaus und pfiff ein fröhliches schottisches Lied vor sich hin. Er konnte es kaum erwarten, bis sich das nächste Gewitter zusammenbrauen würde.
Jamie stieg die Treppe hinauf und bemerkte, dass Gavin und Marcus ihr folgten. Als sie fragte, ob sie nichts anderes zu tun hätten, schüttelten sie die Köpfe. Und so erteilte sie ihnen den Auftrag, einen Teil ihres Gepäcks ins Schlafzimmer zu bringen. Sie fand es äußerst seltsam, dass diese beiden bedeutsamen Soldaten einfache Dienstbotenarbeit verrichten wollten.
Später kehrte sie in die Halle zurück und sah Edith mit Annie am Kamin stehen. Die beiden starrten auf den Schaukelstuhl und wandten sich dann zu Jamie, die ihnen ein Grußwort zurief.
Annie lächelte, bis sie Ediths finstere Miene bemerkte, und zog ebenfalls die Stirn in Falten. Nach Jamies Meinung musste die ältere Frau die unbeugsamste aller Schottinnen sein. Ihre strenge Erscheinung wirkte keineswegs einnehmend. Niemals löste sich ein Strähnchen aus der geflochtenen Haarkrone, kein einziger Fleck verunstaltete das karierte Kincaid-Kleid. In der Pflege ihres Aussehens war Edith genauso gründlich wie in ihrem Hass gegen die neue Herrin.
Und die neue Herrin hatte allmählich die Nase voll. »Was ist Ihnen denn zugestoßen?«, fragte Edith spöttisch. »Sind Sie in einen Eimer mit Spülwasser gefallen?« Marcus war hinter Jamie stehen geblieben. Nun trat er vor und schrie Edith an: »Wage es bloß nicht, so mit der Gemahlin deines Lairds zu reden!«
Seufzend klopfte Jamie ihm auf die Schulter, und als er sich zu ihr umdrehte, bat sie um die Erlaubnis, mit seiner Schwester nach ihrem eigenen Gutdünken zu verfahren. Bereitwillig stimmte er zu, und sie gingen in die Mitte der Halle. »Annie, verlassen Sie das Haus. Edith, Sie bleiben, wo Sie sind.« Offenbar mangelte es ihrer Stimme an Autorität, denn Edith folgte dem Mädchen zur Tür. Doch die harte Stimme ihres Bruders hielt sie sofort zurück.
Jamie dankte ihm und fragte, ob sie allein mit Edith sprechen dürfe. Niemand sollte Zeuge dieser Unterredung werden.
Nun mischte sich Gavin ein, der am Fuß der Treppe stand und Edith erbost musterte. »Keiner von uns wird sich entfernen.«
Da Jamie nicht mit den Soldaten streiten wollte, eilte sie zu Marcus und wisperte ihm etwas zu. Mit unbewegter Miene nickte er, und sie wandte sich wieder zu seiner Schwester. »Seit ich hier bin, behandeln Sie mich wie eine Aussätzige. Das habe ich jetzt endgültig satt.« Edith lachte ihrer Herrin ins Gesicht, und Jamie fuhr mit etwas schärferer Stimme fort: »Sie wollen also nicht versuchen, mit mir auszukommen?«
»Ich sehe keinen Grund, mit Ihresgleichen auszukommen.«
»Marcus!«
»Ja, Mylady?«
»Wenn ich Alec bitte, Edith noch
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